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Nuwara Eliya 23. - 26. Dezember 2005

Der Wermutstropfen
Jedes Eingang zum Nationalpark perfekte Wochenende braucht ihn, den Wermutstropfen, das Haar in der Suppe oder den Stein im Wein. In unserem Falle war das wie so oft das Reisen. Da wir uns nicht rechtzeitig um Platzreservierungen bemüht hatten, standen wir mit der Hälfte der sri lankischen Bevölkerung am Bahnsteig Plattform 5, um den Nachtzug Richtung Gebirge zu erstürmen. Marco, bereit, unter Einsatz seines Lebens mit ausgefahrenen Ellenbogen den letzten freien Sitzplatz zu erobern, war auch tatsächlich einer der ersten im vor uns haltenden Waggon. Nur dumm, dass das der Postwagen war. Nachdem wir uns im Gedränge wiederentdeckt hatten, befanden wir uns in einem vollgepferchten Zugabteil, das unangenehm an Flüchtlingstrecks erinnerte. Nebenbei ging auch noch Marcos Handy verloren (also wer schon seit Monaten denkt: Aaaach, deeeen musst du eigentlich auch nochmal irgendwann anrufen, kann sich jetzt beruhigt zurücklehnen und im Frühjahr behaupten, wochenlang verzweifelt seine Nummer gewählt zu haben.). Nach acht Stunden Zugfahrt zog schließlich die Kälte der Nacht in 1.500m Höhe in unsere Knochen und an Schlaf war trotz erkämpften Sitzplatzes auf dem Boden nicht mehr zu denken.

Mit dir würde ich bis ans Ende der Welt gehen...
das Ende der Welt Ja, ja, gääähn, denkt sich bei solchen Sprüchen die vom Leben gezeichnete Frau, die der Realität ins Auge sieht und sich keinen Honig mehr ums Maul schmieren lässt. In unserem Falle sei jedoch gesagt: Das Ende der Welt existiert und wir waren da! Am 24. Dezember 2005! Um dorthin zugelangen, mussten wir uns natürlich ziemlichen Strapazen aussetzen. Nach einer 10stündigen Zugfahrt begannen wir den Aufstieg in die Horten-Plains, eine Hochebene von 2300 Metern über NN, über die man das "world's end" erreicht. Nach 21km Fußmarsch mit der aufgehenden Sonne im Rücken kamen wir an das Ende. Das heißt, der Weg endet. Hat jemand von euch schon einmal einen Weg enden sehen? Ich rede nicht von: "der Trampelpfad war nicht mehr erkennbar..." oder "bei diesen Lichtverhältnissen ist kein Weg mehr auszumachen..." NEIN!! Der Weg endete!! Danach kommt lange nichts... so ungefähr 600 Meter. Bei klarer Sicht breitet sich die Landschaft wie ein fernes Luftbild vor einem aus. Das kommt aber nur sehr selten vor. Selbstverständlich hatten wir ein glückliches Händchen oder vielmehr Auge. 20 Minuten nach unserem Eintreffen füllte sich die gesamte Tiefebene bis zum Rand unseres Weges mit Wolkendunst. Ein imposantes Schauspiel. Wenn man jetzt einfach weiterginge, das wäre wirklich, als ob man ins Nichts läuft... Das denken sich auch regelmäßig unglückliche Liebespaare, die hier ihrem Leben ein Ende setzen und damit den sri lankischen Rekordplatz in der Suizidstatistik verteidigen helfen. Wir haben uns für den beschwerlicheren, aber gesünderen Rückweg entschieden. Der führte durch prähistorische Landschaften mit Baumfarnen und allerlei eigenartigen Gewächsen, wo wir damit rechneten, dass jeden Augenblick ein Dinosaurier um die Ecke spaziert kommt. Kreidezeit..., eindeutig Kreidezeit

Nuwara Eliya
war unser Aufenthaltsort während der Weihnachtstage und liegt eindeutig am Kältepol der Insel, was uns zu weihnachtlicher Stimmung verhalf. Nurelia ist ein unglaublich sauberer Ort, der tiefes Einatmen nicht bestraft, weshalb ihn schon die Engländer zum Luftkurort erwählten. Das ist auch der Grund, warum der Ort einen recht versnobten Eindruck macht: es gibt einen 18-Loch Golfplatz und ein Hotel, in das man nur im Smoking reinkommt. Der wahrscheinlich größte Kinderspielplatz in ganz Sri Lanka befindet sich im hiesigen Victoriapark. Die Geräte sehen alle aus wie DDR-Kindern wohlbekannte Metallklettergerüste, aber das tut der Beliebtheit keinen Abbruch. Die Wälder in und um Nurelia muten europäisch oder auch kanadisch an. Darüber konnte keine letztliche Einigkeit erzielt werden, nur sri lankisch kamen sie uns eindeutig nicht vor. Um auf der Straße nach Nurelia oder von dort weg zu gelangen, sind läppische 1500 Höhenmeter zu überwinden, die nicht enden wollende übelkeitserregende Serpentinen zur Folge haben.

