Nach den Duschen rasieren? Da schaltet der Spiegel auf blind. Heftige Wrasenbildung — Spiegelreflexschicht löst sich auf. Da muss eine Spiegelheizung her!
Man könnte das Heißwasser für die Dusche dafür verwenden. Da mir das aber viel zu aufwändig erschien, kam eine elektrische Heizung in Betracht, die mit der Badbeleuchtung aktiviert wird und durch Messen der Temperatur an der Heißwasser-Zuleitung zur Dusche (= Badewanne) aktiviert wird. Die Heizung erfolgt netzgetrennt mit Schutzkleinspannung.
Die Auslösung der Heizung mit einem Feuchtesensor oder Betauungssensor erscheint für ein einfaches Bad Overkill. Das wäre das Richtige für ein Schwimmbad oder sonstige hochfrequentierte Feuchträume.
Ausgangspunkt ist ein neuer Spiegel 60 × 50 cm² ohne Aufhänger, der über das Loch der Installationswand einer WBS70-Plattenbauwohnung abnehmbar gehängt werden soll. Bei Hornbach wurde ich preiswert fündig.
Auf die Rückseite wurde zunächst an den beiden langen Rändern doppelseitiges Klebeband, ca. 2 cm breit, geklebt. Dies dient zur Fixierung des Kupferlackdrahtes (CuL), der mäanderförmig in 0,5 cm Abstand auf die Rückseite gespannt wird. Die Kleberschicht hält den Draht an seinen Wendepunkten in Position. Vorher wird mit Filzstift die Abstandsteilung festgelegt. Der CuL-Draht stammt aus DDR-Restbeständen mit einer Drahtstärke von 0,15 mm Durchmesser. (Dies entspricht in etwa AWG35.) Das ergibt einen spezifischen Widerstand von 1 Ω je Meter. Insgesamt wurden 60 Meter = 60 Ω verlegt.
Der komplette Mäander wurde mit durchsichtigem Paketklebeband überklebt, um mit dem Spiegel eine Einheit zu bilden. Danach wurde auf die Spiegelrückseite dünnes Styropor aus Resten einer Deckenverkleidung geklebt. Dafür gibt es Uhu-Styroporkleber, der sich sehr gut verarbeiten lässt. Mit demselben Kleber wurden schließlich zwei großflächige Aufhänger aus Kupferblech aufgeklebt und die beiden Drahtenden mit diesen verlötet. Die Aufhänger dienen der Stromzuführung.
Selbst wenn der Spiegel rückseitig thermisch isoliert ist, muss man mit mehr als 0,5 W/dm² rechnen! Der Spiegel muss fühlbar warm werden und sich kaum behauchen lassen.
Hier wurde mit 40 Volt an 60 Ω rund 25 Watt Heizleistung erzeugt, also rund 0,85 W/dm². Die Verwendung von Wechselspannung hat den Vorteil, dass sich eventuelle elektrochemische Korrosion in der Badfeuchte weniger bemerkbar macht. Dem kommt auch die Potenzialfreiheit gegenüber Erde entgegen.
Bei größeren Spiegelflächen sollte daher unbedingt dickerer Draht oder weniger Mäander verwendet werden, um im Kleinspannungsbereich zu bleiben!
Bei Spiegelflächen über 1 m², die ohnehin fest installiert werden, geht man besser zu einer netzverbundenen Lösung und muss für die Mäander-Isolierung und -Kontaktierung deutlich höheren Aufwand treiben. Dafür entfällt der klobige Trafo für 100 W (je Quadratmeter), der auch preislich ins Gewicht fällt. Klar dass das Bad an einen FI-Schalter muss.
Als Temperaturfühler kam ein gefundener tropfenförmiger Heißleiter mit folgendem gemessenen Temperaturverlauf zum Einsatz:
°C | kΩ |
---|---|
0 | 844 |
10 | 500 |
20 | 300 |
30 | 180 |
40 | 120 |
50 | 80 |
60 | 54,5 |
Damit sollte sich der Temperaturschalter ganz bequem realisieren lassen. Notfalls sogar ganz ohne integrierte Schaltkreise, 2 Transistoren genügen. Als Temperaturschwelle kann man getrost 40 °C ansetzen. Etwas verwirrend ist hierbei, dass die Heizung aktiviert wird, wenn es zu warm ist.
Der Temperaturfühler ist Teil einer Brückenschaltung, dessen anderer Zweig von einem Potenziometer erstellt wird. Die Differenzspannung wird von einem B761 abgenommen. Dessen offener Kollektorausgang schaltet eine LED und ein Relais. Der Trafo stammt aus Restbeständen von Eisenacher Messtechnik mit Digitronröhren und hat viele Sekundärwicklungen. Daher wurde der Luxus einer getrennten Speisespannung für den Temperaturschalter genutzt.
Die Schaltung wurde kurzerhand auf Lochrasterplatte aufgebaut und in ein vorhandenes Altgehäuse gesetzt, in den der Trafo geradeso hineinpasste. Als Steckverbinder zum Temperatursensor sowie zu den Spiegelhaken dient je eine RJ-11-Buchse.
Das ganze Gerät wird mit dem Licht eingeschaltet. Das Bad ist innenliegend ohne Fenster.
Mögliche Verbesserungen:
Also das nächste Mal eine Lösung mit Mikrocontroller …
Nicht zu verachten ist, dass Schimmelbildung wirksam unterdrückt wird!
Da das Anlegen eines CuL-Mäanders auch unter Fliesen nicht allzu schwierig ist, kann man bei einer Badsanierung alle Problemstellen für Schimmelbildung (Fensterlaibung, Innenecken an Badewanne, Dusche und Waschbecken, Wand-Fußboden-Ecke) vorsorglich damit ausstatten und parallel zur Spiegelheizung anschließen.