HTML-Dateien selbst erstellen
Einführung
Perspektiven für HTML und Web-Designer

Die Zukunft von Internet, WWW und HTML


 Internet-Boom und Internet-Zukunft
 Dynamische und interaktive Erweiterungen im WWW
 HTML als universelle Computer-Oberfläche


Internet-Boom und Internet-Zukunft

Die Geschichte des Internet beginnt Ende der 60er Jahre in den USA. Seit Mitte der 70er Jahre heißt das Internet "Internet". Die dahinterstehende Idee ist militärischer Natur. Die Vereinigten Staaten von Amerika wollten in der Atmosphäre des Kalten Krieges ein Datennetz installieren, dessen Hauptmerkmal die Dezentralisierung der Information sein sollte. Das sollte für den Fall, daß der große Gegner aus dem Osten atomare Anschläge auf die USA verüben sollte, den Informationsfluß sicherstellen.

Heute behaupten schadenfrohe Kritiker, daß sich die "Supermacht" damit wie einst die literarische Figur des Zauberlehrlings einen Geist erschaffen habe, den sie nicht mehr los wird. Tatsächlich sorgt die Dezentralisierung von Daten im Internet heute für das faktische Außerkrafttreten vieler Gesetze. Verfassungswidrige Daten stehen auf ausländischen WWW-Servern, und wenn der Verfassungsschutz dort eine Sperrung durchsetzt, erscheinen sie zur Strafe hundertfach auf anderen Server-Rechnern. Chinesische, serbische oder fundamentalistisch-islamische Machtorgane müssen mit ansehen, wie ihre Untertanen, sobald ein Internet-Zugang vorhanden ist, die Vielfalt der Welt kennenlernen statt die verordnete Ideologie. HTML-Dateien können strukturierten Text, Grafik und Multimedia transportieren, so daß die Inhalte immer einen Weg zum Verständlichmachen finden. Und eine HTML-Datei kann man nicht erschießen. Deshalb ist die Rolle von HTML bei alledem nicht zu unterschätzen.

Andererseits hat der Internet-Boom der letzten Jahre die gesamte Geschäftswelt erfaßt, auch das Big Business. Firmen wie Netscape erlebten Börsen-Traumstarts. Vertriebsleute, die faktisch keine Ahnung vom Internet haben, reden Bände darüber, unterstützt durch schicke Overhead-Folien. Keine namhafte Firma kann es sich mehr leisten, nicht im Internet vertreten zu sein, auch wenn viele Firmen offensichtlich nicht so recht wissen, was sie mit ihrer WWW-Präsenz eigentlich anfangen sollen.

Eines kann man getrost feststellen: im Internet trifft die Intelligenz von heute aufeinander, egal ob Freaks, Sucher nach neuen Kulturformen, Wissenschaftler oder innovative Geschäftsleute. Kulturverwalter der alten Schule, die für das neue Medium nur Verachtung übrig haben, werden von den nachwachsenden Generationen gründlich ignoriert und geraten ins Abseits. Wer sich dem neuen Medium nicht stellt, versteht den Fortgang der Geschichte nicht mehr. Die Ablösung findet derzeit statt.

Der Internet-Boom hat allerdings auch die sogenannte "Netiquette", das ungeschriebene Gesetz der weltweit gültigen Umgangsformen im Internet, stark in Mitleidenschaft gezogen. Allzuviele "Jetzt-Komm-Ich"-Strategen, aber auch viele Kids, die ihre soziale Bindungslosigkeit mit Agressionen in den weiten Kommunikationsräumen des Netzes rächen, sorgen derzeit für ein Einfrieren der ehemals vorherrschenden, uneigennützigen Geber-Mentalität. Als Reaktion darauf bilden sich Nischen. Auf einzelnen WWW-Adressen, in ausgesuchten Newsgroups, Mailing-Listen und in einzelnen Foren von Online-Diensten konzentriert sich das intellektuelle Geschehen, während der Rest des Netzes der seichten, vom "Zappen" kaum unterscheidbaren Surferei überlassen wird.

Auch wenn derzeit viel von virtuellen, unendlichen Räumen und dergleichen die Rede ist: das Internet wird von Menschen "gemacht", und Menschen haben Bedürfnisse wie Geborgenheit, Zugehörigkeit, Identifikation. Die heute oft übliche, kalt-metallische Cyberspace-Symbologie muß menschlicheren Vorstellungen weichen. In den USA nutzen viele Bürger das Internet schon längst nur noch auf lokaler Ebene. Es ist ein gutes Gefühl, sich in einem Anfall von Fremdheitssucht mal die Homepage einer neuseeländischen Provinzschule anschauen zu können. Doch das wird in Zukunft nur ein angenehmer Nebeneffekt, nicht der Sinn des Netzes sein. Der Sinn des Netzes kann nicht darin bestehen, tradiertes Wissen und lebendige Kommunikationszusammenhänge zu zerstören, sondern sie in neuen, der Gegenwart gemäßen Formen widerzuspiegeln. Die Tendenz zur Vernetzung wird dabei aber hoffentlich die Anzahl der erfreulichen "Synergie-Effekte" weltweit um ein Vielfaches erhöhen.

