LED-Beamer
Hier ist der Umbau eines DLP-Beamers mit defekter Lampe zu einem LED-Beamer dokumentiert.
Vorüberlegungen
Der vorgefundene Beamer NEC LT1070 hatte eine defekte 160-W-Kurzbogenlampe (Typ GL0831 NSH160NEF12JS).
Diese wurde offenbar so lange betrieben, bis der Kolben geplatzt ist.
(Wo auch immer das Quecksilber hin ist!)
Im Hohlspiegel war ein Teil der Verspiegelung weg,
und das Wärmeschutzglas am Lichtausgang ist etwas besputtert.
In dieser Situation lohnt es sich leider nicht,
eine Ersatz-Kurzbogenlampe für etwa 100 € selbst einzukitten.
Eine Original-Ersatzlampe für über 300 €, die dann auch „nur“ 2000 h hält,
war für mich, der das Gerät gar nicht zwingend braucht, keine Lösung.
Andererseits, einen DLP-Beamer wirft man nicht gerne weg!
Wäre es ein LCD-Beamer, würde ich mir nicht die Mühe machen.
So wurde untersucht, ob man mit einer Hochleistungs-LED als Lichtquelle leben kann.
Das ist keineswegs optimal, es gibt folgende Kompromisse:
- Die LED-Lichtleistungen reichen noch lange nicht an Kurzbogenlampen heran.
Das Bild ist deshalb erheblich dunkler
- Die Lichtkonzentration vor dem Farbrad wird nicht so günstig sein wie bei einem
perfekt berechneten Hohlspiegel und einer nahezu punktförmigen Lichtquelle
- Der Wirkungsgrad einer LED ist kaum besser als der einer Kurzbogenlampe
Was man also an Strom spart, spart man letztlich am Licht
- Das Farbspektrum einer käuflichen, weißen LED ist nicht an das Durchlassverhalten
des Farbrades angepasst.
Das entstehende Bild kann einen Farbstich aufweisen. Oder eine Farbe fehlt.
Zu rechnen ist sicherlich mit einem Blaustich.
- Eine weiße LED könnte schmalbandiges blaues und gelbes Licht aussenden.
Schmalbandiges gelbes Licht bleibt auch nach Durchlauf durch ein Rot- oder Grünfilter gelb
und wird nur mehr oder weniger gesperrt (je nach Filterkurve des Farbfilters).
- Tatsächlich haben typische weiße LEDs ein recht kontinuierliches Spektrum,
damit sie sich gut für Beleuchtungszwecke eignen.
Zu etwas anderem braucht man weiße LEDs ohnehin fast nicht.
- Echte LED-Beamer brauchen kein Farbrad, sondern schalten drei farbige LEDs um.
Das spart erheblich Licht und damit Strom.
Tatsächlich macht das Farbrad jeden klassischen DLP-Beamer im Wirkungsgrad um 50 .. 70 % schlechter!
- Diesen Beamer derartig umzubauen bedeutet einen erheblichen Eingriff in die Steuerung
und ist daher inakzeptabel.
Außerdem braucht man dafür ausgesuchte LEDs sowie (tri?)chromatische Strahlteiler
(Farbmischspiegel oder -prismen).
Vielleicht so eine Anordnung.
- Leistungsstarke LEDs sind nicht mit geringem Öffnungswinkel erhältlich,
daher wird ein großer Teil nicht den Lichtmischstab (hinter dem Farbrad) treffen.
- Die Stromversorgung für die LED sollte vom Beamer-Netzteil kommen.
Man kann Lüfter-Leistung einsparen und dafür die LED speisen.
Für mehr als 10 W Lüfterleistung ist das Netzteil augenscheinlich nicht ausgelegt.
Auch das begrenzt die LED-Leistung nach oben.
Hier kam HPR20D-19K10WG
(0,7 A, 14 V, 10 W, ca. 14 €) zum Einsatz.
Bastelstunde
Wie bei allen netzverbundenen Geräten stehen im Inneren einige Teile unter Hochspannung!
Wer damit nicht umgehen kann, liest hier bitte nicht weiter.
