Hallo Bastler!
Ich habe da ein Problem:
Kürzlich verabschiedete ich mich bei einem CHAT mit den Worten: 'Leg
Dich wieder hin, ich werd noch mir nochn Weizen reintun und dann auch
schlafen gehen...'
Darauf der andere: 'Mensch, aufn Weizen könnt ich jetzt auch...'
Also begab ich mich am darauffolgenden Tag in meinen Bastelkeller und
fing an...
Nun ist es FAST fertig !!! Das Weizenübertragungs-Protokoll und
die dazugehörige Hardware:
Beschreibung der Hardware: sieht aus wie 'ne alte Schuhschachtel (Marke
mit
den Streifen...) Oben ein Trichter drin, an der Seite ein Zapfhahn und
hinten eine Buchse für 'nen Kaltgerätestecker und eine serielle Schnitt-
stelle.
Beschreibung der Software: Protokoll ähnelt sehr dem Z-Modem-Protokoll:
Je nach 'Güte der Leitung' wird die Übertragungsmenge gesteigert...
Vorgang der Übertragung: Bei beiden Stellen ist ein Rechner mit zwei
seriellen Schnittstellen notwendig: eine für's Modem, die andere für
die
Hardware.
Bier in den Trichter, Übertragung starten, fertig.
Auf der Gegenseite: Übertragung starten und nach Beendigung das
Bier über den Zapfhahn entnehmen.
Leider hatte ich dann ein Problem: Mit Weizen klappte die Sache
Teil%öwfk7F'ÄzHr`ÄÄ?t3YÖök
teilweise genauso gut wie die Übertragung dieses Textes.
(Beispiel siehe 2 Zeilen höher...)
Manchmal ging es allerdings fürchterlich schief...
- Daraufhin habe ich spezielle Übertragungsprotokolle entwickelt.
- 1. helles Weizen Kristall (KWh-Protokoll)
- 2. helles Weizen Hefe (HWh-Protokoll)
- 3. dunkles Weizen Kristall (dWk-Protokoll)
- 4. dunkles Weizen Hefe (dWh-Protokoll)
(3. konnte leider mangels Material nicht getestet werden...)
Mit normalen Bier (Pils oder so) gab es allerdings fürchterliche
Probleme:
Bei normalem Bier kam - egal, welche Marke - nur Wasser bei der
Gegenstelle an. Ausnahme: BÖLKSTOFF (hier kam teilweise alles richtig rüber,
aber auch leider manchmal Milch an...)
Ich suche jetzt ganz dringend einen Programmierer, der mir ein Protokoll
zur Pils- und Altbierübertragung schreibt. Nach dem vielen Testen bin
ich einfach zu erschöpft, um dies selbst zu machen...
In der Hoffnung auf baldige Antwort.
Prost Prian
Und dann kam diese Antwort...
Weizenprotokoll II
Offensichtlich herrschen immer noch reichlich Unklarheiten, was das
Übertragen von alkoholischen Getränken angeht. Daher an dieser Stelle ein
kurzer Abriß der technischen Anforderungen und Möglichkeiten.
Zunächst gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Arten der
Alkoholübertragung, diese sind gemäß der CCITA (Committee consultativ
international de transmission du alcohol) Empfehlungen B.21 bis B.23bier
unterteilt nach dem Volumenanteil des Alkohols:
- B.21
- Tafelweine und Dünnbiere bis 3.5 %
(darunter fallen auch die sogenannten 'alkoholfreien' Biere, die
allerdings besser im Halbschluckspecht-Betrieb nach B.08pust übertragen
werden sollten)
- B.22
- Qualitätsweine und Pilsener bis 5.3 %
(hierunter fallen auch der sogenannte 'Bölkstoff' und Altbiere, sowie
Schaumweine)
- B.23
- Alt- und Weizenbiere, sowie Champagner
- B.23bier
- Für den Übertragungsbereich bis 21 %
(geeignet für alle Bierarten und Weine, jedoch aus technischen Gründen
nicht für Schaumweine)
Außerdem dürfte noch die Empfehlung A.22 interessant sein, die für
Übertragungen ab 22 % in allen Alkoholklassen gedacht ist, sowie A.22T
für technische Alkohole und A.22S für Spiritus und Haarwasser.
