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HAKENKREUZ Wir haben da ja so unsere Probleme, wenn wir es sehen! Verständlicherweise. Als ob der Österreicher das Ding, das sich auch Swastika oder Sonnenrad nennt, für sich gepachtet hätte. Natürlich sind wir keine Ignoranten und waren uns bei der ersten Begegnung mit dem Zeichen in Sri Lanka darüber im klaren, dass es sich nicht um ein Erkennungszeichen arischer Kampftruppen im Exil handelt. Das Hakenkreuz gilt hier als Segenszeichen und Glücksbringer, ist aber so alltäglich, dass es schwierig ist, durch Befragen der Umherstehenden die tiefere Bedeutung zu ergründen. Wahrscheinlich hat sich das Symbol von Indien her ausgebreitet und war überhaupt auf allen vier Kontinenten (außer Australien) ziemlich gebräuchlich. Vor allem Ganesh, der Elefantengott, wird häufig mit dem Hakenkreuz dargestellt. Manchmal ist es auch an Buddhafiguren zu sehen. Da „Swastika" soviel bedeutet wie „gutes bringend" ist das Hakenkreuz auch Zeichen der ayurvedischen Medizin. Trotz aller Aufgeklärtheit, die wir nun gleich an euch weitergegeben haben, lässt sich beim Besuch des Betonklotzes vom Siddhaleppa-Krankenhaus nicht vermeiden, dass man angesichts der Hakenkreuzlampen am Eingangstor das Gefühl bekommt, ein SS-Hauptquartier zu betreten. WEIHNACHTEN Mit Weihnachtsstimmung rechnet keiner, der im Dezember nach Sri Lanka fährt. In einem überwiegend buddhistischen Land mit Palmen und Sonne geht dieses Fest einfach unbemerkt vorbei – so dachten wir. Doch weit gefehlt! Aus mehreren Gründen: 1. Bereits die portugiesischen Kolonialherren brachten neben der Unsitte der Zwangstaufen (daher gibt es hier unzählige „Pereiras“ und „da Silvas“) auch Weihnachtsbräuche ins Land. Die haben sich über die Jahre doch erstaunlich festgesetzt und mit einheimischen Bräuchen vermischt. 2. Sri Lanker lieben den Kitsch! Deshalb ist Weihnachten eigentlich für sie wie gemacht. Lichterketten, geschmückte Kunsttannenzweige, möglichst viel, bunt und glitzernd! Unsere Büroleiterin, die Muslimin ist und deshalb Weihnachten nicht feiert, hat das erste Mal in ihrem Leben einen Weihnachtsbaum geschmückt und ist vor lauter Begeisterung zum Kind mutiert. 3. Der Konsum hat auch Sri Lanka fest im Griff! Feste werden gefeiert, wo man Geld damit verdienen kann. Daher schwappen auch Valentinstag, Halloween und andere bis dato unbekannte Sitten nach Asien. In den Einkaufsmeilen dudelte Weihnachtsmusik die Gäste ein, Weihnachtsmänner standen zu Werbezwecken in voller Ausrüstung – sprich winterlich verpackt – und ihre dunklen Gesichter schwitzten hinter weißen Masken. 4. Betriebsweihnachtsfeiern sind auch hier angesagt! Denn da gehen selbst Sri Lanker mal ein bisschen aus sich heraus. Bei Susi gab es als Bonus noch Mitbringsel vom Chef aus Deutschland: Glühwein und Lebkuchen. Da kam Freude auf! 5. Die Susi hat dem Marco Stollen gebacken und ihn somit vor dem unüberlegten Kauf eines überteuerten Heimflugtickets bewahrt. BROILER Ihr dachtet, das ist eine DDR-Erfindung? Ihr Wessis hattet bisher geglaubt, den Broiler nicht zu kennen, sei keine Wissenslücke? Weit gefehlt! Erdballumspannend verstehen sich die Fans gegrillten Federviehs! Und davon gibt es hier in Sri Lanka viele. Huhn und Hahn sind das meist verzehrte Fleisch, da haben weder