Beamer lassen sich meiner Erfahrung nach zwar recht bequem öffnen,
aber nur ziemlich umständlich auseinandernehmen.
Das ist jedoch erforderlich, um an die entscheidenden Stellen heranzukommen.
Die Fotos beziehen sich logischerweise auf den NEC LT1070,
aber der Bastelvorgang ist bei allen Beamern ähnlich.
Die Bedienungsanleitung des Gerätes wird unbedingt gebraucht,
um aus den LED-Fehlerblink-Kodes auf den Fehler schließen zu können.
Gerne vergisst man ja einen der kleinen Stecker anzustecken.
Vorbereitung
Da der Beamer einfach aus der Schrottkiste kam, musste als erstes untersucht werden,
ob er überhaupt als solcher funktioniert, und es nur an der Lampe liegt.
Die Idee ist, die Optik mit einer gewöhnlichen Stirnlampe zu durchleuchten
(diese passt hervorragend ins Lampengehäuse) und zu sehen, was zu sehen ist.
Für ein helles Bild eignet sich mal wieder der VGA-Testbildgenerator.
Schutzschaltungen, Schutzschaltungen
Die Elektronik weigert sich, irgendeinen DLP-Spiegel zu bewegen, wenn:
- die Lampenelektronik nicht „Lampe bereit“ meldet
- der Lampendeckel geöffnet ist
- der Linsendeckel geschlossen ist
Also erst mal diese Schaltungsteile totlegen.
Handhabt sich während des Bastelns besser ohne derartige Zwänge.
Man muss untersuchen, ob er normalerweise geschlossen oder geöffnet ist.
In diesem Fall ist er bei geschlossenem Deckel geschlossen.
Da bei diesem Beamer-Exemplar dieser Kontakt auf der Lokalbedienungs-Platine liegt,
welche an der Oberschale des Gehäuses befestigt ist, macht es sich besser,
den Kontakt auf der Hauptplatine herzustellen, wie auf dem Bild zu sehen.
„Lampe OK“ melden
Dazu habe ich das Lampennetzteil geöffnet
und die vorhandenen Steuer- und Meldeleitungen untersucht.
Das muss ja alles durch Optokoppler,
entweder als digitales Schaltsignal oder irgendwie bitseriell.
Falls bitseriell wird es eklig!
Ich fand zwei „lahme“ Optokoppler in Richtung Netzteil und einen aus Richtung Netzteil.
Das spricht für folgende Belegung:
- Steuerung: Lampe ein/aus
- Steuerung: Öko-Modus
- Meldung: Lampe OK
Auch hier muss man wieder untersuchen, ob der Optokoppler öffnet oder schließt bei „Lampe OK“.
Das heißt Inbetriebnahme unter Hochspannung und (ungefährliche) Spannung am Optokoppler-Ausgang messen.
Da eine Spannung von etwa 3 V anstand, ist es ein Schließer.
Eine simple Kurzschluss-Brücke meldet nun der Steuerung ein permanentes „Lampe OK“.
Nun könnte die Steuerung erwarten, dass das „Lampe OK“ nicht permanent anliegt,
sondern eine gewisse Zeit braucht. Das ist die nächste denkbare Überraschung.
Linsendeckel
Dieser Kontakt ist hier als Reflexkoppler auf der
Fernbedienungs-Empfängerplatine realisiert.
Hier war es nicht erforderlich, diesen Kontakt totzulegen.
Die Durchleuchtung
Jetzt das Gerät einschalten. Die Lüfter und das Farbrad sollten sich drehen,
und es sollte kein Fehler angezeigt werden.
Jetzt die Stirnlampe ans Farbrad halten, Raum abdunkeln, Blatt Papier vors Objektiv halten
und sehen, ob vorn etwas heraus kommt.
Notfalls eine Menü-Taste drücken.
Ein Signal wird fürs erste nicht benötigt, da üblicherweise ein „Bluescreen“ oder ein Logo
ausgegeben wird.
Jetzt kann man ein Signal einspeisen und so mal sehen, wie es später ungefähr aussehen wird.
Lüfter drosseln
Alle drei Lüfter sind mit drei Drähten angeschlossen. Also hat jeder eine Umlaufmeldung.
