Abduktives Schließen

 

“Abduktion”  bezeichnet Schlußfolgerungen, bei denen - unbekannte - Ursachen aus - bekannten - Effekten oder Konsequenzen abgeleitet werden. Abduktives Schließen liegt u.a. der klinischen Diagnostik, der Fehlersuche in technischen Systemen, der juristischen Interpretation von Sachverhalten  und vielen Kausalattributionen des Alltags  zugrunde. Eine Reihe empirischer Befunde legt nahe, daß derartige Schlußfolgerungen systematisch von normativen  Modellen der Logik und auch von Verfahren abweichen, wie sie etwa in der Künstlichen Intelligenzforschung (KI) hauptsächlich bei Diagnosesystemen eingesetzt werden.

 

Eine wichtige Frage im Zusammenhang mit abduktivem Schließen betrifft den Wechsel von Hypothesen angesichts widersprechender Beobachtungen. Hier untersucht Dipl.-Psych. Andreas Keinath die Bedingungen, unter denen ein solcher Wechsel erschwert bzw. erleichtert wird. Ein anderer entscheidender Gesichtspunkt bei abduktiven Schlussfolgerungsprozessen ist, wie Personen trotz begrenzter kognitiver Verarbeitungskapazitäten die Komplexität der Aufgabe bewältigen. Um zu einer Diagnose zu kommen, muss ein Arzt eine Reihe beobachteter Symptomen berücksichtigen, die in der Regel durch verschiedene alternative Krankheiten verursacht worden sein könnten. Dipl.-Psych. Martin Baumann beschäftigt sich in einem aktuellen Projekt mit der Frage, welche Rolle das Arbeitsgedächtnis als entscheidender Engpass kognitiver Ressourcen hier spielt.