Moslems noch Hindus was dagegen und man findet es in vielen Currys, gebratenem Reis oder Kotthu (vermutlich frei übersetzt mit „cut“ – „schneiden“, eine Art Eierkuchen, Gemüse und Huhn werden zu einer essbaren Menge gehackt). Doch in den Straßen von Colombo kann der am Abend erschöpfte Arbeiter sie auch ganz oder halbiert goldbraun im Grill hängen sehen... und der Verkaufsstand lockt den Hungrigen dann mit der eindringlichen Leuchtreklame: „BROILER“. Die Frage, wo der Broiler seinen Ursprung hat, konnten wir allerdings noch nicht restlos klären. Für informative Hinweise sind wir jederzeit dankbar! REIS UND KOKOSNUSS Die Sri lankische Küche ist im großen und ganzen sehr schmackhaft. Der Durchschnitts-SriLanker ist allerdings kein Freund von Abwechslung, sondern nimmt mindestens einmal am Tag (und das seit seine ersten Zähne gewachsen sind) Rice & Curry zu sich. Das ist Reis, der eher kurz und rund aussieht (wie bei uns Milchreis) in weiß oder rot, und dazu verschiedene Saucen mit Gemüse, Fleisch, Ei oder Fisch. Wenn man Pech hat, ist das aber egal, weil alles ausschließlich nach Chili schmeckt. Nun gibt es aber auch eine ganze Reihe abwechslungsreicher Knabbereien, Snacks und Süßspeisen, von denen einige sehr lecker sind. Die Frage: „Mmmmmhhh, was ist denn hier drin?“ erübrigt sich allerdings in Sri Lanka. Die Antwort beinhaltet immer Reis- und Kokosprodukte! Ein bisschen Reismehl hier, ein wenig Kokosfett da, mal geriebene Kokosraspel, dann die Raspel eingeweicht... Die Abwechslung ergibt sich aus der Zubereitungsart (Fritieren, Kochen, Braten, roh) und der wahlweisen Zugabe von entweder 1 kg Chili oder 5 kg Zucker. BIER Für alle Freunde des Gerstensaftes wollen wir auch hierzu eine kleine Bildungseinheit beisteuern. Es gibt in Sri Lanka drei lokale Biersorten: LION Lager (das mit dem Spruch „Is there a LION in you?“ wirbt), 3 COINS und Carlsberg*. Alle schmecken ein bisschen dünn, sind aber trinkbar. Die Preise sind, wie bei allen Produkten, festgelegt und werden auch beim Bier auf die Flasche gedruckt. Man kann dies getrost mit einigen noch gut im Gedächtnis haftenden "EVP 1,50 Mark" vergleichen... Das Lion kostet 60Rs**, das teuerste (Carlsberg) macht 75Rs plus 15Rs Flaschenpfand. Besonders positiv für Selbstbetrüger schlägt zu Buche, dass die Flaschen hier mit 625ml abgefüllt werden. Das und das hiesige Klima sowie die fettarme Ernährung tragen dazu bei, dass bereits ein bis zwei Bierchen ordentlich zu Buche schlagen. Da die Regierung hier sehr um die Volksgesundheit besorgt ist, kommt es aber des öfteren vor, dass einem der Vollrausch erspart bleibt, denn auch neben den buddhistischen Vollmondtagen werden häufiger mal alkoholfreie Tage verordnet. Da kann es dann vorkommen, dass im zünftigen Pub dem Bierdurstigen ein Obstsaft vorgesetzt wird... *Carlsberg Pils wird in der Lion Lager Brauerei gefertig. Dementsprechend ähnelt sich der Geschmack. **1euro = 120Rs ARRACK - schwindelerregendes Getränk aus schwindelerregender Höhe Auch hier haben wir wieder eine Geschäftsidee für alle zuhause sitzenden Anwärter auf eine Ich-AG. Arrack ist DER lokale Schnaps. Destilliert wird eine angegorene (für unseren Geschmack absolut ungenießbare) Flüssigkeit, die aus den Blüten der Kokospalme gewonnen wird. Zu diesem Zweck werden die Blüten