[ Mah-Jongg-Homepage | Spezialhände | Bewertungen ]

Die Geschichte des Spieles

Genau genommen weiß man kaum etwas ...

In verschiedenen Spielebüchern wird über die Geschichte des Mah-Jongg-Spieles spekuliert. Schon vor vier Jahrhunderten soll es während der Ming-Dynastie (1368-1644) als geheimes Spiel der Adligen an den Fürstenhöfen gespielt worden sein. Nachgewiesen wurde dies jedoch nicht.

Der Name "Mah Jongg" wird oft als Hanfsperlingsspiel (Mah = Hanf, Jongg = Sperling) bezeichnet. Der Vogel, der den ersten Stein der Bambus-Serie ziert, wird oft als Hanfsperling bezeichnet und gibt in manchen Regelwerken das Recht des ersten Ausspielens. Hier hat er für die Regeln keine weitere Bedeutung. Genau genommen handelt es sich dabei um einen Irrtum, denn "Jongg" (oder, wie es eigentlich heißt, "jiàng") bedeutet nicht Sperling, sondern General. (Die Chinesen nennen so auch den König beim Schach.)

Warum der General "Hanf" heißt, ist unklar. Möglich, daß abwertend "Lumpengeneral" gemeint ist (Hanfkleidung gilt als billiger Ramsch, eines echten Generals eigentlich nicht würdig)? Möglich auch, daß es etwas mit Rauschgift zu tun hat, denn sowohl im Chinesischen als auch im Japanischen - wo das Spiel ja auch verbreitet ist - kann Má bzw. MA auch "Rauschgift" bedeuten. (Dafür spricht, daß das Spiel vielleicht auch erst im 19. Jahrhundert, während der Opiumkriege, entstanden sein soll.) Oder aber (durchaus wahrscheinlich) es ist einfach der Name des Generals, der das Spiel erfunden hat; denn "Má" (geschrieben und gesprochen wie das Wort für "Hanf" bzw. "Rauschgift") ist auch ein in China nicht ganz ungebräuchlicher Familienname.

Nähern wir uns der Geschichte des Mah Jongg über die Symbole. Die Kreise stellen eigentlich chinesische Kupfermünzen dar, und statt in Geldbörsen zu verschwinden, wurden sie auf lange Schnüre gefädelt und um den Hals getragen. Die Symbole für diese Schnüre wandelten im Lauf der Zeit ihre Form und wurden zum uns bekannten Bambus.

Geldspielkarten mit Münzen, Münzschnüren und Wertangaben soll es zur Zeit der Ming-Dynastie bereits gegeben haben, so daß damals wohl schon Vorläufer des Mah Jongg existiert haben könnten. Allerdings fand sich in der Spiele-Sektion der Weltausstellung 1893 in Chicago keinerlei Hinweis auf auf Mah Jongg, genausowenig, wie in der großen Spieleausstellung "Chess and Playing Cards", die 1895 in Atlanta stattfand. Beide Ausstellungen wurden von Stewart Culin zusammengestellt, der damals als bester Kenner ostasiatischer und indianischer Spiele galt. Man zeigte den Besuchern chinesische Spielkarten, Spielsteine und Dominos, aber eben kein Mah Jongg ...

Vielleicht fand es wirklich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Verbreitung, wahrscheinlich in der Gegend um Shanghai. Denkbar ist, dass clevere chineische Kaufleute die schmuddeligen Münzspielkarten durch die schönen Steine ersetzten und damit den Geschmack englischer Dandys trafen. Die Spielkarten lebten trotzdem weiter - bis heute. Von dort gelangte es nach Amerika und weiter nach Europa, wo in den zwanziger und dreißiger Jahren ein gewaltiger Boom einsetzte und Mah Jongg zeitweilig zum Volksspiel wurde.

Es begannen einige Jahrzehnte, in denen das Spiel fast völlig vergessen wurde, doch in den achtziger Jahren tauchte es in einigen Spielebüchern wieder auf, die Steine erschienen in den Läden und nun wächst die Schar seiner Anhänger wieder.


Ralph Sontag
Sontag@MahJongg.IN-Chemnitz.De

Mit Dank an Nikolas Dikigoros und Rolf Zimmermann für korrigierende Hinweise.

Literaturhinweis:
Rolf Zimmermann: Die verschiedenen Typen chinesischer Karten.
Rolf Zimmermann: Die verschollenen Spielkarten Zentralasiens.