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POST

Die sri lankische Post ist ein Regierungsunternehmen. Das bedeutet, Briefe und Päckchen zu verschicken ist sehr preiswert, die Arbeitsmethoden dafür vorsinflutlich. Ein Besuch bei der Hauptpost führt bei westlichen Ausländern daher zu herunter geklappten Kinnladen und Stielaugen. Die Riesenfabrikhalle ist im zweiten Stock durch Maschendraht in große Räume unterteilt. Koloniale Büromöbel und die langsamen Bewegungen der Mitarbeiter strahlen Nostalgie aus. Per Hand werden Briefe in ein überdimensioniertes Setzkastensystem einsortiert – in aller Ruhe versteht sich. Auch alle Pakete werden in Säcken, manchmal auf kleinen Handwagen manuell transportiert. Die einzige Erleichterung der körperlichen Arbeit besteht in einer Betonrutsche, in der Pakete den unsanften Weg zum Erdgeschoss nehmen. Alle Vorgänge werden in große Bücher eingetragen – ein Computersystem existiert nicht. In diesen Büchern wurde auch nach dem verschollenen Paket der I. Bunzel aus Deutschland gefahndet. Als dies ohne Erfolg blieb, griffen die Postbeamten zum letzten Mittel: Eine alte Holztruhe wurde ihres Vorhängeschlosses entledigt und anstatt eines alten Piratenschatzes kamen unzustellbare Briefe und Päckchen zum Vorschein. Nicht das gesuchte zwar, aber die Hauptpost von Colombo war definitiv eine Reise wert.


FORTBEWEGUNGSARTEN

Neben dem feuchtheißen Klima, das einem schon bei Verlassen des Fliegers wie eine Wand entgegenschlägt, ist der Straßenverkehr eines der ersten Dinge, die der Sri Lanka-Besucher als sehr gewöhnungsbedürftig empfindet. Wir sagen es euch ganz offen: man kann sich nicht daran gewöhnen! Auf Linksverkehr lässt sich das Hirn relativ leicht umpolen, man muss nur die allen Kindern eingeschärfte Regel „Schau erst nach links und dann nach rechts, wenn du die Straße überquerst" ablegen. Außerdem fällt es nicht auf, wenn man leichte Unsicherheiten bei den Vorfahrtsregeln zeigt, denn den Einheimischen geht es ähnlich und Geisterfahrer gibt es wie Sand am Meer. Woran sich ein Durchschnittseuropäer (außer einem Italiener aus Rom vielleicht) definitiv nicht gewöhnt, sind das ständige Verkehrschaos in Colombo, chronisch verstopfte Straßen, der Smog und der fast pathologische Drang zum Hupen. Während Sri Lanker beim Sprechen normalerweise nur unwesentlich mehr Dezibel an Geräusch produzieren als ein Fisch, kompensieren sie das mit technischen Hilfsmitteln. Und das nicht aufgrund von Aufregung oder Temperament (siehe Italien) – nein, die Bushupe wird in aller Seelenruhe so lange betätigt bis sich der Fahrer wegen eines Moskitos am Kopf kratzen muss. Wer nicht hupt, existiert nicht! Wer lange und laut hupt, ist potent und kann viele Kinder zeugen! Weitere wichtige Verkehrsregeln in Sri Lanka sind:

