Als Mauer wird die Anordnung der 144 Steine in einem Quadrat aus 4 Seiten zu je 18 Steinepaaren bezeichnet. |
Natürlich könnten die Spieler ihre Steine aus einem großen Stapel ziehen. Aber das wäre kein richtiges Mah Jongg. Zu einem klassischen Spiel gehört das gemeinsame Mischen und Errichten der Mauer unter Leitung des Ostwinds, das Erbrechen der Mauer und die Steineverteilung. So ist der Beginn eines jeden Spieles ein Ritual, von dem nicht abgewichen wird. Auch der Begriff "Ziegel" für die Spielsteine, dem man an vielen Stellen begegnet, hat seinen Ursprung in dieser "Hofmauer".
Wenn ein Spiel beginnen soll, müssen zunächst alle Ziegel in den gemeinsamen Vorrat gegeben, also verdeckt in der Mitte des Tisches abgelegt werden. Nachdem sie unter Aufsicht des Ostwindes ordentlich gemischt wurden, ordnet Ostwind das Errichten der Mauer an. Jeder Spieler errichtet nun seine Seite der Mauer, die aus 18 Paaren von Steinen besteht, jeweils zwei übereinander. Diese Mauern werden nun zu einem Quadrat zusammengefügt - damit das Glück nicht entweicht, wie es heißt - oder sie wurden gleich an Ort und Stelle errichtet.
Ist das geschehen, beginnt das Erbrechen der Mauer. Ostwind würfelt dazu mit zwei Würfeln und zählt die Augenzahlen zusammen. Bei sich selbst beginnend zählt er nun die entsprechende Anzahl Augen entgegen dem Uhrzeigersinn ab und legt damit den Spieler fest, der die Mauer erbrechen darf. Eine Zwei würde dieses Amt dem Südwind zuweisen, eine Drei dem Westwind, die Vier hieße, daß Nordwind die Mauer erbricht, die Fünf zeigt wieder auf den Ostwind und so weiter.
Der ausgewürfelte Spieler würfelt nun seinerseits ebenfalls mit zwei Würfeln und addiert diese Augenzahlen zu den bereits ausgewürfelten. Er hat nun einen Wert zwischen 3 und 25 erhalten, den er an seinem Mauerstück von links beginnend abzuzählen beginnt. Die Würfel können nun beiseite gelegt werden, sie werden in diesem Spiel nicht mehr gebraucht. Dieses Verfahren sorgt zuverlässig dafür, daß Manipulationen bei der Steineverteilung unmöglich oder zumindest unsinnig sind.
Das so bestimmte Steinepaar wird nun vorsichtig aus der Mauer herausgezogen und auf der Mauer abgelegt. Eine Skizze soll das verdeutlichen. Sie zeigt die Mauer nach dem Erbrechen seitlich von außen.
________ ________ | vorher | | vorher | | unten | | oben | -------- -------- ________ ________ ________ ________ ________ ________ | || || || || | | | | || || || || | | | -------- -------- -------- -------- -------- -------- ________ ________ ________ ________ ________ ________ | || letzter|| || || | | | | || Stein || || || | | | -------- -------- -------- -------- -------- -------- <=== totes Ende der Mauer ===> <== lebendes | | | Ende
Danach hat die Mauer ein lebendes und ein totes Ende. Vom lebenden Ende werden sich im späteren Verlauf des Spieles die Spieler bedienen, wenn sie ihre Ziegel ziehen wollen. Vom toten Ende darf ausschließlich Ostwind Steine wegnehmen. Von dort kommen die Ersatzsteine für Blumen oder Jahreszeiten oder Kongs. Doch zunächst werden die Steine verteilt, und dafür ist nun wieder Ostwind alleine zuständig. Er gibt sich zunächst vier Steine vom lebenden Ende der Mauer, dann erhält Südwind seinen Viererblock und so weiter. Das geschieht dreimal, so daß jeder Spieler drei solche Viererblocks vor sich liegen hat. Danach nimmt sich Ostwind seinen dreizehnten Ziegel, gibt Südwind ebenfalls den letzten Ziegel und so weiter. Als einziger in der Runde bekommt Ostwind zum Schluß noch einen vierzehnten Ziegel. Er wird am Beginn des Spieles nämlich nicht von der Mauer ziehen, sondern gleich mit dem Abwerfen eines Steines beginnen.
