Lektion 24, Grammatik

24.1. koto GA aru ことがある

  1. 映画には時々行くことがあります
    Manchmal gehe ich auch ins Kino ( = kommt es auch vor, dass …).
  2. ヨーロッパでは着ることがないと思ったので、着物は持って来ませんでした。
    Weil ich annahm, dass ich in Europa nie einen Kimono tragen würde, habe ich keinen mitgebracht.
  3. 私はよく忘れてしまうことがあるので、重要なことは、必ずノートします。
    Weil ich oft etwas vergesse ( = weil es oft vorkommt, dass …), notiere ich mir wichtige Dinge unbedingt.
  4. バスに乗って行くこともありますが、大抵は大学まで歩いて行きます。
    Es kommt auch vor, dass ich mit dem Bus fahre, aber meistens laufe ich zur Universität.
  5. ケンプさんが夜十二時過ぎまで起きていることはありません
    dass Herr Kemp bis nach 24 Uhr aufbleibt, kommt nicht vor.
  6. 小川さんは東京のある放送局で働いていたこともあります
    Herr Ogawa hat auch mal in einem Tōkyōter Rundfunksender gearbeitet.
  7. 仕事が予定通り終わらなかったこともあります
    Es ist auch vorgekommen, dass ich nicht wie geplant mit der Arbeit fertig wurde.
  8. 私はまだ日本に行ったことがありません
    Ich war noch nicht in Japan.
  9. あの人はどこかで会ったことがある人だと思います。
    Ich glaube, ich habe ihn/sie irgendwo mal getroffen.
  10. 新幹線に乗ったことがない日本人は、あまりないと思います。
    Ich glaube, es gibt kaum Japaner, die noch nicht mit dem Shinkansen gefahren sind.
  11. 私はまだ先生の家に行ったことはありません
    Beim Lehrer zu Hause war ich noch nicht.
  12. 私は友だちの家に遊びに行って、万年筆を忘れてくることがよくありました
    Es kam oft vor, dass ich meinen Freund besuchte und dort meinen Füllfederhalter liegenließ.
  13. 時々、おそく起きて、授業に遅れることがありました
    Es kam hin und wieder vor, dass ich zu spät zum Unterricht kam, weil ich spät aufgestanden war.
  14. 会議がつまらないので、私は欠席したことがよくありました
    Es kam oft vor, dass ich bei den Besprechungen gefehlt hatte, weil sie uninteressant waren.
  15. 父は若い時に日本へ行ったことがありました
    Mein Vater war in jungen Jahren in Japan gewesen.
koto ist bereits als Keishiki-Meishi bekannt (vgl. 16.2. und 17.1.), einige lexikalisierte Strukturen mit koto sind grammatisch relevant: koto GA dekiru (vgl. 22.2.), koto NI suru (vgl. L 18, V 1) u. a. Sehr häufig gebraucht wird die Struktur koto GA aru. Sie drückt aus, dass eine Handlung vorkommt oder geschieht und impliziert eine gewisse Erfahrung mit dieser Handlung.

Während koto GA aru anzeigt, dass die Handlung noch Beziehung zur Gegenwart hat, liegt bei koto GA atta der Bezugszeitraum weiter in der Vergangenheit — ohne direktes Verhältnis zur Gegenwart (etwa „damals“, „es gab eine Zeit, in der …“).

Auch das Verb vor koto kann in der präsentischen oder TA-Form stehen. Im ersten Fall drückt die einfache Rentaikei aus, dass die Handlung mehrmals oder gewohnheitsmäßig abläuft, also bis zu einem in Betracht gezogenen Zeitpunkt nicht beendet ist; Fukushi wie yoku, tokidoki u. a. können die Wiederholbarkeit noch verdeutlichen. Steht das Verb vor koto in der TA-Form, wird die Handlung bis zu einem bestimmten Betrachtzeitpunkt als abgeschlossen angesehen. Verneinte Formen vor koto sind ebenfalls möglich (s. Satz 7). Für GA können entsprechend dem Kontext oder der Situation die Joshi WA oder MO stehen. (s. Satz 1, 4, 5, 6, 7, 11). koto GA aru kann auch in Rentai-Position vorkommen (s. Satz 9, 10).

Allgemein läßt sich zusammenfassen:

-u koto GA aru Bezugszeitraum der Handlung ist die Gegenwart. Die Handlung findet in diesem Zeitraum wiederholt oder gewohnheitsmäßig statt (s. Satz 1 – 5).
-ta koto GA aru Bezugszeitraum der Handlung ist ebenfalls die Gegenwart. Die Handlung hat bis zu einem bestimmten Zeitpunkt einmal oder auch mehrmals stattgefunden (s. Satz 6 – 11).
-u koto GA atta Die Handlung hat in einem früheren Zeitraum stattgefunden. Sie ist mehrmals oder gewohnheitsmäßig ausgeführt worden (s. Satz 12, 13).
-ta koto GA atta Die Handlung hat ebenfalls in einem früheren, mit der Gegenwart aber nicht mehr in Beziehung stehenden Zeitraum stattgefunden. Sie ist damals bis zu einem bestimmten Zeitpunkt einmal oder auch mehrmals ausgeführt worden (s. Satz 14, 15).

Die ersten beiden Strukturen sind die häufigeren.