- Wenn kein Stau ist, ist bremsen verboten!
- Überholt wird grundsätzlich in uneinsehbaren Kurven!
- Beim Überholen ist die Hupe zu betätigen, um den zu Überholenden zu warnen!
- Schaltet eine Ampel auf rot, sollte jeder Autofahrer langsam bis 5 zählen! In dieser Zeit darf die Kreuzung noch passiert werden, da erst dann die anderen an der grünen Ampel ihr Fahrzeug in Bewegung gebracht haben.
- Begegnen sich zwei Fahrzeuge und passen nicht aneinander vorbei, ist zu hupen, für den Fall, dass sich das Problem dadurch von selbst erledigt! Anschließend legen beide Parteien den 1. Gang ein und fahren vorwärts. Ist die Straße tatsächlich und immer noch zu eng, entscheidet sich der Fahrer mit dem älteren Fahrzeug zum Rückwärtsfahren. Damit es nicht langweilig wird, setzt der andere Fahrer von vorn sofort nach, während hinten bereits mehrere Fahrzeuge den Rückweg versperren (und hupen).
- Rückwärtsfahren, Einparken und zügiges Anfahren sind prinzipiell zu vermeiden, da dies gehäuft zu Komplikationen führt!
- In Colombo eine Straße zu Fuß zu überqueren, hat mit Gottvertrauen zu geschehen! Bevorzugt sollten Zebrastreifen (eigentlich Tigerstreifen, weil gelb) genutzt werden. Selbstbewusst die Hand zum Stoppen anrasender Autos heben und losgehen! NIEMALS verunsichert stoppen und wieder zurückgehen! Bei Bussen lieber warten!


Die Unfallquote in Sri Lanka ist dramatisch hoch. Eine Pannenstatistik existiert wahrscheinlich nicht, der Aufwand wäre zu hoch. Daher hat die Religiosität eine extrem hohe Bedeutung im Straßenverkehr, selbst notorische Sünder halten kurz an bestimmten Tempeln, die an der Strecke liegen, werfen dort eine Spende in den Opferstock und rennen – sich noch verneigend – zurück zum Wagen, um nicht zuviel Zeit zu verlieren.

Natürlich bewegen sich auf Sri Lankas Straßen auch private PKWs. Überdurchschnittlich oft entdeckt man gut gepflegte Oldtimer (aus der Not eine Tugend gemacht) oder Pickups (häufig UN oder NGOs). Privatautos sind aber im Gegensatz zu Europa nach wie vor in der Minderzahl. Kein Wunder, denn es handelt sich um ein Luxusgut, bedenkt man, dass bei einem Zehntel des europäischen Verdienstes Neuwagen beinahe dasselbe kosten, Gebrauchtwagen teilweise teurer sind als in Deutschland und Diesel (45 cent) oder gar Benzin (70 cent) einem Sri Lanker buchstäblich die Haare vom Kopf fressen. Im folgenden wollen wir euch deshalb die gebräuchlicheren Fortbewegungsmittel vorstellen:

Threewheeler:
auch Traischa TukTuk oder Tuk-Tuk genannt ist ein dreirädriger Import aus Indien. Zum Lastentransport ebenso geeignet wie als preiswerter Familienwagen (Neupreis 2000$), wird er aber hauptsächlich als Taxi eingesetzt. Alles in allem sehr praktisch, nur mit der Leistung haperts (40km/h max.), schon bei kleinsten Steigungen kann es vorkommen, dass einer der beiden Fahrgäste einer zuviel ist. Da es zumindest in Colombo meist flach ist, wird das Fahrzeug häufig gut ausgelastet und die Rückbank mit Großfamilien oder zentnerweise Handelsware zugestapelt. Durchschnittlicher Fahrpreis für 10km = 3 € (je nach Verhandlungstalent). Es gibt jetzt auch eine ganz neue Variante, von uns bisher nur im Schaufenster gesehen, die ziemlich futuristisch aussieht (optische und platztechnische Konkurrenz für Smart), die aber vermutlich auch nicht mehr Leistung bringt als bisher.