Zwei Lüfter sind an einer kleinen Zwischenplatine angeschlossen.
Auf dieser Platine werden die Umlaufmeldungen gewissermaßen UND-verknüpft und als simples
Schaltsignal zur Steuerplatine geführt.
Eine Untersuchung mit dem Oszilloskop zeigte ein simples Schaltsignal,
LOW wenn OK, offen = HIGH sobald einer der Lüfter nicht angeschlossen ist.
Diese beiden Lüfter samt Luftleitkanäle und Zwischenplatine habe ich einfach ausgebaut.
Im Stecker steckt nun eine kleine Drahtbrücke zwischen Masse und Schaltsignal.
Der dritte, große Lüfter hat einen nach LOW gehenden Schaltausgang, keine Umlaufmeldung.
Wenn man diesen Stecker zog und entsprechend brückte, lief der Beamer bis aufs Farbrad ohne Motor,
aber nur etwa eine halbe Stunde, dann fiel das ganze Gerät aus!
Da wurde wohl irgend etwas zu warm.
Daher, und weil die künftige LED immerhin knapp 10 W an Wärme produziert, entschied ich mich,
diesen Lüfter zu drosseln.
Einfach mit einem Vorwiderstand.
Nun lief der Beamer durch.
LED auswählen und anschließen
Was liefert so ein Beamer-Netzteil für Spannungen?
Gemessen wurden hier 4,5 V und 14 V. Ziemlich krumme Werte! Typisch sind doch eher 3,3 V und 12 V.
Das wird wohl erst auf den Platinen heruntergeregelt.
14 V, das ist natürlich ideal für diese Hochleistungs-LEDs,
und damit fiel die Entscheidung auf diese.
Der Abgriff erfolgt von irgendwo; hier habe ich einen großen
Keramikkondensator in der Nähe der Platinenspeisung als Lötstützpunkt
benutzt.
Da es etwas komisch wäre, wenn die LED beim Standby weiter leuchtet, habe ich den Luxus eines
MOSFET-Schalters eingebaut. Gesteuert von der Lüfter-Speisung.
- Besser wäre die Steuerung vom Lampen-Einschaltsignal, aber da müsste ich die Spannung
von bestenfalls 3,3 V noch verstärken für ordentliche Gate-Spannung eines Leistungs-MOSFET.
Der n-Kanal-MOSFET stammt von einem alten, längst ausgeschlachteten PC-Motherboard.
Sein Typ ist ziemlich unkritisch.
Schaltet man so das Gerät in Standby, bläst der Lüfter die Lampe nicht kalt,
aber einen derartigen Hitzestau wird es hier nicht geben.
Kühlkörper mit LED einbauen
Jetzt geht es ans mechanische Handwerk.
Ebenfalls von einem ausgeschlachteten PC-Motherboard stammt der verwendete
CPU-Kühlkörper.
Zwei störende Montagepfeiler wurden kurzerhand ausgeschraubt.
Zwei M4-Löcher an passender Stelle (M3 wäre ausreichend)
ermöglicht die günstige Befestigung mit zwei langen Schrauben.
Die LED, die nur mit Kühlung betrieben werden darf,
wurde wie im Bild passend zum Farbrad montiert.
Vor dem Einbau wurde die benötigte Flussspannung gemessen.
Diese betrug 13 V für 700 mA, nicht 14 V, wie im Datenblatt angegeben.
Daher wird die LED wohl mit etwas zu viel Strom betrieben.
Und nun:
Einschalten
Die LED leuchtet. Das Bild kommt. An der LED kommen immerhin noch 13,5 V an.
Nach nicht mal einer Minute Totalausfall. Mist!
Nach Aus- und Wiedereinschalten das gleiche Fehlerbild.
Na – immerhin nichts permanent zerstört.
Entweder ist im Netzteil irgendeine Überstrom- oder Temperatursicherung,
oder aber die Controllerplatine ist mit 13,5 V nicht ganz zufrieden.
Alles wieder auseinandernehmen
… und am ganz unten liegenden Netzteil Messungen
(sinnvollerweise mit Trenntrafo!) vornehmen.