Glennfalls Inn
hieß unsere weihnachtliche Unterkunft, über die es folgendes zu berichten gibt:

- Die Preisverhandlungen gestalteten sich sehr hartnäckig und der Übernachtungsbeitrag fürs Zimmer sank letztlich von 3.500 ("eigentlich der normale Preis") über 2.200 ("es ist Weihnachten") und 1.500 ("Spezialpreis für Freunde") auf 1.100rs. ("aber keinem weitersagen!"). Uns erschien jedoch, dass es der sri lankische Geschäftsmann nicht so virtuos versteht zu verhandeln wie beispielsweise ein Araber. Ein Kurs zum Thema: Wie erkenne ich schnell, wieviel ein europäischer Tourist zu zahlen bereit ist? wäre durchaus angebracht.

Weihnachtskamin... vielleicht kommt ja gleich der Weihnachtsmann

- Das Klima war vergleichbar mit schönen Frühsommertagen in den Alpen. Das hatte zur Folge, dass wir früh morgens im Freien unseren Atem sehen konnten und die Nase kalt wurde. Seit langem hatten wir mal wieder das Gefühl, dass die Fliesen im Bad viel zu kalt sind und dass es unangenehm ist, sich auf die kalte Klobrille zu setzen. Zum Einschlafen mussten wir uns unter eine dicke Decke kuscheln, was zur Abwechslung auch sehr angenehm war...!

- Die Unterkunft war sehr rustikal mit viel Holz und Bergromantik eingerichtet. Ein gemeinsamer Aufenthaltsraum beeindruckte durch seinen Kamin, den wir am Heiligabend anheizten, bevor wir vor Erschöpfung ins Bett sanken.

- Wir wurden einmal aufs Neue belehrt, dass man in sri lankischen Herbergen IMMER einheimische Speisen bestellen sollte und NIE (nur weil man einen unbändigen Appetit auf ein Stück Fleisch hat) ein Pfeffersteak. Ebensowenig wie den Leuten hier die Schreibweise geläufig ist (Stake statt Steak), sind sie mit der Zubereitung von Kurzgebratenem vertraut.

- und das politisch unkorrekte Statement zum Schluss: Wessikinder benehmen sich daneben, vor allem wenn ihre Väter mal Gebrauchtwagen in den Osten verschachert haben!


Shantipur

Im höchsten Dorf Sri Lankas (2.050m) überall Tee sieht es zwar ein bisschen aus wie in Österreich, aber es gibt keinen Alpengasthof und auch sonst keine Kneipe. Das ist aber schon das einzige, was wir zu meckern hatten, denn die Wanderung von Nurelia nach Shantipur war wirklich bilderbuchreif. Der Aufstieg über Teeplantagen war äußerst schweißtreibend und verhalf uns zu der Erkenntnis, dass Teeblätter pur nach gar nix schmecken. Im Ort wurden wir schließlich von allen Dorfbewohnern gegrüßt, unter anderem von einer besorgt dreinblickenden Alten, die auf ihre leicht verkrüppelten Füße zeigte. Marco vermutete schon wieder (erfahrungsgemäß nicht ganz zu Unrecht), dass sie unser Mitleid und damit unsere Freigebigkeit erregen wollte... Dabei war es umgekehrt! Als er später hinab auf seine eigenen Füße sah, war der linke rot gefärbt und der Arme wäre beinahe verblutet. Doch dank geschulter Erste-Hilfe-Kräfte in seiner Nähe und professioneller Anti-Schock-Therapie konnte der Kratzer behandelt und das Opfer gerettet werden. Im Anschluss machten wir uns auf den Rückweg nach Nurelia, wo wir zur Feier des Tages einen echten Espresso tranken und aller Freunde und Verwandten in der europäischen und nichteuropäischen Ferne gedachten...
   © 2005 by MRamsbeck •