Bus:
Das Verkehrsmittel, welches die meisten Sri Lanker zur und von der Arbeit / Schule transportiert. Linienbus Dementsprechend versuchen Busschaffner auch brechend volle Busse noch weiter zu beladen und weisen deshalb Fahrgäste gern an, sich wie Sardinen zu verhalten. Die Busfahrer sind auch eine besondere Spezies: entweder Vollgas oder Vollbremsung, dazwischen existiert nix! Das kann natürlich auch am typischen Bus liegen, auch ein indisches Modell, das sein Design über Jahrzehnte kaum verändert hat: äußerste Basisausstattung, offene Türen zum Auf- und Abspringen, Sportauspuffgeräusch und selbst bei 50km/h das Gefühl, mindestens 120 zu fahren. Damit alles gut geht, hängt der Bus voller künstlicher Blumenkränze und religiöser Symbole. Getreu dem Motto: ‚viel hilft viel' haben manche einen wahren Schrein vor die Frontscheibe gebaut und die Sicht ist teilweise stark eingeschränkt. Je nach Wunsch kann man in buddhistischen, hinduistischen oder katholischen (wenn man etwas länger wartet) Bussen mitfahren. Überall ist die vorderste Sitzbank für den Klerus reserviert, egal ob für buddhistische Mönche oder katholische Nonnen. Durchschnittlicher Fahrpreis für 10 km = 10 cent.


Landmaster:
Das Gefährt für alle, Landmaster die sich keinen Traktor leisten können! Genutzt für Großfamilienausflüge auf dem Land und Transport landwirtschaftlicher Güter. An die Maschine wird ein einfacher Wagen mit Kutschbock angehängt, dem man im Falle eines Motorschadens auch wieder einen Wasserbüffel vorspannen kann. Den Landmaster bedienen fühlt sich auch an wie ein Tier an den Zügeln führen, je mehr man es antreibt, um so temperamentvoller (ich halte einen Presslufthammer fest) rüttelt es. Auch der Geräuschpegel steigt entsprechend an. Die Maximalgeschwindigkeit dürfte die eines Radfahrers keinesfalls überschreiten, liegt also bei ca. 20km/h.


Fahrrad:
Standard Fahrrad ist das indische Modell, das rein äußerlich einen schlichten, aber robusten Eindruck vermittelt – ähnlich den Holländerrädern. Leider täuscht dieser Eindruck, was die robuste Natur betrifft. Fahrräder gehen ständig kaputt, haben aber den Vorteil, dass sie aufgrund ihrer simplen Bauweise einfach zu reparieren sind. Fahrrad fahren kann in Sri Lanka viel Spaß machen, nicht jedoch in Colombo, wo man auch als Hardcore-Biker nicht schneller als der Stau wäre (wenn nicht bereits totgefahren oder totgestunken). Denn jeder Zentimeter Straße wird von wilden Bus- und Tuk-Tuk-fahrern genutzt und auf dem Fußweg drängen sich Händler und Menschenströme und ebenfalls Tuk-Tuk-Fahrer sowie Motorräder.


Zug:
Über Halbvoller Zug dieses höchsttraditionelle Fortbewegungsmittel haben wir schon des öfteren berichtet. Romantische Strecken, Gleise, Bahnhöfe und technische Anlagen aus Kolonialzeiten, teilweise unglaublich langsam, aber meist bequemer als Bus fahren. Außen am Zug zu surfen oder wenigstens in der offenen Tür zu sitzen, ist hier üblich, wenn nicht gar notwendig. Freude bereiten die vielen Snackverkäufer, die mit duftenden Leckereien durch den Zug laufen. In vielen ländlichen Gegenden dienen die Bahngleise als einziger begehbarer Weg und sind daher immer gut bevölkert. Durchschnittlicher Fahrpreis pro 10 km = 6 cent. Die Abteile sind in 1. bis 3. Klasse unterteilt, der Niveauunterschied ist nicht immer zu erkennen, häufig ist es aber in den teureren Klassen weniger überfüllt, manchmal kann man sogar Sitzplätze reservieren und in seltenen Fällen funktioniert sogar der Ventilator..


Jelly:
So wird Schubkarrenmoped die kleinste Honda der Welt genannt. Räder, die an einen Kinderwagen erinnern und auch sonst macht sie eher den Eindruck eines Spielzeuges. Doch auf dieser Mini-Maschine ohne Kupplungshebel und mit einer Maximalgeschwindigkeit von 40km/h werden die Fahrschulprüfungen für sämtliche Motorradfahrer Sri Lankas absolviert!!! Außerdem dient sie als Lasten- und Familientransport. Alles in allem ein echtes Liebhaberstück...