täglich neu angeschnitten, damit der Saft austreten kann und ein Tongefäß als Auffangbehälter darübergestülpt. Alles in allem eine nervenaufreibende Arbeit, denn sie findet in ca. 10-15 m Höhe statt. Zur Erleichterung der Arbeit haben sich die Dorfbewohner an einzelne Palmen Steighilfen gebastelt – Kokosnussschalen als „Stufen“. In luftiger Höhe sind Seile gespannt, eines für die Füße und eines zum festhalten, um schnell von einer Palme zur nächsten zu gelangen. Das ganze erinnert stark an die in Deutschland sehr beliebten Hochseilgärten, die gern für Managersurvivalwochenenden gebucht werden. Nun könnte man die Arbeit der Palmblütensaftgewinnung den Touristen überlassen, natürlich gegen eine Eintrittsgebühr in den Eventpark (die eine Einweisung durch einheimische Dorfbewohner, eine Urkunde, eine Flasche Arrack und ein Schreiben beinhaltet, das auf die Eigenverantwortung im Falle eines Absturzes hinweist). Geboten wird ein unvergessliches Erlebnis, eine sagenhafte Aussicht und der ultimative Kick! CRICKET Für den Rest der Welt (abgesehen von England, Australien und ein paar südasiatischen Ländern) ist dieses Phänomen ein Buch mit sieben Siegeln. Wir haben uns im Selbstversuch bemüht, dieses zu entschlüsseln. Bei sengender Hitze stehen also 22 Spieler auf der Wiese. Es geht um einen kleinen Lederball. Es ist von Vorteil, wenn man entweder a) mit ausgestrecktem Arm weit, straff und zielsicher werfen kann, b) mit dem Cricketschläger zum einen trifft und zum anderen den Ball sehr weit und in eine unvorhersehbare Richtung katapultiert oder c) wenigstens schnell rennen und gut Bälle fangen kann. Wer bei all diesen Fähigkeiten leer ausgegangen ist, sollte die Hände vom Cricket lassen. Dazu muss man noch eine anständige Zahl von Regeln verstehen und einhalten, sich über lange Zeit konzentrieren können und Geduld mitbringen, denn manche Spiele dauern fünf Tage. TOURISTENFÄNGER Gleich am ersten Wochenende machte Marco Bekanntschaft mit dieser Spezies, da er sich unbedingt die Stadt Colombo anschauen musste. Noch nichts ahnend steuerte er zu Fuss durch die Weiten der 1.2mio Einwohner Metropole. Dass er freiwillig zu Fuß ging, glaubten ihm zumindest die „Tuc-Tuc“- Fahrer nicht, die durch anhaltendes Hupen auf ihre Existenz und Transportkapazität aufmerksam machten. Aber das ist nichts gegen die Ausdauer der Touristenfänger... Meist sind dies ca. 18jährige Jugendliche und die Masche funktioniert so: 1.Hello, how are you? My friend! 2. Well, I'm fine (weiterlaufen!) 1. Where do you come from? 2. Germany (Italien, Spanien oder Frankreich geht auch; die Standardsätze werden dann bedarfsgerecht in die Landessprache transformiert) 1. ahh, wie gaehtz, wo laebsd du? 2. Berlin! 1. My brothers wife lived in Germany. (oder zumindest irgendein ferner Verwandter) 2. Ahh...(betretenes "ja und?") Inzwischen wurden gemeinsam einige Straßen überquert und der hilfsbereite Einheimische deutet auf verschiedene in der Nähe befindliche Sehenswürdigkeiten und gibt so hilfreiche Tipps wie: 1. This is the beach / There you can see big hotel / This is buddhist temple... 