*raschel*raschel* Heute begrüßen Euch Eure Fast-Kanadier mal aus dem tiefen, tiefen, dunklen Wald!
Zur Erklärung: wir haben uns dieses Wochenende auf die gefährlichen Straßen dieses fernen, fremden Landes begeben, haben gefährliche Abenteuer bestanden und uns in die Untiefen kanadischer Wälder gewagt. Und das nur, damit Ihr unsere, in Lebensgefahr gemachten, Bilder und erlebten Stunden jetzt hier bestaunen könnt.
Nach nunmehr 3 Wochen haben wir endlich herausgefunden, dass wir unsere deutschen Führerscheine für die ersten 60 Tage in Kanada zum Autofahren benutzen dürfen. Aus diesem Grund haben wir uns sofort ein Auto gemietet und sind das komplette Wochenende in den „Algonquin Provincial Park“ (500 km nordöstlich von London) gefahren. Der Park umfasst 7725 km^2 (zum Vergleich: Sachsen - 18.415 km^2). Er ist nur im Süden von Highway 60 und im Norden an 2 Stellen durch eine einfache Strasse erreichbar. Den restlichen Teil des Parks kann man zu Fuß oder per Kanu entdecken.
Als wir das Auto, ein Hyundai Sonata, endlich in unserem Besitz hatten, fühlte sich Felix wie ein richtiger Kanadier und war überglücklich wieder Auto fahren zu können
. Jedoch dauerte es etwas, bis er sich an die Automatik gewöhnt hatte. Jetzt könnt Ihr raten, was wir als erstes mit dem Auto unternommen haben *trommelwirbel* Richtig! Einen Einkauf!
Am nächsten Morgen sind wir (nachdem ich den Wecker falsch gestellt hatte ) 5.40 am aufgestanden und bereiteten uns auf unsere 4,5 h Fahrt vor. Als kleine Nervennahrung kauften wir unterwegs bei „Tim Hortens“ (Fastfood Café) kleine süsse „Krapfen“ - Timbits genannt (ohne Füllung, in verschieden Geschmacksrichtungen [Apfel, Honig, Schokolade,...], mit Zuckerglasur). Total lecker. Solltet Ihr auch mal probieren.
Eigentlich war unsere Planung, dass wir Samstag eine große Kanutour machen und Sonntag wandern gehen, aber wie auch schon ein Sprichwort sagte: „Das Leben passiert, während man es plant.“ Da es am Samstag fast durchgängig regnete, gestallte sich unser Wochenende anders als wir erwartet hatten. Dennoch war das kein Grund für Verdruss. Wir hatten trotzdem unseren Spass beim Wandern.
Entlang des Highway 60 gibt es im Algonquin Park verschiedene Eintageswanderwege von 0.8-11 km Länge, denen jeweils ein bestimmtes Thema zugeordnet ist. Zusätzlich kann man auch größere Touren von 19-88 km bewandern, jedoch wollten wir es nicht gleich übertreiben.
Da es immer anfing zu regnen, wenn wir gerade den Startpunkt eines Weg erreichten und mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit (fast immer) aufhörte, wenn wir wieder am Auto waren, entschieden wir uns für 3 kleinere Routen á 2 km. Ausserdem besuchten wir das Logging-Museums(Museum über die ersten Holzfäller in dieser Region) und das Visitor Center (Besucherzentrum). Im Museum und im Besucherzentrum erfuhren wir sehr viel über die Geschichte der Region, die Entstehung des Parks und seine heutige Nutzung.
Der erste Rundweg hieß „Beavers Pond Trail“ (Biber-Teich-Pfad) und thematisch ging es um Biberdeiche und -bauten, wobei man sogar 2 Deiche/Bauten direkt betrachten konnte. Zusätzlich haben wir noch eine ziemlich große Schildkröte einem der Seen beobachtet, nur leider wollte sie sich nicht fotografieren lassen
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„Lookout Trail“ (Aussichtsweg) hieß der zweite Weg und das Thema lautete ‚Geologie‘. Hier wanderten wir entlang eines steilen Abhangs und hatten eine wunderschöne Aussicht über einen großen Teil des Algonquin Provincial Park, jedoch war es ziemlich neblig auf Grund des Regens. Ausserdem konnten wir feststellen, dass sich die Bäume langsam zu verfärben anfingen. Ja, der Herbst oder in Europa bekannt als ‚Indian Summer‘ ist nicht mehr weit.
Zum Abschluss liefen wir noch entlang des „Whiskey Rapids Trail“ (Whiskey-Stromschnellen-Pfad), wobei man landschaftlich schöne Stromschnellen bewundern konnte. Hier hat es tatsächlich schon in der Mitte der Wanderung zu regnen aufgehört, dafür haben uns (vor allem mich) die Mücken heimgesucht!
