“Viele Informationen besitze ich leider selber nicht. Durch den Krieg ging vieles verloren. Ich hoffe, die folgenden Zeilen entsprechen euren Vorstellungen. Mein Großvater Alfred Brechensbauer, das einzige Kind von Josef Brechensbauer, begann seine eigenen Lebenserinnerungen mit: “Mein Vater war ein Wandersmann, und mir liegt's auch im Blut” und erzählt auch davon, wie er schon als kleines Kind mit seinem Vater die Wegemarkierungen des Kammweges mit Pinsel und Farbe besonders im Teilabschnitt des Teplitzer Bezirkes mit dem blau-weißen Kammwegzeichen markierte. Auch im beruflichen eiferte er seinem Vater nach und wurde wie dieser Lehrer.
Sein Vater, mein Urgroßvater, Josef (Franz) Brechensbauer, wurde am 3. November 1867 in Komotau im Böhmischen geboren. Ursprünglich waren die Brechensbauer ein altes Wiener oder Österreichisches Geschlecht, welches mitunter die Industrialisierung nach Böhmen verschlagen hat. Nach Schule und Ausbildung gelang ihm 1886 der Einstieg in den öffentlichen Schuldienst und seit 1913 diente er als Oberlehrer in Teplitz-Schönau. Verheiratet war er mit Helene, geborene Ritter von Rittershain, Tochter eines k.u.k. Universitätsprofessors in Prag. Aus der Ehe ging am 14. August 1906 ein Kind hervor, Alfred (Gottfried Josef) Brechensbauer. Nebenberuflich und nach der Pensionierung war Josef B. als Heimatforscher tätig. Unter anderem stammen aus seiner Feder:
I. Das Kapitel über das Böhmische Mittelgebirge im erfolgreichen "Wegweiser durch das Erzgebirge" von Professor Bruno Berlet (1908, 312 Seiten), II. “Aus der Vergangenheit der Stadt Töplitz-Schönau und ihrer Umgebung – ein Geschichtsbild“ (1912, 95 Seiten) III. das Kapitel über den Erzgebirgs-Kammweg im Band 2 “Das Böhmische Erzgebirge” von Viktor Karell (1968, 261 Seiten) und besonders der: IV. “Erzgebirgs-Kammweg-Führer” im Graserschen Verlag (1932 und andere Auflagen, 64 Seiten).
In Folgen von Abhandlungen beschäftigte er sich u.a. eingehend mit den Namenserklärungen heimatlicher Ortschaften des Erzgebirges oder sammelte heimatliche Sagen. Der Erzgebirgs-Kammweg zwischen Asch und Tetschen und auch der Zusammenschluss aller mitteleuropäischen Kammwege vom Hunsrück bis zum Odergebirge, von der Saar bis nach Schlesien, war seine Idee, zum Teil sein Werk - so sein Sohn in seinen Lebenserinnerungen.
Josef Brechensbauer war freier Mitarbeiter beim Teplitz-Schönauer Anzeiger und von 1905 bis 1920 Schriftleiter der dort erscheinenden Erzgebirgszeitung. 1907 wurde der erste Skiklub in Teplitz-Schönau ausgegründet, er wurde zum Amtwalter gewählt.
Sein Wirken in den Gebirgsvereinen war ihm ein besonderes Anliegen, so war er von 1921 bis 1927 Verbandsobmann des Gebirgsvereins Teplitz-Schönau, auch Obmann des Nordwestböhmischen Verbandes der Gebirgsvereine, nach 1925 Geschäftsstellenleiter des Hauptverbandes der deutschen Gebirgs- und Wandervereine in der Tschechoslowakei, der seinen Sitz in Aussig hatte. Nebenher war er noch ein begeisterter Lichtbildner/Photograph.
Josef Brechensbauer ist mit 78 Jahren am 9. September 1945 noch in seinem Haus in der Zeidlerstraße 12 in Teplitz gestorben, seine Ehefrau ist ihm wenige Monate später am 30. Januar 1946 im Teplitzer Krankenhaus gefolgt. Ihre Gräber sind unbekannt.”
Aus einem Brief von Volker Schmidt, München 2007. © Lebensdaten/Fotografien/Abbildungen Volker Schmidt/München, Stefan Brechensbauer/Trelleborg, Wolfgang Mende/Zinnwald und Alexander Lohse/Georgenfeld.
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