Lektion 22, Grammatik

22.1. Das Joshi -tari/-dari たり/だり

  1. パーティーで妹はよくピアノを弾いたり、民謡を歌ったりします。
    Meine jüngere Schwester spielt auf Partys gern mal Klavier oder singt mal Volkslieder.
  2. きのうは少しかぜをひいたので、一日中寝たり、起きたりしています。
    Weil ich mich etwas erkältet hatte, habe ich mich gestern den ganzen Tag über bald hingelegt, bald bin ich aufgestanden.
  3. ベルリンの夏は日によって暑かったり、涼しかったりします。
    Der Sommer in Berlin ist an manchen Tagen heiß, an manchen kühl.
  4. 東京ではレコードは店によって高かったり、安かったりします。
    Schallplatten sind in Tōkyō je nach dem Geschäft teuer oder billig.
  5. 大学の辺りは日によって静かだったり、うるさかったりです。
    In der Gegend der Universität ist es an manchen Tagen ruhig, an manchen laut.
  6. 家に帰るのは、場合によって、国電(で)だったり、バス(で)だったりです。
    Je nach den Umständen fahre ich mit der S-Bahn oder dem Bus nach Hause.
  7. 私の家では、晩ご飯は六時だったり、七時だったりです。
    Bei mir zu Hause essen wir mal um 6 Uhr, mal um 7 Uhr Abendbrot.
  8. 私は、時と場合によって、日本酒を飲んだり、飲まなかったりします。
    Je nach Zeit und Gelegenheit trinke ich mal Sake und mal nicht.
  9. きのうの日曜日には、映画を見たりして過ごしました。
    Am gestrigen Sonntag habe ich die Zeit mit Filmbesuch (und so) verbracht.
  10. 人の前であまり大きい声で笑ったりしない方がいいと、母は私によく注意しました。
    Meine Mutter machte mich oft darauf aufmerksam, dass ich nicht zu laut vor anderen lachen (und ähnliches) sollte.
Mit Hilfe von -tari/-dari werden Handlungen, Vorgänge, Zustände oder Merkmale gekennzeichnet, die mehrmals unterbrochen und (wechselweise) wiederaufgenommen werden bzw. auftreten. -tari/-dari steht dann meistens paarweise, es können aber auch mehr als zwei Glieder aneinandergereiht werden.

…-tari …-tari kann ergänzt werden durch … NI yotte „je nach … betrachtet“, „abhängig von …“ (s. Satz 3, 4, 5, 6, 8).

Tritt -tari/-dari nur einmal auf, gilt die Handlung, der Vorgang, der Zustand oder das Merkmal als repräsentativ für weitere ähnliche, aber nicht näher bezeichnete (s. Satz 9, 10).

-tari/-dari wird bei Dōshi an die Ren'yōkei bzw. Onbinkei angeschlossen. Bei Keiyōshi wird die Endung -i durch -kattari ersetzt. Bei Keiyōdōshi wird dattari an den Stamm angefügt. da/desu bildet dattari.

taberutabetari
mirumitari
yomuyondari
hanasuhanashitari
moraumorattari
torutottari
surushitari
kurukitari
shizuka dashizuka dattari
jōzu dajōzu dattari
takaitakakattari
atarashiiatarashikattari
-nai-nakattari
da/desudattari
Die Dōshi, Keiyōshi, Keiyōdōshi und da/desu mit -tari/-dari sind temporal und modal indifferent; durch ein dem letzten Glied nachfolgendes obligatorisches suru/shimasu bzw. da/desu wird der gesamte Komplex syntaktisch in den Satz eingeordnet. In Rentai-Position wird …-tari …-tari suru bevorzugt.