Trotz des andauernden Regens hatten wir sehr viel Spass. Der Wald ist wirklich wunderschön und man sich kaum an diesem natürlichen Wirrwarr satt sehen. In den Städten hat man zwar auch viele Grünflächen, diese erinnern einen aber eher an englische Parks. Das gefällt uns auch sehr gut, aber so ein naturbelassener Wald ist doch etwas anderes.
Anschließend (19 Uhr) suchten wir unser Motel auf. Dort erfuhren wir, dass der Geschirrspüler defekt ist, deshalb das Restaurant geschlossen bleibt und wir uns einen anderen Ort für Abendbrot und Frühstück suchen müssten. Daher ging es abends noch in die nächste größere Stadt Huntsville (18.000 Einwohner und 30 km entfernt) um ein Frühstück zu kaufen und etwas zum Abendessen zu finden. Da die großen Einkaufszentren sogar in solchen Städten Samstag bis 22 Uhr geöffnet haben, war die Sache halb so schlimm
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Nach unserem ausgiebigen Sonntagsfrühstück
ging es dann zu unserer großen Kanufahrt mit dem festen Entschluss, dass schönes Wetter werden würde! Wir fuhren zum Canoe Lake (Kanu See) und mieteten wir uns für 4 h ein Kanu. Mit Kanu, 2 Paddeln, 2 Rettungswesten, 50 feet Sicherheitsgarn und unseren paar Habseligkeiten ausgerüstet, ging es dann los. Wir hatten uns noch eine Karte vom See geben lassen und paddelten einmal über den kompletten Canoe Lake. Nach und ungefähr 1 h hatte sich auch die Sonne hinter den Wolken hervor gekämpft
und wir hatten wunderschönes Wetter. 3,5 h, 11 km und eine Mittagspause später erreichten wir wieder heil Festland. Felix war überglücklich, und Janett war kaputt (mürrisch?!?!), denn in den letzten 30 min kam doch das ein oder andere Zipperlein zu Tage. Trotzdem hat es mir sehr gut gefallen und es hat sehr viel Spass gemacht
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Gegen 15 Uhr fuhren wir nach London zurück. Hierbei möchte ich noch ein oder zwei Worte zur kanadischen Fahrweise verlieren. Alles in Allem fanden wir (oder besser Felix), dass man in Kanada, trotz der langen Strecken, sehr angenehm fährt. Offiziell darf man hier in der Stadt 50 km/h und auf dem Highway 100 km/h (wenn nicht anders beschränkt) fahren. Allerdings haben wir festgestellt, dass auf den Highways oft 120 km/h gefahren wird. Kaum jemand fährt besonders langsam oder rast ausserordentlich. Da im Weiteren die Geschwindigkeit auch an den Baustellen nicht wie in Deutschland heruntergesetzt wird und die Straßen kaum Kurven haben, kann ohne Probleme eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 110-120 km/h erreicht werden. Unserer Meinung nach halten übrigens fast alle die gleiche Geschwindigkeit, da hier die Autos mit Tempomaten ausgerüstet sind, die scheinbar jeder benutzt. Somit hat man einen angenehmen Verkehrsfluss, auch wenn sehr viele Autos unterwegs sind.
Auf unserer Rückfahrt lernten wir einmal kennen, was sehr viel Verkehr in Kanada bedeutet. Da Sonntags alle Kanadier von ihren Wochenendausflügen zurückkehren und scheinbar alle über Toronto fahren, verstanden wir warum die Highways um Toronto 4 bis 6 spurig pro Fahrtrichtung sind!
Und die Spuren waren voll!!! Auf dem einen (letzen) Foto, habe ich versucht einen Teil des Verkehrs festzuhalten. Die Straßen waren zwar schon wieder frei, jedoch kann man bei genauem Hinsehen erkennen, dass wir auf einem 4 spurigen Highway fahren. Rechts davon befindet sich ein abzweigender 3 spuriger Highway, neben dem eine 2 spurige Abfahrt verläuft. Auch hier gilt wieder: pro Fahrtrichtung! Das nenne ich mal ein Autobahnkreuz.
19:15 Uhr kamen wir schließlich glücklich, wenn auch geschafft, in unserem Haus an. Wir hatten wieder ein fantastisches Wochenende in Kanada verbracht, an das wir uns noch lange erinnern werden
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Wir wünschen Euch eine angenehme Woche. Wir hoffen Ihr hattet Spass beim Lesen auch wenn es mehr geworden ist, als geplant war. Da sich das kommende Wochenende durch einen Feiertag „Labour Day“ verlängert, wird wohl auch nächstes Mal viel zu berichten sein.