24.2.   Das Joshi SHI し

  1. 中島さんは芝居にも行かない、映画も見に行きません。
    Herr Nakajima geht weder ins Theater nach ins Kino.
  2. 和子さんは英語を勉強しています、正夫さんはフランス語を勉強しています。
    Kazuko studiert Englisch, und Masao studiert Französisch.
  3. 東京は日本の首都です、京都は古い伝統のある町です。
    Tōkyō ist die Hauptstadt Japans, aber Kyōto ist die Stadt mit alter Tradition.
  4. ケラーさんは歌が上手です、妹さんはピアノが上手に弾けます。
    Herr Keller kann gut singen, und seine jüngere Schwester kann gut Klavier spielen.
  5. ヨーロッパの夏は日本より涼しい、さわやかなので、多くの日本人が夏にヨーロッパ旅行をします。
    Weil der Sommer in Europa kühler und erfrischender als in Japan ist, unternehmen viele Japaner im Sommer Europareisen.
  6. シュルッさんはまだ若い、毎日熱心に勉強するので、最近日本語がとても上手になりました。
    Weil Herr Schulz noch jung ist und darüber hinaus jeden Tag fleißig studiert, ist er in letzter Zeit im Japanischen sehr gut geworden.
  7. 熱は出る、仕事はできない、仕方がないので、きのうは夕方七時過ぎに寝てしまいました。
    Weil ich Fieber bekam, nicht arbeiten konnte und nichts zu machen war, bin ich gestern abend kurz nach 7 Uhr schließlich ins Bett gegangen.
  8. 京都のように、たくさん見物するところもある、古い歴史を持つ町には、日本人も外国人もよく来ます。
    In eine solche Stadt wie in Kyōto, in der es viel anzusehen gibt und die darüber hinaus eine alte Geschichte hat, kommen sowohl Japaner als auch Ausländer gern.
  9. 中村さんは、日本人にはドイツ語もむずかしい、内容も必ずしもやさしくないゲーテの作品を、この十年間に五冊訳しました。
    Herr Nakamura hat in den letzten zehn Jahren fünf Bände von Goethes Werken übersetzt, bei denen für Japaner sowohl das Deutsch schwierig als auch der Inhalt nicht immer einfach ist.
  10. その日は雨も降った、風も吹いた、本当に困ってしまいました。
    Weil es an jenem Tag sowohl regnete als auch windig war, war ich wirklich hilflos.
  11. この辺は静かだ、部屋代も安い、下宿はここに決めたいと思います。
    Weil diese Gegend ruhig und auch die Zimmermiete billig ist, möchte ich mich für dieses Zimmer entscheiden.
  12. あしたは暇がない、多分いっしょに買物には行けないでしょう。
    Weil ich morgen keine Zeit habe (und so weiter), werden wir wahrscheinlich nicht zusammen einkaufen gehen können.
  13. ロレンツさんは本もたくさん読む、いろいろなことをよく知っています。
    Bücher liest Herr Lorenz auch sehr viel, und dadurch weiß er über die verschiedensten Sachen gut Bescheid.
  14. あの人はまだ若い、将来がとても期待されます。
    Weil er noch jung ist, erwartet man viel von seiner Zukunft.
Das Setsuzokujoshi SHI folgt auf die Shūshikei von Yōgen oder von da/desu. Es kann sowohl an die kurzen, neutralen Formen als auch an die -masu-/desu-Formen angeschlossen werden. Vor SHI können auch verneinte und Vergangenheitsformen auftreten. Das Tempus wird entsprechend dem Betrachtzeitraum gekennzeichnet.

Die Grundfunktion von SHI besteht darin, zwei, selten mehrere Prädikate auf einer syntaktischen Ebene anzuordnen: SHI verbindet jeweils zwei Prädikate in einem Hauptsatz (Satz 1), zwei Hauptsätze (Satz 2 – 4) oder zwei Nebensätze (Satz 5 – 7: Kausalsätze, Satz 8, 9: Rentaisätze) koordinativ miteinander; es steht zwischen den Prädikaten bzw. Sätzen. Die durch SHI verbundenen Prädikate, Haupt- oder Nebensätze sind in der Regel nicht als einfache Aufzählung zu verstehen; in der Aneinanderreihung ist oft ein verstärkendes Moment enthalten, das manchmal durch sono ue verdeutlicht wird. Wenn die verbundenen Prädikate oder Sätze parallel als Aufzählung konstruiert sind, kann die Zweigliedrigkeit durch … MO … MO oder auch durch koto MO arukoto MO aru noch hervorgehoben werden.

Die Übertragung ins Deutsche erfolgt oft einfach mit „und“ oder — wenn die Teile in leichtem Gegensatz stehen — mit „aber“. Bei ausgesprochener Zweigliedrigkeit kann auch mit „sowohl … als auch“, „weder … noch“ oder „manchmal … manchmal“ übersetzt werden.

Ähnlich wie die durch die TE-Form verbundenen Prädikate oder Sätze drücken auch die mit SHI verbundenen Prädikate oder Sätze — abhängig vom Kontext oder der Situation — oft eine kausale Beziehung aus (s. Satz 10, 11). Das Joshi SHI tritt dabei in der Regel nach jedem Prädikat auf. Wenn Situation oder Kontext eindeutig sind, wird nur das erste Glied einer solchen Aneinanderreihung ausgedrückt, die weiteren werden nicht angegeben, nur hinzugedacht. In solchen Fällen steht der mit SHI schließende Satz mit dem nachfolgenden nicht auf einer Ebene (s. Satz 12 – 14); die kausale Nuance läßt sich im Deutschen durch einen Kausalsatz wiedergeben.

Kombinationen mit SHI


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