Lektion 40, Grammatik

40.1.   Das Jodōshi -mitai da みたいだ

  1. あの人は子供みたいに素直な人です。
    Er ist so folgsam wie ein Kind.
  2. 奈良みたいに静かで伝統的な雰囲気が残っているところで是非一年ぐらい暮してみたいです。
    Ich möchte unbedingt etwa ein Jahr lang dort leben, wo es so ruhig und die traditionelle Atmosphäre so erhalten geblieben ist wie in Nara.
  3. むこうから来るのはミュラーさんみたいですね。
    Derjenige, der von dort drüben kommt, scheint Herr Müller zu sein.
  4. そんなに何でもわかっているみたいな顔をすると、かえってみんなにきらわれますよ。
    Wenn du so tust, als ob du alles mögliche kannst und weißt, wirst du erst recht von allen gemieden.
-mitai da wird wie ein Keiyōdōshi flektiert, wobei die Mizenkei und die Kateikei wenig und die Meireikei nicht gebräuchlich sind.

MZRYSKRTKKMR
mitai darō-
mitai deshō-
mitai dat-
mitai deshi-
mitai de
mitai ni
mitai da
mitai desu
mitai na mitai nara(-)

Das Jodōshi -mitai da wird im wesentlichen in folgenden Funktionen verwendet:

Durch -mitai da wird ein Vergleich i. w. S. gekennzeichnet; es können dabei ähnliche Dinge oder Sachverhalte oder ein konkretes Beispiel genannt sein (s. Satz 1, 2).

-mitai da gibt ferner den Eindruck des Sprechers wieder, den dieser auf Grund äußerer, beobachtbarer Merkmale erhalten hat. Die Übersetzung ins Deutsche ist durch „es sieht (ganz) so aus, als ob …“, „es scheint so, dass …“ u. ä. möglich (s. Satz 3, 4).

-mitai da wird an die kurzen, neutralen Formen der Prädikate angeschlossen. Im Präsensgebrauch fällt das Jodōshi da/desu in der Funktion der Kopula aus; bei den Keiyōdōshi folgt es unmittelbar auf den Stamm. -mitai da wird besonders im mündlichen Gebrauch der Sprache verwendet.

40.2.   Modale Prädikatserweiterungen

  1. あしたのクラス会には行けないかもしれません
    Zum morgigen Klassentreffen werde ich wahrscheinlich nicht gehen können.
  2. 私があんなことを言ったのは、みんなには意外だったかもしれませんね。
    Ich nehme an, es war für alle unerwartet, dass ich so etwas gesagt habe.
  3. 面倒かもしれませんが、今晩家に来てくれませんか。
    Vielleicht ist es für Sie umständlich, aber könnten Sie nicht heute abend zu mir nach Hause kommen?
  4. 多分これは山田さんからのプレゼントにちがいありません
    Das ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Geschenk von Frau Yamada.
  5. 私たちが夜おそくまで大きい声で歌を歌ったりしたので、隣の人にはうるさかったにちがいありません
    Wir haben bis spät in die Nacht hinein laut gesungen (und anderen Lärm gemacht), es muss daher zweifellos für die Nachbarn störend gewesen sein.
  6. もし今朝予定通り車で出発していたら、事故に会ったにちがいありません
    Wenn wir heute früh wie geplant mit dem Auto losgefahren wären, wären wir zweifellos in einen Unfall hineingeraten.
  7. 親切の人がいい人だとは限りません
    Ein freundlicher Mensch muss nicht immer auch gut sein.
  8. 平田さんは毎晩レコードを聞くとは限らないと言っていますが、私が遊びに行くとほとんど必ずレコードで音楽を聞いています。
    Herr Hirata sagt, dass er nicht jeden Abend unbedingt Schallplatten hört, aber fast immer, wenn ich ihn besuche, hört er gerade Musik von Schallplatten.
  9. 外国語ができればいい翻訳ができるとは限らないのですなら、無理をしない方がいいですよ。
    Es bedeutet nicht unbedingt, dass man gut übersetzen kann, wenn man Fremdsprachen kann, deshalb solltest du dich lieber nicht länger (mit dem Übersetzen) quälen.
  10. おかしかったので、ちょっと笑っただけに過ぎないのに、小林さんはすっかり腹を立ててしまいました。
    Obwohl ich nur ein bisschen gelacht habe, weil es so komisch war, ist Herr Kobayashi ganz ärgerlich geworden.
  11. 気がついたことをそのまま言ったに過ぎません
    Ich habe das nur genauso gesagt, wie es mir aufgefallen war.
  12. そんなことは噂に過ぎないのだし、気にする必要はありません。
    So etwas ist bloß Gerede, Sie brauchen sich darüber keine Gedanken zu machen.
Es gibt eine Reihe grammatikalisierter Wendungen, mit deren Hilfe Prädikate erweitert werden können, um dadurch die Haltung des Sprechers bzw. des Subjekts zum Inhalt der Aussage deutlich zu machen. Die wichtigsten dieser Wendungen sind mit ihren Bedeutungen meistens in den Wörterbüchern angegeben. Zu beachten ist in jedem Fall die Art des Anschlusses an das vorangehende Prädikat; in der Regel stehen diese Prädikate in der kurzen, neutralen Form.