HAKENKREUZ

Wir haben da ja so unsere Probleme, was die alles anbeten... wenn wir es sehen! Verständlicherweise. Als ob der Österreicher das Ding, das sich auch Swastika oder Sonnenrad nennt, für sich gepachtet hätte. Natürlich sind wir keine Ignoranten und waren uns bei der ersten Begegnung mit dem Zeichen in Sri Lanka darüber im klaren, dass es sich nicht um ein Erkennungszeichen arischer Kampftruppen im Exil handelt. Das Hakenkreuz gilt hier als Segenszeichen und Glücksbringer, ist aber so alltäglich, dass es schwierig ist, durch Befragen der Umherstehenden die tiefere Bedeutung zu ergründen. Wahrscheinlich hat sich das Symbol von Indien her ausgebreitet und war überhaupt auf allen vier Kontinenten (außer Australien) ziemlich gebräuchlich. Vor allem Ganesh, der Elefantengott, wird häufig mit dem Hakenkreuz dargestellt. Manchmal ist es auch an Buddhafiguren zu sehen. Da „Swastika" soviel bedeutet wie „gutes bringend" ist das Hakenkreuz auch Zeichen der ayurvedischen Medizin. Trotz aller Aufgeklärtheit, die wir nun gleich an euch weitergegeben haben, lässt sich beim Besuch des Betonklotzes vom Siddhaleppa-Krankenhaus nicht vermeiden, dass man angesichts der Hakenkreuzlampen am Eingangstor das Gefühl bekommt, ein SS-Hauptquartier zu betreten.


WEIHNACHTEN

Mit Weihnachtsstimmung rechnet keiner, der im Dezember nach Sri Lanka fährt. In einem überwiegend buddhistischen Land mit Palmen und Sonne geht dieses Fest einfach unbemerkt vorbei – so dachten wir. Doch weit gefehlt! Aus mehreren Gründen:
Supermarktweihnacht

1. Bereits die portugiesischen Kolonialherren brachten neben der Unsitte der Zwangstaufen (daher gibt es hier unzählige „Pereiras“ und „da Silvas“) auch Weihnachtsbräuche ins Land. Die haben sich über die Jahre doch erstaunlich festgesetzt und mit einheimischen Bräuchen vermischt.

2. Sri Lanker lieben den Kitsch! Deshalb ist Weihnachten eigentlich für sie wie gemacht. Lichterketten, geschmückte Kunsttannenzweige, möglichst viel, bunt und glitzernd! Unsere Büroleiterin, die Muslimin ist und deshalb Weihnachten nicht feiert, hat das erste Mal in ihrem Leben einen Weihnachtsbaum geschmückt und ist vor lauter Begeisterung zum Kind mutiert.

3. Der Konsum hat auch Sri Lanka fest im Griff! Feste werden gefeiert, wo man Geld damit verdienen kann. Daher schwappen auch Valentinstag, Halloween und andere bis dato unbekannte Sitten nach Asien. In den Einkaufsmeilen dudelte Weihnachtsmusik die Gäste ein, Weihnachtsmänner standen zu Werbezwecken in voller Ausrüstung – sprich winterlich verpackt – und ihre dunklen Gesichter schwitzten hinter weißen Masken.

4. Betriebsweihnachtsfeiern sind auch hier angesagt! Denn da gehen selbst Sri Lanker mal ein bisschen aus sich heraus. Bei Susi gab es als Bonus noch Mitbringsel vom Chef aus Deutschland: Glühwein und Lebkuchen. Da kam Freude auf!

5. Die Susi hat dem Marco Stollen gebacken und ihn somit vor dem unüberlegten Kauf eines überteuerten Heimflugtickets bewahrt.