Dynamische und interaktive Erweiterungen im WWW

Das WWW von heute ist zu statisch. Text und Grafik dienen der Informationsvermittlung, bieten aber keine Möglichkeit zu echter Interaktion zwischen Menschen. Zwar bietet das Internet all diese Möglichkeiten an, z.B. Live-Kommunikation über Internet Relay Chat oder öffentlichen Nachrichtenaustausch über Newsgroups, doch unbedarfteren Anwendern sind diese Dienste bislang kaum zugänglich, weil sie oft eigene Software und eine Menge zusätzliches Wissen erfordern.

Das heute absehbare Ziel ist, Live-Kommunikation und öffentlichen Nachrichtenaustausch nahtlos ins WWW bzw. in die WWW-Browser-Software zu integrieren. Denn Hypertext ist nicht nur elektronisch vernetzter "druckreifer" Text, sondern auch vernetzter "schnellebiger" Text. Die heute noch so strenge Trennung zwischen WWW, Newsgroups und Internet Relay Chat wird aus Anwendersicht verschwinden. Unmittelbar oder kurzfristig relevante Texte und langfristig relevante Texte werden viel enger vernetzt.

Netscape Message-FensterNetscape baut die Bereiche Live-Kommunikation und öffentlicher Nachrichtenaustausch in seiner neuen Version 4.0 aus. Dabei wird HTML als Default-Format für E-Mail und Newsgroup-Beiträge eingesetzt. HTML-formatierte Nachrichten können z.B. anklickbare Verweise und Grafikreferenzen enthalten. Die HTML-Formatierung geschieht dabei im Hintergrund, d.h. unterhalb einer grafischen Oberfläche, die keine HTML-Kenntnisse erfordert. HTML-formatierte Nachrichten enthalten zwar mehr Zeichen, erhöhen die Netzbelastung und sind ein Ärger für Anwender, die noch keinen HTML-fähiges E-Mail-Programm benutzen, aber aufzuhalten sind sie wohl nicht.

Text und einfache Grafik werden auch in Zukunft die Basis des WWW bilden. Die meisten Internet-Adressen werden nach wie vor statische HTML-Dateien sein, Homepages mit vernetzter Information. Doch die WWW-Projekte der Zukunft werden mehr interaktive Elemente enthalten, die weit über heutige "Gästebücher" oder Email-Verweise hinausgehen. WWW-Projekte der Zukunft werden alles enthalten, was heute Online-Dienste wie CompuServe oder America Online bieten: Information, Download-Möglichkeiten, Live-Kommunikation ("Chatten") und öffentlichen Nachrichtenaustausch. Homepages werden dadurch zu Foren, Treffpunkten und Konferenzräumen, die nicht nur von der Aufmachung der statischen WWW-Seiten leben, sondern auch von der Präsenz und der kommunikativen Lebendigkeit des Anbieters.

Die großen Online-Dienste werden sich ihrerseits vollständig ins Internet integrieren und sich von anderen WWW-Anbietern nur noch durch die Fülle der angebotenen Information und Kommunikation unterscheiden, auch durch "Firewalls" (reservierte Bereiche für Mitglieder), aber nicht mehr durch eine exklusive Oberfläche. Alle lesbaren Informationen werden auch bei diesen Online-Diensten auf HTML basieren.

HTML als universelle Computer-Oberfläche

Microsoft macht kein Geheimnis mehr daraus, daß es Windows und Internet verschmelzen will. Viele Kritiker sind deshalb besorgt bis erbost, weil sie befürchten, daß dies nichts anderes sei als der Versuch, aus dem Internet eine Art erweitertes Windows-Vezeichnis zu machen, mitsamt der zugehörigen Lizenz-Abzockerei. Zunächst einmal wird die Verschmelzung allerdings so aussehen, daß die nächste Generation der PC-Benutzeroberflächen das erfolgreiche Konzept des Hypertextings und Browsings aufgreift. Wenn es gelingt, Benutzeroberfläche und Betriebssystemkern vollständig zu entkopppeln und nur über eine definierte Befehlsschnittstelle (vergleichbar CGI) miteinander kommunizieren zu lassen, spricht nichts dagegen, HTML als Beschreibungssprache für Navigation und Dialogsituationen der Benutzeroberfläche einzusetzen. Mit Listen, Verweisen und Formularen enthält die Sprache alle dazu notwendigen Eigenschaften. Computer-Desktop und Dialogbereiche von Anwendungen würden sich dann nicht mehr von Web-Seiten unterscheiden. Wenn es schließlich sogar noch gelingen sollte, die Befehlsschnittstelle zwischen Benutzeroberfläche und Betriebssystemkern als plattformübergreifenden Standard zu definieren, könnte jeder Benutzer seine eigene Oberfläche gestalten und diese Oberfläche auf verschiedenen Betriebssystemen benutzen. Bei den Betriebssystemen würde sich dann das sicherste, schnellste und ressourcen-freundlichste durchsetzen - weil es sonst keine Vergleichskriterien mehr dafür gäbe.

Wer weiß - vielleicht schafft Microsoft mit seiner Strategie wie einst die Militärstrategen des Pentagon einen Geist, der nicht mehr loszuwerden ist.


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© 1997  Stefan Münz, s.muenz@euromail.com