22.2.   Kanōdōshi 可能動詞

  1. きのう夜おそくまで日本語の勉強をしていたので、今朝は早く起きられませんでした
    Weil ich gestern abend bis spät Japanisch gelernt habe, konnte ich heute morgen nicht früh aufstehen.
  2. まだみんな暑まらないので、授業が始められません
    Weil noch nicht alle versammelt sind, kann der Unterricht nicht beginnen.
  3. これを買いたいですが、あまり高いので、学生の私にはとても買えません
    Ich möchte das gern kaufen, aber weil es zu teuer ist, kann ich es als Student gar nicht kaufen.
  4. たくさんの本の中から私の一番好きな本{が/を}選べました
    Von den vielen Büchern konnte ich diejenigen aussuchen, die ich am liebsten habe.
  5. ホテルの水は飲めます
    Das Wasser im Hotel kann man trinken.
  6. この問題はすぐ解決できます
    Dieses Problem kann man sofort lösen. ( = Dieses Problem ist sofort lösbar.)
  7. 仕事があるので、あしたは残念ながらゆっくり休めません
    Weil ich Arbeit habe, kann ich mich morgen leider nicht ausruhen.
  8. きのう食べられなかった果物を、私は今朝、朝ご飯の時に食べました。
    Das Obst, das ich gestern nicht essen konnte, habe ich heute früh zum Frühstück gegessen.
  9. この山はとても高いので、子供には歩いて越えられないと主います。
    Weil dieser Berg sehr hoch ist, glaube ich, dass Kinder ihn nicht zu Fuß besteigen können.
  10. これは私にも決められません
    Dies kann auch ich nicht bestimmen.
  11. 時間に遅れてしまったので、予定の新幹線に乗れませんでした
    Weil ich mich verspätet hatte, konnte ich den geplanten Shinkansen nicht nehmen.
  12. 急に仕事ができたので、私は友だちの家に行かれませんでした
    Weil ich plötzlich Arbeit bekam, konnte ich nicht zu meinem Freund nach Hause gehen.
  13. きょうは午後時間があるので、映画を見に行けます
    Weil ich heute nachmittag Zeit habe, kann ich mir einen Film ansehen gehen.
  14. 京都は私にとって忘れられない町です。
    Kyōto ist für mich eine unvergeßliche Stadt.
  15. 学生にはまだむずかしい日本語が読めません
    Die Studenten können noch kein schwieriges Japanisch lesen.
In allen diesen Beispielen wird eine bestimmte Möglichkeit ausgedrückt: Dazu werden bestimmte Formen der Dōshi – die Kanōdōshi – verwendet.
Zur Bildung der Kanōdōshi wird das Jodōshi -(ra)reru benutzt, das wie ein Verb der Ichidan-katsuyō flektiert und an die Mizenkei angeschlossen wird.
An die Dōshi der Ichidan-katsuyō wird die Variante -rareru angefügt.
taberutabe+rareru taberareruessen können
okiruoki+rareru okirareruaufstehen können
Die meisten Dōshi der Godan-katsuyō verfügen neben der regelmäßig mit -reru gebildeten Form über eine eigene Form, die zum Teil lexikalisiert und in den Wörterbüchern aufgeführt ist. Sie wird gebildet, indem die Endungssilbe der Shūshikei durch die entsprechende Silbe der e-Stufe ersetzt und -ru angefügt wird; diese Kanōdōshi werden wie Verben der Ichidan-katsuyō flektiert:
kaukae+ru kaerukaufen können
kakukake+ru kakeruschreiben können
hanasuhanase+ru hanaserusprechen können
matsumate+ru materuwarten können
yomuyome+ru yomerulesen können
yobuyobe+ru yoberurufen können
torutore+ru torerunehmen können
Die Formen auf -eru drücken im allgemeinen aus, dass der Handlungsträger von seinen physischen Anlagen oder Fähigkeiten her und auf Grund subjektiver Faktoren in der Lage ist, die Handlung auszuführen (s. Satz 3, 4, 5, 13, 16). Ähnlich verhält es sich mit den Kanōdōshi 見える bzw. 聞こえる きこえる „hören können“, „wahrnehmbar sein“: die „Handlung“ ist ohne eigenes „bewußtes“ Zutun möglich. Daneben existieren die regelmäßigen Varianten 見られる bzw. 聞ける und 聞かれる.
Demgegenüber drücken die Formen auf -reru aus, dass die Handlung auf Grund äußerer Umstände, vom Willen oder der Absicht unabhängiger Faktoren möglich ist (s. Satz 12 gegenüber 13).
Die beiden Formen der Godan-Verben werden unterschiedlich gebraucht, eine scharfe Abgrenzung ist aber nicht in allen Fällen möglich.
Bei den Ichidan-Verben sind beide Bedeutungsvarianten in einer Form enthalten.
Für suru, auch in seinen Zusammensetzungen mit Meishi, lautet die Form dekiru, für kuru lautet sie korareru.

Kanōdōshi können nicht beliebig gebildet werden, sondern nur von Verben, deren Bedeutungsstruktur das zuläßt.

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass sich bei den Verben der Ichidan-katsuyō und auch bei kuru zunehmend die Tendenz zeigt, die Formen wie folgt zu bilden:

taberareru: tabereru
mirareru: mireru
okirareru: okireru
korareru: koreru
Syntaktisch verhalten sich die Kanōdōshi wie Jidōshi, d. h., sie können in der Regel keine direkten Objekte bei sich haben. Sowohl der Handlungsträger als auch das Objekt der Handlung können durch die Joshi WA, GA oder auch MO gekennzeichnet werden (s. Satz 2, 5, 6).

Von Tadōshi abgeleitete Kanōdōshi sind semantisch „zweiwertig“; sollen beide Stellen im Satz besetzt werden (das eigentliche Subjekt und Objekt), so erscheint der eine Teil im Thema, der andere im grammatischen Subjekt.

  1. かれは日本語が話せます
    Er kann Japanisch sprechen.
  2. 日本語は彼が話せます
    Japanisch kann er sprechen.
Im modernen Japanisch treten jedoch häufig Sätze auf, in denen das direkte Objekt unverändert steht (bzw. stehen kann) (s. Satz 4).
Oft wird der Handlungsträger auch durch die Joshi NI WA, NI MO oder auch NI totte gekennzeichnet, d. h., das Agens wird hervorgehoben. Diese Konstruktion, findet sich besonders in Sätzen mit verneintem Prädikat (s. Satz 9, 10, 14, 15).

Bei Verben der Bewegung mit direktem Objekt bleibt das Joshi WO erhalten, es kann nicht durch GA ersetzt werden:

  1. 九時には家を出られると思います。
    Ich glaube, um 9 Uhr kann ich losgehen ( = das Haus verlassen).
Möglichkeit oder Fähigkeit kann auch durch die Konstruktion Rentaikei + koto GA dekiru wiedergegeben werden (vor koto stehen dabei keine Vergangenheitsformen), doch sind die Kanōdōshi dieser Ausdrucksweise vorzuziehen.
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