BROILER

Ihr dachtet, das ist eine DDR-Erfindung? Ihr Wessis hattet bisher geglaubt, den Broiler nicht zu kennen, sei keine Wissenslücke? Weit gefehlt! Erdballumspannend verstehen sich die Fans gegrillten Federviehs! Und davon gibt es hier in Sri Lanka viele. Huhn und Hahn sind das meist verzehrte Fleisch, da haben weder Moslems noch Hindus was dagegen und man findet es in vielen Currys, gebratenem Reis oder Kotthu (vermutlich frei übersetzt mit „cut“ – „schneiden“, eine Art Eierkuchen, Gemüse und Huhn werden zu einer essbaren Menge gehackt). Doch in den Straßen von Colombo kann der am Abend erschöpfte Arbeiter sie auch ganz oder halbiert goldbraun im Grill hängen sehen... und der Verkaufsstand lockt den Hungrigen dann mit der eindringlichen Leuchtreklame: „BROILER“. Die Frage, wo der Broiler seinen Ursprung hat, konnten wir allerdings noch nicht restlos klären. Für informative Hinweise sind wir jederzeit dankbar!


REIS UND KOKOSNUSS

Die Sri lankische Küche ist im großen und ganzen sehr schmackhaft. Der Durchschnitts-SriLanker ist allerdings kein Freund von Abwechslung, sondern nimmt mindestens einmal am Tag (und das seit seine ersten Zähne gewachsen sind) Rice & Curry zu sich. Das ist Reis, der eher kurz und rund aussieht (wie bei uns Milchreis) in weiß oder rot, und dazu verschiedene Saucen mit Gemüse, Fleisch, Ei oder Fisch. Wenn man Pech hat, ist das aber egal, weil alles ausschließlich nach Chili schmeckt. Nun gibt es aber auch eine ganze Reihe abwechslungsreicher Knabbereien, Snacks und Süßspeisen, von denen einige sehr lecker sind. Die Frage: „Mmmmmhhh, was ist denn hier drin?“ erübrigt sich allerdings in Sri Lanka. Die Antwort beinhaltet immer Reis- und Kokosprodukte! Ein bisschen Reismehl hier, ein wenig Kokosfett da, mal geriebene Kokosraspel, dann die Raspel eingeweicht... Die Abwechslung ergibt sich aus der Zubereitungsart (Fritieren, Kochen, Braten, roh) und der wahlweisen Zugabe von entweder 1 kg Chili oder 5 kg Zucker.


BIER

Für alle Freunde des Gerstensaftes wollen wir auch hierzu eine kleine Bildungseinheit beisteuern. Es gibt in Sri Lanka drei lokale Biersorten: LION Lager (das mit dem Spruch „Is there a LION in you?“ wirbt), 3 COINS und Carlsberg*. Alle schmecken ein bisschen dünn, sind aber trinkbar. Die Preise sind, wie bei allen Produkten, festgelegt und werden auch beim Bier auf die Flasche gedruckt. Man kann dies getrost mit einigen noch gut im Gedächtnis haftenden "EVP 1,50 Mark" vergleichen... Das Lion kostet 60Rs**, das teuerste (Carlsberg) macht 75Rs plus 15Rs Flaschenpfand. Besonders positiv für Selbstbetrüger schlägt zu Buche, dass die Flaschen hier mit 625ml abgefüllt werden. Das und das hiesige Klima sowie die fettarme Ernährung tragen dazu bei, dass bereits ein bis zwei Bierchen ordentlich zu Buche schlagen. Da die Regierung hier sehr um die Volksgesundheit besorgt ist, kommt es aber des öfteren vor, dass einem der Vollrausch erspart bleibt, denn auch neben den buddhistischen Vollmondtagen werden häufiger mal alkoholfreie Tage verordnet. Da kann es dann vorkommen, dass im zünftigen Pub dem Bierdurstigen ein Obstsaft vorgesetzt wird...

