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DAS VISUM - eine unendliche Geschichte

Geschichten, die das Leben schreibt, sind manchmal nervtötend.
Nach zwei Wochen Aufenthalt in Sri Lanka war ich gezwungen, mein 30 Tage gültiges Visum zu verlängern. Bewaffnet mit Arbeitsvertrag, offiziellem Empfehlungsschreiben eines Uni-Profs, Reisepass, ortskundigem Ureinwohner und einer erheblichen Menge Devisen machte ich mich auf den Weg zur Einwanderungsbehörde. Alles begann wie erwartet, nämlich mit auszufüllenden Formularen: Name, Vorname, ledig, weiße Weste, gutaussehend und noch viele weitere wichtige Fakten musste ich preisgeben. All diese Daten wurden gemeinsam mit meinem Pass und den mitgebrachten Unterlagen vom Verwaltungsapparat entgegengenommen, das heißt, eine Akte wurde angelegt!

Anschliessend ging es zum “Assistant Controller”. Dieser war sehr nett und erklaerte mir irgendetwas in singhalesisch. Dieses ‘Irgendetwas’ lies ich mir von meinem ‘Nativ Sri Lankian’ übersetzen und musste daraufhin überrascht feststellen, dass sich der Aufenthalt im Behördendschungel etwas länger gestalten würde. Denn Mr. Assistant Controller hatte ganz nett gesagt, dass ich auf keinen Fall eine VISA-Verlängerung bekommen würde, weil ich mit Touristenvisum eingereist war, obwohl ich in Sri Lanka Arbeit habe und sofort hätte ein Residence-VISA beantragen müssen.

Ich lies mir kurz das Wort ‘Assistant’ durch den Kopf gehen und verlies das Büro umgehend in Richtung “Department Officer”, seinem Vorgesetzten. Dieser meinte zu meinem Dolmetscher, nachdem auch er meinen Arbeitsvertrag intensiv durchgelesen hatte, wie es denn angehen könne, in einer Nichtraucherfirma arbeiten zu müssen. Zitat: “Das hält doch keiner aus!” Diese Sympathiebezeugung etwas anderer Art bekräftigte mich in der Hoffnung, dass ab jetzt die Weiche auf das Licht am Ende des Tunnel gestellt ist.

Mit einigen Signaturen und Stempeln wurden wir schließlich in die “FrauenFolterHalle” verwiesen. Dies ist ein Raum von der Größe einer Turnhalle (es roch auch genauso nach Schweiß…), in dem eine Vielzahl von Frauen mit winzigen Schreibtischen bürokratische Beschäftigung vortäuschten. Hier nahm das Drama seinen Lauf. Zur Erklärung: die meisten Singhalesen sind Buddhisten, sie dürfen ihr ‘Gesicht’ nicht verlieren (z.B. indem sie etwas nicht wissen oder einen absichtlichen Fehler machen…), deshalb scheuen sie Verantwortung und sind alles andere als entscheidungsfreudig, wenn sie nicht durch ihre Position zum Treffen von Entscheidungen gezwungen sind! Und diese Frauen sind noch nicht einmal ASSISTANT Controller, was in folgendem Szenario mündete:

Nachdem die erste Bearbeiterin meine Unterlagen genauestens durchgelesen hatte, erklärte sie sich für nicht zuständig und verwies uns an die nächste. Die es sich nicht nehmen lies, alle Papiere intensiv zu studieren und feststellte... na? Dass sie nicht zuständig ist, uns aber freundlich weiterschickte. Und so ging das 1,5 Stunden immer im Kreis herum!!! Dann fand sich tatsächlich eine “resolute” Frau mit gewichtigen Argumenten, die meinte, dass sie unbedingt drei Passfotos von mir bräuchte und wir in einer Stunde wiederkommen könnten (nicht vorher!!!). Gesagt - getan, wie verabredet standen wir wieder bei der Bearbeiterin. In der Zwischenzeit hatte sich kein Fortschritt in meiner Angelegenheit ergeben. Was natürlich klar war, denn wir mussten ja noch die Fotos auf das Formular kleben. Eines vorn, über der Angabe, dass ich Deutscher bin. Zwei auf der Rückseite in eine Tabelle, in die ich, wenn ich welche hätte, den Status meiner Kinder hätte eintragen müssen. Macht nix, die werden schon ihre Gründe haben, aber fürs Foto einkleben war die gute Frau dann doch nicht mehr zuständig. Logisch, das muss man selber machen, und zwar bei der Frau mit dem Klebstoff!!! Die fand sich auch nach einer Viertelstunde und ich konnte die Fotos eigenhändig einkleben (in einem Land, wo man selbst im Supermarkt von einer “Einkaufsassistentin” verfolgt wird). Nun durfte ich endlich meine 15.000rs (ca. 120 €) bezahlen, um hier offiziell arbeiten zu dürfen. Daraufhin erklaerte uns die xx-Zentnerfrau, dass wir - wie sollte es anders sein - warten sollten (weitere 3 Stunden). Mein Einheimischer verabschiedete sich nun, soviel Zeit hatte auch er nicht eingeplant.

Drei Stunden später stand ich, langsam ziemlich durchgeschwitzt, wieder vor meiner Bürokratin mit der Gravitationskraft eines kleinen Planeten. Sie hatte eine Aufgabe für mich: ein Formular ausfüllen! Das gleiche, das bereits einen Tag lang ausgefüllt in der Behörde kursiert! Dieses Problem klärte sich jedoch sehr schnell auf, als ein Singhalese um die Ecke kam, der eben dieses Formular ausfüllen wollte. Ich war einer Verwechslung mit dem Einheimischen erlegen (eine Sache, die mir hier ständig passiert). Nachdem die Vertreterin der Behörde mir mit einem für die hiesige Bevölkerung typischen Lächeln (aufgrund der Verwechslung folgerichtig) mitteilte, dass mein Pass den erforderlichen Stempel immer noch nicht bekommen hat, sank meine Laune auf 3 Kelvin (darunter wird's echt eisig!!).

Ab diesem Punkt: Taktikwechsel. Ich erklärte dem scheinbar weiblichen Planeten, dass ich solange neben meinem Reisepass ausharren würde, bis dieser einen neuen Eintrag in Form eines Residence-VISA erhalten habe. Nach einigen Ausweichversuchen in Englisch (“das geht nicht, wir schließen doch gleich...”) und etwas mehr Singhalesisch und der Erkenntnis, dass ich es ernst meinte, kam ein Laufbursche (ich heftete mich an seine Fersen) und beförderte meinen Reisepass zum “Assistant Controller 2”. Dieser forderte mich zwar auf, sein Büro zu verlassen (damit er seine Ruhe hat), jedoch bemerkte er schnell, das ich schon mitbekommen habe , dass “Assistant” hier sowas wie “hat leider in der Schule nicht richtig aufgepasst” bedeutet. Das heißt also, ich blieb und bekam einen Stempel in meinen Reisepass verbunden mit einem eingefrorenen Lächeln des Assistenten und weiter ging es. Der Laufbursche absolvierte mit meinem Pass noch ein paar Stationen in der “FrauenFolterHalle” und um 15.30 hielt ich meinen gestempelten Reisepass in verschwitzten zittrigen Händen...

Im nachhinein erfuhr ich, dass die anderen Trainees nur eine Stunde benötigt hatten und seltsamerweise keine Fotos auf Tabellen kleben durften…

   © 2005 by MRamsbeck •