Beamer-Netzteil

Hier ist die Reparatur des Hilfsnetzteils (also nicht des Lampennetzteils) dokumentiert.
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Die Platine von oben und unten (nach der Reparatur)
Anscheinend kommt die Platine aus Deuschland, da steht etwas von „Osterried“ drauf. (Marktoberdorf?)

Vorüberlegungen

Der vorgefundene Beamer DELL 3100MP hatte ein defektes Hilfsnetzteil mit geplatztem SNT-IC VIPer100A und einer ganzen Reihe weiterer defekter Bauelemente. Das äußerliche Fehlerbild ist dabei Totalausfall. (Für diejenigen, die nicht reingucken wollen.)
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Der geöffnete Beamer; an die drei Stecker vorn kommt das Hilfsnetzteil
Defekte Bauelemente auf der Sekundärseite deuten auf Überspannung (Hochlauf) hin, sodass bei dieser Schadensfeststellung mit weiteren schwerwiegenden Elektronik-Defekten zu rechnen ist.

Die Schaltung wird, wie bei Beamern üblich, vom Lampennetzteil mit ca. 400 V Gleichspannung aus einer PFC gespeist. Zusätzlich bekommt das Lampennetzteil von dieser Schaltung eine netzverbundene Hilfsgleichspannung von etwa 12 V. Diese wird für die dortigen Hilfsschaltungen, der PFC und dem Wechselrichter-Controller der Lampenversorgung benötigt.

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Der ausgelesene Schaltplan, was ich so noch erkennen konnte. Die sekundärseitige Gleichrichtung ist trivial und nicht gezeichnet.
Die Speisung (400 V) erfolgt an und , der Hilfsspannungsabgriff (12 V) an und .
Anmerkung von Stefan Sander: Der Widerstand am Pin 1 der VIPer100A hat wohl eher 10 kΩ statt 39 Ω. So wie im Foto; falsch im Schaltplan. Zumindest funktioniert es damit; den Originalwert konnte ich nicht erkennen.
Ich habe Bauteil für Bauteil untersucht und eine recht längliche Defektliste bekommen: Da ich vom TL431 keine SOT23-Version auftreiben konnte, habe ich kurzerhand einen Durchstecktyp flach gefeilt und wie im Foto oben montiert. Denn allzu viel Luft ist bei der Bestückungshöhe nicht.
Es geht alles wieder! Hurra!
Allerdings bei mir nicht auf Anhieb. Hat aber nicht wirklich mit dem Hilfsnetzteil zu tun. Hier mehr dazu:
Stolpersteine
Nach der Netzteil-Reparatur funktioniert die Lampe prima und das Bild kommt, aber mit einem Grünstich, so als ob da das Grün-MSB auf 1 geklemmt ist:
[Screenshot]   [Screenshot]
Dumm gelaufen! Helle Partien (Himmel) sehen natürlich aus. Die Uhrzeit rechts im Bild ist natürlich Nerd-Zeit (nachts)
Was noch zu reparieren wäre!
… ein paar Tage später …
Wackelkontakt im Datensteckverbinder diagnostiziert. Wahrscheinlich durch den verwurstelten Aus- und Einbau der Signalprozessorplatine (mit den Anschlüssen). Eigentlich nur, um an die Sicherung heranzukommen. Leiterplatte wurde verzogen(!) eingebaut, damit's Kontakt gibt, so geht es jetzt.
(Kein) Schlusswort
Wer Fehler an der Sekundärseite eines Netzteils findet, muss damit rechnen, dass die gesamte damit versorgte Baugruppe Schaden genommen hat.

Dass dieser Schaden mechanischer Art war und prinzipiell nichts mit dem Netzteil zu tun hat, wurde erst Tage später klar.

Ein paar Monate später

Nicht, dass mein Beamer wieder kaputt ist, sondern bei einem Leser hat der gleiche Beamer denselben Fehler! Scheint also symptomatisch zu sein.

Nun liegt seine Netzteilplatine bei mir, und mit einer Ebay-Order des VIPer100a (5 € mit Versand) geht die Reparatur los … Auch hier ist die 13-V-Gleichrichterdiode defekt und wahrscheinlich primäre Ausfallursache. Einige Bauteile der Primärseite waren bereits gewechselt worden und okay. VIPer eingesetzt, nun geht's wieder. Toll!

Allgemeiner Reparaturtipp

Das Problem mit dem VIPer100A ist, dass dieser keine Schutzschaltung gegen Überstrom enthält (ich denke, als Energiesparmaßnahme, denn das verringert den Gesamtwirkungsgrad eines Netzteils). Immer (= zweimal) habe ich eine defekte (kurzgeschlossene) sekundärseitige Diode entdeckt, und so etwas zerschießt garantiert einen ungeschützten Primärtransistor! Und defekte Schottky-Dioden gehören zu den normalen Halbleiter-Ermüdungserscheinungen. Geht die Diode nicht plötzlich, sondern langsam kaputt, sind umfangreiche Zerstörungen auf der Platine die Folge, unter anderem, weil der Lichtbogen so ziemlich alles mitnimmt.

Deshalb ist es bei der Reparatur eines derartigen Netzteils unbedingt erforderlich, jedes Bauteil zu prüfen! Halbleiter und Kondensatoren zumindest auf Kurzschluss, Widerstände auf Unterbrechung, Optokoppler auf Funktion(!), Elkos auf Beulenpest.