*Carlsberg Pils wird in der Lion Lager Brauerei gefertig. Dementsprechend ähnelt sich der Geschmack.
**1euro = 120Rs


ARRACK - schwindelerregendes Getränk aus schwindelerregender Höhe

Auch hier haben wir wieder eine Geschäftsidee für alle zuhause sitzenden Anwärter auf eine Ich-AG. Arrack ist DER lokale Schnaps. Destilliert wird eine angegorene (für unseren Geschmack absolut ungenießbare) Flüssigkeit, Arrackzapfer die aus den Blüten der Kokospalme gewonnen wird. Zu diesem Zweck werden die Blüten täglich neu angeschnitten, damit der Saft austreten kann und ein Tongefäß als Auffangbehälter darübergestülpt. Alles in allem eine nervenaufreibende Arbeit, denn sie findet in ca. 10-15 m Höhe statt. Zur Erleichterung der Arbeit haben sich die Dorfbewohner an einzelne Palmen Steighilfen gebastelt – Kokosnussschalen als „Stufen“. In luftiger Höhe sind Seile gespannt, eines für die Füße und eines zum festhalten, um schnell von einer Palme zur nächsten zu gelangen. Das ganze erinnert stark an die in Deutschland sehr beliebten Hochseilgärten, die gern für Managersurvivalwochenenden gebucht werden. Nun könnte man die Arbeit der Palmblütensaftgewinnung den Touristen überlassen, natürlich gegen eine Eintrittsgebühr in den Eventpark (die eine Einweisung durch einheimische Dorfbewohner, eine Urkunde, eine Flasche Arrack und ein Schreiben beinhaltet, das auf die Eigenverantwortung im Falle eines Absturzes hinweist). Geboten wird ein unvergessliches Erlebnis, eine sagenhafte Aussicht und der ultimative Kick!




CRICKET

Für den Rest der Welt (abgesehen von England, Australien und ein paar südasiatischen Ländern) ist dieses Phänomen ein Buch mit sieben Siegeln. Wir haben uns im Selbstversuch bemüht, dieses zu entschlüsseln. Bei sengender Hitze stehen also 22 Spieler auf der Wiese. Es geht um einen kleinen Lederball. Es ist von Vorteil, wenn man entweder
 a) mit ausgestrecktem Arm weit, straff und zielsicher werfen kann,
 b) mit dem Cricketschläger zum einen trifft und zum anderen den Ball
     sehr weit und in eine unvorhersehbare Richtung katapultiert oder
 c) wenigstens schnell rennen und gut Bälle fangen kann.
Wer bei all diesen Fähigkeiten leer ausgegangen ist, sollte die Hände vom Cricket lassen. Dazu muss man noch eine anständige Zahl von Regeln verstehen und einhalten, sich über lange Zeit konzentrieren können und Geduld mitbringen, denn manche Spiele dauern fünf Tage.


TOURISTENFÄNGER

Gleich am ersten Wochenende machte Marco Bekanntschaft mit dieser Spezies, da er sich unbedingt die Stadt Colombo anschauen musste. Noch nichts ahnend steuerte er zu Fuss durch die Weiten der 1.2mio Einwohner Metropole. Dass er freiwillig zu Fuß ging, glaubten ihm zumindest die „Tuc-Tuc“- Fahrer nicht, die durch anhaltendes Hupen auf ihre Existenz und Transportkapazität aufmerksam machten. Aber das ist nichts gegen die Ausdauer der Touristenfänger...
Meist sind dies ca. 18jährige Jugendliche und die Masche funktioniert so:

1.Hello, how are you? My friend!
2. Well, I'm fine (weiterlaufen!)
1. Where do you come from?
2. Germany (Italien, Spanien oder Frankreich geht auch; die Standardsätze werden dann bedarfsgerecht in die Landessprache transformiert)
1. ahh, wie gaehtz, wo laebsd du?
2. Berlin!
1. My brothers wife lived in Germany. (oder zumindest irgendein ferner Verwandter)
2. Ahh...(betretenes "ja und?")