Als Beispiele werden vier häufige grammatikalisierte Wendungen mit ihren Anschlussarten in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt:

 an Dan KYan KYDan Taigen + da
KA MO shirenai SK SK Präs. Stamm (oder de aru)
Prät. SK
Präs. Prädikativ (oder de aru)
Prät. SK
NI chigai nai SK SK Präs. Stamm (oder de aru)
Prät. SK
Präs. Prädikativ (oder de aru)
Prät. SK
TO WA kagiranai SK SK Präs. SK (oder Stamm oder de aru)
Prät. SK
Präs. Prädikativ (oder de aru)
Prät. SK
NI suginai SK SK
selten!
Präs. Stamm (oder de aru)
Prät. SK selten!
Präs. Prädikativ (oder de aru)
Prät. SK

Durch KA MO shirenai wird ausgedrückt, dass der Sprecher bzw. das Subjekt den Inhalt der vorangehenden Mitteilung für unsicher hält; eine gewisse Wahrscheinlichkeit des Zutreffens ist jedoch gegeben. Die Übersetzung ins Deutsche ist durch „vielleicht“, „möglicherweise“, „es kann sein, dass …“, „ich kann nicht sagen, ob …“ u. ä. möglich (s. Satz 1 – 3).

Durch NI chigai nai wird ausgedrückt, dass der Sprecher bzw. das Subjekt von der Wahrheit oder dem Zutreffen der vorangehenden Mitteilung überzeugt ist, dass er nicht daran zweifelt. Die Übersetzung ins Deutsche ist durch „zweifellos“, „tatsächlich“, „sicherlich“, „es muss so sein, dass …“ u. ä. möglich (s. Satz 4 – 6).

Durch TO WA kagiranai wird gekennzeichnet, dass nach Meinung des Sprechers bzw. Subjekts nicht aus einem bestimmten Sachverhalt notwendigerweise auf einen anderen Sachverhalt geschlossen werden kann, dass dieser sich nicht folgerichtig aus dem ersten ergibt. Die Übersetzung ins Deutsche ist durch „nicht unbedingt“, „nicht immer“, „vielleicht nicht“ u. ä. möglich (s. Satz 7 – 9).

Durch NI suginai wird eine gewisse Abwertung, u. U. Geringschätzung in der Haltung des Sprechers bzw. Subjekts gegenüber der vorangehenden Mitteilung ausgedrückt, evtl. entspricht der mitgeteilte Sachverhalt nicht seinen Erwartungen. Diese Einschränkung oder Begrenzung auf den genannten Sachverhalt, etwa in dem Sinne, dass es sich nicht mehr als um … handelt, kann durch tada, tan ni, DAKE oder SHIKA noch verdeutlicht werden. Die Übersetzung ins Deutsche ist durch „nicht mehr als“, „nur“, „bloß“, „lediglich“ u. ä. möglich (s. Satz 10 – 12).