Uns interessiert in diesem Zusammenhang also die Empfehlung B.23bier, da
wir dort die meisten Möglichkeiten haben, das Projekt
Weizenbierübertragung zu realisieren. B.23bier sieht grundsätzlich
die Übertragung im
Vollschluckspechtverfahren vor, bei dem beide an der Übertragung
beteiligten Seiten gleichzeitig einschenken und trinken können.
Wichtig ist vor allem eine korrekte Einstellung der
Übertragungsparameter,
bei den derzeit erhältlichen BiMoDems (Bier-Modulator-Demodulator) sind
leider meist nur zwei Einstellungen möglich:
- 8N1
- Es werden gleichzeitig acht Gläser übertragen, die Empfangsgläser
müssen geneigt sein, und zwar um 1 mal 15 Grad, zwecks Verhinderung
von überhöhter Schaumbildung.
- 7E2
- Es können nur sieben Gläser zur Zeit übertragen werden, die Gläser
dürfen gerade gehalten werden (E = even), oder um 2 * 15° = 30°
geneigt, was gerade bei Weizenbier empfehlenswert ist.
Die direkte Übertragung über das Telefonnetz ist aber nur bei kleineren
Entfernungen zwischen den Gegenstellen sinnvoll, da es bei längeren
Leitungen sehr oft vorkommt, daß das Bier unterwegs schal oder gar sauer
wird. Deshalb hat die DBP (Doppelbock-Bier-Pils) bereits im Jahre 1982 ein
fassorientiertes Übertragungsnetz in Betrieb genommen, das als BAREX
bekannt ist. BAREX heißt 'barrel exchange' und bezeichnet die Art der
Übertragung. Es gibt zwei Arten von Diensten, die angeboten werden:
- BAREX-L ist das leitungsgebundene Verfahren, bei dem eine feste Leitung
zwischen den Gegenstellen geschaltet wird, was sehr hohe
Übertragungsgeschwindigkeiten ermöglicht und das Durchsickern an den
Umschaltpunkten
minimiert.
-
BAREX-F füllt die übergebenen Fäßer zunächst mittels eines
speziellen
Rechners, dem BAD (bottle assembler/disassembler) in einzelne Flaschen
ab, die dann in Kisten an einen BAD im Ortsbereich des Empfängers
übertragen werden. Dort werden die Flaschen entkorkt und wieder zu
kompletten Fässern zusammengekippt. Das einwandfreie Abfüllen und
Ausleeren der Flaschen wird durch ein Schecksummenverfahren garantiert,
d.h. die mit dem Umfüllen Beschäftigten erhalten derart hohe Schecks,
daß sie wirklich nicht mehr darauf angewiesen sind, fremde Flaschen zu
trinken. Störungen, wie sie in der Einführungsphase zu verzeichnen
waren (Man erinnere sich nur an die gefürchtete Fehlermeldung 'BAREX-F:
Vorübergehende Trübung im Glas'), gehören seit Einführung von
BIGFON der Vergangenheit an.
-
BIGFON ist das Biere-integrierende Glasfasel-Ortsnetz und löst bis
zum Übergang auf ISDN (Internationales SaufDienst-Netz) die
herkömmlichen Kupferleitungen ab.
Nach diesem kurzen Überblick über die netzabhängige Seite wenden wir
uns
noch kurz der praktischen Seite zu.
Wir setzen voraus, daß hardwareseitig mindestens ein AT
(Altbier-Technik)
mit 640kB Hauptspeicher (kB = kleine Biere, 1 kB entspricht 0.2 Liter,
mithin hat ein AT ein FASSungsvermögen von rund 128 Litern). Besser ist
natürlich ein größerer Hauptspeicher, dieser sollte dann aber unter EMS
arbeiten können (EMS: europäischer Malzbier Standard), insbesondere wenn
auch Kinder Zugang zum Rechner haben (Kenntnis von Trinkername und
Faßwort
vorausgesetzt). Empfehlenswert sind 2 MB RAB (RAB: Random access barrel =
Faß mit wahlfreiem Zugriff).