2. Ahh... Sobald absehbar wird, dass sich betreffender Tourist, also in unserem Fall Marco aus dem Staub machen will, gerät die erfolgreiche Zielverwirklichung in Gefahr. Der Zeitdruck bringt dann mit sich, dass unter Umständen die freundlich geduldige Miene nicht aufrecht zu erhalten ist, denn es geht schließlich ums Geld. Nun gibt es noch die Möglichkeit, Mitleid zu erregen (Can you give me just 100 Rupies for the train, that I can visit my mother, who is very sick?!!!!). Oder der junge Mann besteht auf dem ihm zustehenden Entgelt für eine qualitativ hochwertige Stadtführung! Alles in allem ein harter Job bei so verständislosen Kulturbanausen wie Marco R. JA-NEIN-ODER? Zurück in Deutschland werden wir sicher auf Unverständnis stoßen, wenn wir gestenreich unsere Zustimmung zu einem Sachverhalt zeigen. In Sri Lanka tut man dies nicht mit heftigem Kopfnicken, sondern durch ein Kopfwackeln nach beiden Seiten. Eine Geste, die bei uns in etwa bedeutet: „Na, ich weiß ja nicht, ob das stimmt...“. Auch nachdem wir diesen Unterschied kapiert haben, sind wir dennoch regelmäßig irritiert. „Was ist daran so schwer zu verstehen, hä?“ liegt einem da auf der Zunge oder „Willst du mich veralbern?“ Bis uns dann wieder einfällt, dass der nette junge Mann gegenüber nur sein Einverständnis zeigt. WO SIND ALL DIE FRAUEN HIN? Apropos junger Mann: das war keine zufällige Weglassung von 50 Prozent der Bevölkerung Sri Lankas. Tatsächlich sind wir bisher nur mit Männern ins Gespräch gekommen (abgesehen von der Obstverkäuferin um die Ecke vielleicht „eka kilo banana... stuti“ - ein kilo bananen... danke). Sehr zum Bedauern von Marco zeigen sich die hiesigen Frauen zwar sehr schick, aber wenig freizügig und scheinen nicht auszugehen. In sämtlichen Lokalen und auch sonst überall, wo man mit Menschen ins Gespräch kommen kann, befinden sich ausschließlich Männer. Selbst die beiden weiblichen IAESTE-Mitglieder haben sich bisher an keiner gemeinsamen Freizeitaktivität beteiligt. Beliebte Begründung seitens der Männer ist dann: „Hach, sie sind halt schüchtern...“, aber wahrscheinlich wird von den Frauen genau das erwartet. VOLLMONDTAG Das ist in Sri Lanka ein buddhistischer Feiertag, was bedeutet, dass   1. zumindest alle Angestellten in keinem Land der Welt so viele Feiertage haben       (nämlich neben dem Wochenende jeden Monat noch mindestens einen Tag)   2. an diesem Tag NIRGENDS im ganzen Land Alkohol käuflich zu erwerben ist   3. alle Buddhisten unterwegs zu ihrem Lieblingstempel sind, der garantiert nicht der nächste in ihrer Wohngegend ist, was eine zusätzliche Überlastung der öffentlichen Personenbeförderung zur Folge hat (wenn so etwas überhaupt möglich ist). EINWEGGESCHIRR IST VON GESTERN Wir haben es geahnt: von Sri Lanka lernen, heißt siegen lernen! Wenn man sich nicht dazu durchringen kann, Einweggeschirr zu benutzen oder dieses einfach nicht zur Verfügung hat, aber trotzdem keine Lust oder Zeit für den Abwasch hat und dazu noch den Gästen schmutzige Teller ersparen möchte, dann nehme man... Plastiktüten – die etwas andere Art, sich den Abwasch zu sparen! Einfach über den Teller gestülpt (selbstverständlich durchsichtig) ißt der Gast in Sri Lankischen Restaurants von Porzellan. Anschließend werden Essensreste in Nullkommanix entsorgt und der Teller ist wieder einsatzbereit. Ja, wir hören schon wieder umweltbewusste und ästhetische Einwände, aber das Essen schmeckt trotzdem... |
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