40.3.   wake わけ

  1. 一つ一つの単語のわけをよく調べてから、テキストを訳して下さい。
    Übersetzen Sie bitte den Text erst, wenn Sie die Bedeutung jeder einzelnen Vokabel nachgesehen haben!
  2. なぜきのう大学に来なかったのか、そのわけを話して下さい。
    Nennen Sie mir bitte den Grund, warum Sie gestern nicht zur Universität gekommen sind!
  3. いつも明るく元気な木村さんがきょう一日中しゃべらないのには、何かわけがあるのでしょう。
    Es muss einen Grund geben, dass Herr Kimura, der sonst immer aufgeschlossen und lebhaft ist, heute schon den ganzen Tag lang nicht spricht.
  4. 咋晩さくばん雪が降ったし、寒いわけですね。
    Heute nacht hat es geschneit, und es ist kein Wunder, dass es kalt ist.
  5. シュルツさんは東京に二十年も暮していたのだから、東京のことをよく知っているわけですね。
    Es ist ganz selbstverständlich, dass sich Herr Schulz in Tōkyō gut auskennt, denn er hat 20 Jahre in Tōkyō gelebt.
  6. あなただけが悪いというわけではありません
    Das heißt nicht, dass nur du allein schuld hast.
  7. きょうは授業の後で、先生と重要な話し合いがあるので、いつもの時間に帰るわけにはいきません
    Da ich nach dem Unterricht noch eine wichtige Besprechung mit dem Lehrer habe, kann ich heute auf keinen Fall zur üblichen Zeit nach Hause kommen.
  8. どんな親しい友人でも、この本ばかりは貸すわけにいきません
    Gerade dieses Buch kann ich unter keinen Umständen verleihen, nicht einmal an meinen engsten Freund.
  9. そんな勉強の仕方では、日本語が覚えられるわけがありません
    Es ist nicht möglich, mit solcher Studienweise Japanisch zu lernen.
  10. きょうは起きたのがもう九時だったのながら、九時半の汽車に乗れるわけがないでしょう。
    Als ich heute aufstand, war es schon 9 Uhr, deshalb war es gar nicht möglich, dass ich den Zug um 9.30 Uhr schaffen konnte.
  11. このレストランの料理は他のところのとはわけがちがうほどおいしいです。
    Die Gerichte in diesem Restaurant schmecken so gut, dass überhaupt kein Vergleich zu anderen Restaurants möglich ist.
  12. あの人は普通の人とはわけがちがいます
    Er ist ganz und gar anders als andere Menschen (,so dass es keinen Vergleich gibt).
  13. このくらいの日本語なら私にもわけなく読めます。
    So leichtes Japanisch kann sogar ich ohne Schwierigkeiten lesen.
  14. あの人はもう少しわけのわかる人だと思っていたのに、とてもがっかりしました。
    Ich bin sehr enttäuscht, weil ich immer gedacht habe, dass er doch etwas mehr Verstand hat.
Das Meishi wake wird in den Bedeutungen
Grund, Ursache, Anlass
Bedeutung, Sinn
Umstände, Verhältnisse, Fall
verwendet (s. Satz 1 – 3).

Darüber hinaus tritt wake wie ein Keishiki-Meishi in festen Strukturen auf, von denen nachfolgend die häufigsten aufgeführt werden. Vor wake stehen die kurzen, neutralen Formen der Rentai-Prädikate; bei Prädikaten, die aus Taigen und dem Jodōshi da/desu gebildet sind, steht im Präsensgebrauch in der Regel de aru in der Funktion der Kopula.

wake da wird etwa in dem Sinn „das bedeutet, dass …“, „es ist selbstverständlich oder natürlich, dass …“, „daraus ergibt sich, dass …“ (die negative Entsprechung wake de WA/MO nai „das bedeutet (auch) nicht, dass …“, „das heißt (auch) nicht, dass …“, „es ist (auch) nicht gesagt, dass …“) als abschließende Erklärung oder Schlussfolgerung einer Äußerung gebraucht (s. Satz 4 – 6).

wake NI WA/MO ikanai tritt nur nach Dōshi, die nicht in einer Vergangenheitsform stehen, auf. Die Struktur wird etwa in der Bedeutung „es geht auch oder überhaupt nicht, dass …“, „es gibt keinen Grund oder keine Ursache zu …“, „auf keinen Fall kann man …“ verwendet. Ist das vorangehende Verb verneint, ist die Übersetzung ins Deutsche mit „nicht umhin können“, „müssen“, „nicht anders können als …“ u. ä. möglich (s. Satz 7, 8).

wake GA/WA nai wird etwa in der Bedeutung „es gibt keinen Grund dafür, dass …“, „es ist unmöglich, dass …“, „ich kann nicht glauben, dass …“ verwendet (s. Satz 9, 10).

wake GA chigau kennzeichnet, dass eine Person oder ein Gegenstand im Vergleich zu anderen außergewöhnlich oder unvergleichlich ist; wake wird in dieser Funktion mit dem Joshi TO (WA) an Taigen angeschlossen (s. Satz 11, 12).

Neben diesen grammatikalisierten Strukturen tritt wake auch in einigen festen lexikalisierten Wendungen auf, wie z. B.:

wake (WA) naieinfach sein, unkompliziert sein (s. Satz 13)
wake GA wakaranaiunvernünftig sein, unverständlich sein
wake GA/NO wakaruvernünftig sein, sinnvoll sein (s. Satz 14).

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