Außerdem muß der Rechner vom ZZF (Zentralamt für Zulassungen im Faßwesen)
zugelassen sein. Das erkennt man in der Regel an einem kleinem
Metallschild an der Schnittstelle (Zapfhahn), auf dem die zugelassenen
Biersorten vermerkt sind. Diese Schilder hat wohl jeder schon einmal an
der
Schnittstelle eines öffentlichen Terminals (kurz Kneipe genannt) bemerkt:
'Erdinger Weißbier', 'Diebels Alt', etc...
Bei nicht zugelassenen Rechnern, so wird jedenfalls von Seiten der DBP
immer wieder argumentiert, besteht die akute Gefahr, daß Verunreinigungen
wie Milch oder gar Wasser das Netz beeinträchtigen.
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, benötigt man nur noch ein passendes
Programm zur Übertragung. Empfehlenswert sind dabei alle Produkte, die
eine gesicherte Übertragung ermöglichen. Auf dem MS-GOS-Sektor
(Multispirituosen-Glas-Operationssystem) sind das zum Beispiel PROFOMM
(PROfessionelles Flaschen-Öffnungs- und Misch- Modul) und TELHICKS. Beide
unterstützen unter anderem Protokolle wie G-Modem (glasweises Übertragen
mit zyklischem Schaumcheck), F-Modem (flaschenweises Übertragen mit
Pfand)
und F-Modem box (kasten- orientiertes Flaschenübertragungssystem mit
wahlweise 12 oder 24 Flaschen).
Wer trotz dieser sehr empfehlenswerten und preiswerten Produkte lieber auf
selbst programmiertes zurückgreifen will, sollte sich sehr genau mit dem
Befüllsystem seines Rechners auskennen. Mit schlichten Hicks und Hocks,
wie sie in BASIC (beginners alcoholic stuff instruction code) möglich
sind, kommt man meist nicht weit. Grundsätzlich gilt für alle Hochsprachen:
Zunächst wird mit ASSIGN eine Biersorte einem Glas zugewiesen.
Danach (!) kann die Schnittstelle mit FILL geöffnet werden, sofern es
sich
um den ersten Zugriff handelt. Zum Nachschenken öffnet man
selbstverständlich mit REFILL. Man sollte natürlich nicht vergessen, nach dem
Einschenken die Schnittstelle wieder zu schließen, bevor es zu einem
Dropout kommt. Bei größeren gesellschaftlichen Anlässen ist die
Anschaffung eines Streamers ratsam, da nur damit die Bierströme halbwegs
vernünftig gesichert werden können. Das ständige Flaschenwechseln wird
einem sonst schnell zuviel, selbst wenn man die modernen 3.5-Liter
Flaschen verwendet.
Der Vollständigkeit halber hier ein kurzes Programm in Pascal, welches
die
grundsätzliche Vorgehensweise veranschaulicht. Dies ist kein
Demoprogramm,
da das hiesige Ordnungsamt keine Genehmigung dafür erteilt hat!
PROGRAM Weizenbier;
CONST Weizen = 0 ;
Hefeweizen = 1 ;
Export = 2 ;
Pils = 3 ;
Alt = 4 ;
Bock = 5 ;
Urbock = 6 ;
Maibock = 7 ;
Festbock = 8 ;
Keinbock = 9 ;
Doppelbock =10 ;
nuechtern = 0 ;
TYPE ccm = Fluessigkeit ;
kleines_Bier = ARRAY [0..200] OF ccm ;
grosses_Bier = ARRAY [201..500] OF ccm ;
Stiefel = ARRAY [501..4500] OF ccm ;
korn = ARRAY [0..20] OF ccm ;
VAR leer : BOOLEAN ;
voll : BOOLEAN ;
promille : INTEGER ;
luett : kleines_Bier ;
halber : grosses_Bier ;
und_luett : korn ;
bestellt : integer ;
FUNCTION pusten : integer ;
EXTERNAL ;
FUNCTION received : boolean ;
EXTERNAL ;
FUNCTION Bier_fertig (welches:integer) : boolean ;
EXTERNAL ;
PROCEDURE einschenken (welches:integer) ;
EXTERNAL ;
PROCEDURE warten (wielange : geduldig) ;
EXTERNAL ;
PROCEDURE austrinken (welches:integer) ;
EXTERNAL ;
BEGIN
REPEAT
write('Welche Sorte (0..10): ') ;
readln(bestellt)
UNTIL bestellt IN [Weizen..Doppelbock] ;
REPEAT
REPEAT warten UNTIL received ;
REPEAT
einschenken ;
warten
UNTIL Bier_fertig(bestellt) ;
austrinken(bestellt)
UNTIL pusten >= 0.8
END.