Übrigens gibt es verschiedene Auffassungen, ob das tote Ende rechts oder links zu liegen hat - und damit auch, ob die Mauer im Uhrzeigersinn oder entgegen dem Uhrzeigersinn abgebaut wird. Selbst die beiden vor wenigen Jahren noch auf dem deutschen Markt erhältlichen Bücher von Ursula Eschenbach und Dieter Köhnen widersprechen sich hier. Wahrscheinlich setzt sich derzeit in den Regelwerken das "tote Ende rechts" durch, also genau andersherum, als oben dargestellt.
Nun ist die Steineverteilung abgeschlossen, Ostwind gibt das Signal zum Anschauen der Steine, fragt reihum nach Blumen oder Jahreszeiten und beginnt danach das eigentliche Spiel mit dem Abwerfen eines Steines. Die Reihenfolge, in der die Steine gezogen werden, ist nicht mehr veränderlich. Es wird immer - Paar für Paar - vom lebenden Ende der Mauer gezogen: zuerst der obere, dann der untere Stein. Wer allerdings welchen Stein bekommt, kann wegen der möglichen Rufe nicht vorhergesagt werden.
Ostwind ist dafür verantwortlich, daß immer ein totes Ende der Mauer existiert. Sind die beiden oben liegenden Markierungssteine verbraucht (wobei immer zuerst der ehemals oben liegende Stein herausgeben wird), so muß er das nächste Paar Steine darauf legen. Das tote Ende der Mauer wandert also auch, wenn auch bedeutend langsamer als das lebende Ende.
Das Spiel endet, wenn ein Spieler Mah Jongg legen kann, oder wenn das tote Ende der Mauer erreicht ist. Da es vorkommen kann, daß auch der vermeintlich letzte abgeworfene Stein noch zum Kong gerufen wird, kann nicht bis zum allerletzten Stein der Mauer gespielt werden. Es muss also ein kleiner Steinevorrat übrig bleiben. Totes und lebendes Ende der Mauer gehen nicht ineinander auf. Die Regelwerke legen unterschiedliche Längen für das tote Ende der Mauer fest. Wir fassen die letzten drei Steinepaare zuzüglich der auf ihnen liegenden Markierungssteine als totes Ende auf. Diese Steine können nicht regulär gezogen werden, sondern werden nur als Ersatzsteine für Kongs oder Spezialtrümpfe verwendet. Das Spiel endet also, nachdem ein Spieler den mit "letzter Stein" markierten Stein gezogen hat, bzw. den Stein, der dann an dieser Stelle liegt. Andere Regeln sehen dafür sogar die letzten sechs Paare vor.
Man kann sich überlegen, daß die tote Mauer, wenn man alle Eventualitäten berücksichtigen möchte, eigentlich 23 Steine umfassen müßte, denn wenn mit dem letzten gezogenen bzw. abgeworfenen Stein ein Kong gelegt wird, könnte mit dem Ersatzstein erneut ein Kong gelegt werden, oder es ist eine Blume oder Jahreszeit. Theoretisch könnte das tote Ende also alle acht Blumen oder Jahreszeiten enthalten. Außerdem könnten noch 15 Kongs entstehen (oder 16 Kongs - dann sind aber nur 7 Blumen oder Jahreszeiten im toten Ende versteckt). Diese Situation ist aber extrem unwahrscheinlich. Andererseits verstärkt eine Verlängerung des toten Endes den Glückscharakter des Spieles, denn über die Steine des toten Endes hat man keine Kontrolle. Wenn man auf einen bestimmten Stein zum Mah Jongg wartet und sicher ist, daß dieser sich nicht bei den Mitspielern befindet, so ist der einzige Risikofaktor das tote Ende. Unsere Spielpraxis zeigt, daß ein totes Ende aus sieben oder acht Steinen wie oben beschrieben ausreicht.