Bei der Arraymodellierung wurden zwei Varianten verfolgt: Erstellung eines strukturorientierten Modells bestehend aus den zuvor genannten Einzelaktormodellen und eines verhaltensorientierten Modells, wobei das Arrayverhalten innerhalb eines HDL-A-Modells beschrieben wurde (Abb. 5).
Beide Varianten wurden in den Simulator Eldo implementiert und bezüglich Handhabung, Parametrisierung und Simulationszeit verglichen. Die zur Modellierung und Systemsimulation notwendigen Parameter des mikromechanischen Spiegelarrays wurden in Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt A1 ermittelt. Sie basieren auf Geometriedaten und FEM-Simulationen aus dem Komponentenentwurf.
Das strukturorientierte Arraymodell wurde aus Einzelaktormodellen
zusammengesetzt. Die Modellierung der Einzelaktoren wiederum aus
Teilmodellen gestattet die flexible Verwendung von verschiedenen
Modellinhalten, welche das elektrische, mechanische und thermische
Verhalten beschreiben. Für das elektrische Verhalten wurden für alle
genannten Ansätze HDL-A-Modelle erstellt. In umfangreichen
Simulationen wurde die Genauigkeit und Rechenzeit der Modellvarianten
verglichen. Gl. (1) beschreibt dabei die Berechnung des Drehmomentes
bei geradlinigem Feldverlauf zwischen den Elektroden ohne
Berücksichtigung der Isolierschicht in ausreichender Genauigkeit. Ein
Nachteil der Gl. (1) ist, daß sie bei der Auslenkung einen Grenzwert
der Form besitzt 0/0, was speziell beim Simulator Eldo zum
Simulationsabbruch führt. Durch Implementierung einer weiteren
Gleichung für ,,kleine Auslenkungen`` (wobei der Feldverlauf eines
homogenen Plattenkondensators angenommen wird) kann das Problem
umgangen werden. Die ,,Umschaltschwelle`` zwischen beiden Bereichen
wurde durch bedingte Anweisungen realisiert. Da die Berechnung des
Drehmomentes auslenkungsabhängig implementiert ist, war die Übergabe
der aktuellen Auslenkung vom mechanischen Teil in den elektrischen
notwendig. Die Sprache HDL-A stellt spezielle Interfaceobjekte,
sogenannte couplings zur Verfügung. Sie gestatten den Datenaustausch
zwischen Modellen, ohne daß dazu Netzwerkstrukturen (Knoten) erzeugt
werden müssen. Die Beschreibung der mathematischen Zusammenhänge, der
Vergleich von Simulationszeiten und der Modellierungsaufwand aller
Modellvarianten zur Implementierung des elektrischen Verhaltens und
des mechanischen Verhaltens sind in [23] ausführlich beschrieben. Zur
Modellierung der mechanischen Wechselwirkungen wurden zwischen den
Einzelaktormodellen Koppelelemente, bestehend aus
Feder-Dämpfer-Elementen, eingeführt, über die Drehmomentanteile
zwischen den Aktoren ausgetauscht werden. Der Modellaufbau und die
Implementierung des strukturorientierten Arraymodells wird in [24]
dargelegt.
Bei der verhaltensorientierten Arraymodellierung werden die 25 Einzelaktoren gemeinsam innerhalb eines HDL-A-Modells beschrieben. Die mathematischen Beziehungen wurden jeweils einmal implementiert und die Berechnung für das jeweilige Einzelaktorverhalten innerhalb von Schleifen ausgeführt. Eine Übergabe der aktuellen Aktorauslenkungen entfällt hierbei, da im equation-Teil der Modellbeschreibung die Implementierung impliziter Gleichungen möglich ist. Eine ausführliche Implementierungsbeschreibung erfolgt in [25].
Durch umfangreiche Simulationen wurden die beiden Ansätze zur Arraymodellierung bezüglich ihrer Genauigkeit, Rechenzeit und Gültigkeitsbereiche untersucht. Die Verifikation erfolgte sowohl an Ergebnissen aus FEM-Simulationen des Komponentenentwurfs als auch an Meß- und Charakterisierungsdaten nach der Arraypräparation. Die Hypothese - gleiches elektrisches und mechanisches Verhalten aller Arrayelemente - war zu überprüfen und Abweichungen gegebenenfalls in den Modellen zu berücksichtigen.