Die extern deklarierten Prozeduren stammen aus dem Weizenbiertreiber
hefeBASE IV+ von Erston Drink.
Natürlich muß das Programm, um wirklich einwandfrei zu funktionieren,
noch um die üblichen Fehlerroutinen erweitert werden. Dazu mag die
folgende Liste der Fehlermeldungen hilfreich sein:
Code Bedeutung
0 glass empty
1 glass broken
2 glass not ready
3 too many glasses
4 too much vine
5 too much song
6 too toot...
7 no carrier
8 no carreer
9 out of bottles
A put ice into glass A:
B straw bend
C shake well before use
D shake, rhythm & roll
E synthicks error after glass nnn
F out of jokes
Hallo,
kein Wunder,daß Du Probleme kriegst!
B.23 ist zwar für das Doppelschluckspechtverfahren (DSS)
gedacht, allerdings kann nicht, wie von Dir
geschildert, gleichzeitig bidirektional Weißbier
übertragen werden, sondern nur in die eine Richtung
Weißbier, während man in die andere Richtung nur Dünnbier
übertragen kann.
Ich habe die besten Erfahrungen mit WNP (Weißbier
Networking Protocol), das von Microhopf lizenziert
ist, gemacht, und zwar natürlich mit Stufe 9 (bis 60%
DSS), doch auch WNP 5 (bis 21% DSS) kann sich sehen
lassen. Die WNP's ab Stufe 5 erhöhen außerdem noch den
Druck in der Leitung, so daß der Bierdurchsatz noch
gesteigert werden kann.
In letzter Zeit setzt sich, besonders in BBSen (Beer Barrel
Systems) immer mehr ein Gerät namens HST
(HopfenSchnellTrinker) durch. Dieses Protokoll, entwickelt
von der Brauereifachschule Freising, ermöglicht wahlweise
Zechsessions nach B.32/B.32bier (siehe unten), und auch nach
der HST-Norm; hierbei kann in eine Richtung Alkohol bis zu
100% übertragen werden; allerdings kann die Gegenseite
wiederum nur Dünnbier schütten.
Die Zukunft gehört jedoch meiner Meinung nach dem
B.42, das DSS-Übertragungen bis zu 100%
ermöglicht. Besonders leistungsfähig wird die
Angelegenheit dann, wenn man noch die B.42bier
Druckerhöhung verwendet, die angeblich Kopression bis zu
4:1 ermöglicht (dies geht jedoch nur bei hefefreien
Alkoholika).
Natürlich wird auch eine leistungsfähige Software
beötigt; für den IBM ist dies z.B. Faß-Deckel, abgekürzt
FD. Will man ein Beer Barrel System betreiben, braucht man
z.B. RBBS (Rotwein Beer Barrel System) oder RA (Real
Alcohol). Auch an die Massenspeicher werden hohe
Anforderungen gestellt: Während bei den B21-23-Protokollen
man noch direkt vom Zapfhahn weg konsumieren kann, sollte
man bei WNP 1-5 über mindestens 5l, bei WNP 6-8 über
mindestens 10l, bei WNP 9 und HST über mind. 15 Liter und
bei B.42 über 20 Liter verfügen (B.42bier erhöht
natürlich noch den benötigten Lagerplatz, solange man die
Alkoholika nicht in kompirimierter Form lagert.)
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Thomas Hiller.
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Chemnitz, den 24.06.1995