Inzwischen wurden gemeinsam einige Straßen überquert und der hilfsbereite Einheimische deutet auf verschiedene in der Nähe befindliche Sehenswürdigkeiten und gibt so hilfreiche Tipps wie:
1. This is the beach / There you can see big hotel / This is buddhist temple...
2. Ahh...
Sobald absehbar wird, dass sich betreffender Tourist, also in unserem Fall Marco aus dem Staub machen will, gerät die erfolgreiche Zielverwirklichung in Gefahr. Der Zeitdruck bringt dann mit sich, dass unter Umständen die freundlich geduldige Miene nicht aufrecht zu erhalten ist, denn es geht schließlich ums Geld. Nun gibt es noch die Möglichkeit, Mitleid zu erregen (Can you give me just 100 Rupies for the train, that I can visit my mother, who is very sick?!!!!). Oder der junge Mann besteht auf dem ihm zustehenden Entgelt für eine qualitativ hochwertige Stadtführung! Alles in allem ein harter Job bei so verständislosen Kulturbanausen wie Marco R.


JA-NEIN-ODER?

Zurück in Deutschland werden wir sicher auf Unverständnis stoßen, wenn wir gestenreich unsere Zustimmung zu einem Sachverhalt zeigen. In Sri Lanka tut man dies nicht mit heftigem Kopfnicken, sondern durch ein Kopfwackeln nach beiden Seiten. Eine Geste, die bei uns in etwa bedeutet: „Na, ich weiß ja nicht, ob das stimmt...“. Auch nachdem wir diesen Unterschied kapiert haben, sind wir dennoch regelmäßig irritiert. „Was ist daran so schwer zu verstehen, hä?“ liegt einem da auf der Zunge oder „Willst du mich veralbern?“ Bis uns dann wieder einfällt, dass der nette junge Mann gegenüber nur sein Einverständnis zeigt.


WO SIND ALL DIE FRAUEN HIN?

Apropos junger Mann: das war keine zufällige Weglassung von 50 Prozent der Bevölkerung Sri Lankas. Tatsächlich sind wir bisher nur mit Männern ins Gespräch gekommen (abgesehen von der Obstverkäuferin um die Ecke vielleicht „eka kilo banana... stuti“ - ein kilo bananen... danke). Sehr zum Bedauern von Marco zeigen sich die hiesigen Frauen zwar sehr schick, aber wenig freizügig und scheinen nicht auszugehen. In sämtlichen Lokalen und auch sonst überall, wo man mit Menschen ins Gespräch kommen kann, befinden sich ausschließlich Männer. Selbst die beiden weiblichen IAESTE-Mitglieder haben sich bisher an keiner gemeinsamen Freizeitaktivität beteiligt. Beliebte Begründung seitens der Männer ist dann: „Hach, sie sind halt schüchtern...“, aber wahrscheinlich wird von den Frauen genau das erwartet.


VOLLMONDTAG

Das ist in Sri Lanka ein buddhistischer Feiertag, was bedeutet, dass
  1. zumindest alle Angestellten in keinem Land der Welt so viele Feiertage haben
      (nämlich neben dem Wochenende jeden Monat noch mindestens einen Tag)
  2. an diesem Tag NIRGENDS im ganzen Land Alkohol käuflich zu erwerben ist
  3. alle Buddhisten unterwegs zu ihrem Lieblingstempel sind, der garantiert nicht der nächste in ihrer Wohngegend ist, was eine zusätzliche Überlastung der öffentlichen Personenbeförderung zur Folge hat (wenn so etwas überhaupt möglich ist).


EINWEGGESCHIRR IST VON GESTERN

Wir haben es geahnt: von Sri Lanka lernen, heißt siegen lernen! Wenn man sich nicht dazu durchringen kann, Einweggeschirr zu benutzen oder dieses einfach nicht zur Verfügung hat, aber trotzdem keine Lust oder Zeit für den Abwasch hat und dazu noch den Gästen schmutzige Teller ersparen möchte, dann nehme man...
Plastiktüten – die etwas andere Art, sich den Abwasch zu sparen! Einfach über den Teller gestülpt (selbstverständlich durchsichtig) ißt der Gast in Sri Lankischen Restaurants von Porzellan. Anschließend werden Essensreste in Nullkommanix entsorgt und der Teller ist wieder einsatzbereit. Ja, wir hören schon wieder umweltbewusste und ästhetische Einwände, aber das Essen schmeckt trotzdem...


   © 2005 by MRamsbeck •