Mit dem vorgefundenen Potenziometer wurde als erstes die Spannung
etwas herunter gedreht, damit die richtige Spannung über der Lichtquelle anliegt.
Die übrige Schaltung hatte damit offenbar kein Problem.
Nach nunmehr 2 Minuten der gleiche Totalausfall. Irgendetwas heiß?
Ja, der Schaltnetzteil-IC TOP245, der ohne Kühlkörper für geringere Leistung und heftigen Luftstrom
dimensioniert eingebaut ist, hat einen integrierten Übertemperaturschutz,
der ganz offenbar angesprochen hatte.
Da noch ein Kühlblech drauf, der stromlinienförmig im Lüftungswind hängt,
schafft schließlich Abhilfe.
Für einen echten Kühlkörper war kein Platz.
Klar, anschließend folgt ein Langzeittest. Die Raumtemperatur beträgt hier winterliche 17 °C,
müsste daher im Sommer wiederholt werden.
Erfahrungsbericht
So sieht es aus:
- Erwartungsgemäß dunkles Bild, aber immerhin deutlich heller als beim Vorversuch mit der Stirnlampe
- Sinnvolle Projektionsentfernung 2 m (TV) bzw. 3 m (Computer, mehr Licht wegen Weißsegment im Farbrad)
bei völlig abgedunkeltem Raum, ergibt Bild-Diagonale von 1..2 m
- Grün ist deutlich unterrepräsentiert, insgesamt ein gewöhnungsbedürftiger Rot + Blaustich
- Die Größe des LED-Kühlkörpers ist durchaus angemessen, ist ja die größte Wärmequelle
- Der Lüfter sollte keinesfalls noch langsamer laufen; es kommt hinten ordentlich warme Luft heraus –
wenn auch unvergleichlich zum „Abgas“ eines Lampenbeamers
Ein „Rückbau“ zu einer neuen Kurzbogenlampe ist mit wenig Aufwand möglich;
im Wesentlichen sind die Lüfter wieder einzubauen.
Das Hauptproblem ist die ungünstige Lichteinkopplung von der LED
in den Lichtmischstab. Da kommen geschätzt nur 20 % an.
Nunmehr zeigte sich auch die Funktion der automatischen Höhen-Trapezkorrektur,
die mit einem eingebauten Neigungssensor an einer senkrechten Wand
immer ein rechteckiges Bild erzeugt.
(Auf elektronisch-rechentechnischem Weg, leider nicht optisch.)
Ein komfortables Schmankerl für den portablen Einsatz.
Für das seitliche Trapez ist keine Korrekturmöglichkeit eingebaut.
Schlusswort
Wer auch immer daran denkt, seinen Kurzbogenlampen-Beamer auf LED umzurüsten,
dem Vorhaben ist grundsätzlich abzuraten!
Statt dessen sollte man die Lampe pfleglich behandeln und tauschen, bevor sie platzt.
Natürlich nur die eigentliche Lampe, nicht die ganze Einheit.
Schon aus Umweltschutzgründen, man sollte doch stets Müll vermeiden.
Die Lampe kann man vergleichsweise preisgünstig kaufen und kostet viel weniger als
eine gleich starke LED-Leistung.
Klar, eine LED hält länger, aber auch ein Auto ist nach 2000 Fahrstunden nahe am Schrott.
Die Situation ist eine andere, wenn, wie in diesem Fall, zwingend eine Original-Ersatzlampeneinheit
in einen 8 Jahre alten Beamer eingebaut werden müsste,
der außerdem mit seinen 3 Lüftern ziemlich viel Krach macht.
Außerdem habe ich ja noch einen anderen DLP-Beamer, mit heiler Lampe, nur defektes Netzteil.
Für innerbetriebliche Informationstafeln, die permanent etwas anzeigen sollen,
ist ein solcher Umbau durchaus diskutabel; allerdings sollte man in Erwägung ziehen,
das Licht fressende Farbrad auszubauen und sich auf Schwarzweiß- oder Monochromausgabe zu beschränken.
Der Motor und der Umlaufkontakt muss drin bleiben, damit die Elektronik nicht streikt.