Diese Prozedur wird für alle Adern oder Leiterzüge einer Leiterplatte wiederholt.
Es gibt diese für Leiterplatten als »Test-Igel« sowie für Kabel mit Steckern für die Kleinserien- bis zur Massenproduktion.
Was liegt da näher, als dafür einen Mikrocontroller oder einen PC einzusetzen?
Gängige Port-Expander sind unbrauchbar, da alle Typen nur 8-bit-weise auf Ein- oder Ausgang schaltbar sind.
Zu DDR-Zeiten hätte man wohl nun eine Unmenge U855 (Z80-PIO) an den Standard-Mikroprozessor U880 (Z80-CPU) gehängt; aber das sind wahre Stromfresser und heutzutage unüblich. Diese PIOs sind nämlich bitweise schaltbar!
Man nehme und kaskadiere billige Analogmultiplexer 4051, und schließe
an jeden Ausgang zum Kabel bzw. zur Leiterplatte (Prüfspitze) einen Kondensator
(Richtwert 10 nF, bei hoher Kabelkapazität entsprechend mehr) an.
Man braucht nur einen »Fächer« (Auf-Fächerer)!
Auf der Mikrocontroller-Seite braucht man für i Prüfspitzen
und j tristate-fähige Ein/Ausgabeleitungen
k = ld i / j Adressleitungen für die Multiplexer.
Also für 64 Prüfspitzen 8 Tristate-Anschlüsse und 3 Adressleitungen.
Oder 1 Tristate-Anschluss und 6 Adressleitungen.
Jede andere Schaltung (bspw. mit Digitalschaltkreisen) benötigt mindestens den doppelten Aufwand, nämlich einen »Fächer« zum Schreiben und einen zum Lesen. Und soo teuer sind Kondensatoren nicht. (Auf den ESR-Wert und die Grenzfrequenz wird hier kein Wert gelegt.)
Manche Mikrocontroller haben keinen echten Tristate-Anschluss. (Messen! Datenblätter schweigen sich aus! EZUSB geht bspw. nicht, 8051 sowieso nicht.) Am PC-Druckerport gibt es so etwas auch nicht. Dann behilft man sich mit einem 40098 (Tristate-Treiber) und braucht dafür noch 1-2 Leitungen extra. Weiterer Vorteil des Druckerports: Es liefert genügend Strom, sodass man auf eine extra Stromversorgung des Testers verzichten kann.
Vom Druckerport kommen die sechs Adressleitungen (Pin 2..7 = D0..D5),
das Datenrichtungs-Bit (Pin 8 = D6) und das Daten-Ausgabebit (Pin 9 = D7).
Zum Druckerport geht das Daten-Eingabebit an Pin 10 (= /ACK) und 11 (= BUSY),
da hat die Software die Freiheit, welches Bit sie nimmt.
Die vier Steuerleitungen zusammengenommen (Pin 1, 14..17) liefern die
Betriebsspannung und sind in der Software alle auf HIGH zu setzen.
(Die Schnittstelle selbst verträgt Kurzschlüsse.)
Pin 15 = ERROR (ein Eingang) dient zur Präsenz-Erkennung.
Von der Schaltung existiert ein zweiseitiges Board-Layout, ein Bestückungsdruck sowie die kompletten Ultimate-Quellen ( Einsicht), wobei ein 72-pol. SIMM-Steckplatz für das Testobjekt bestückt wurde.
Für diesen Fall braucht man ein geeignetes PC-Programm sowie für Windows NT/2k/XP einen Portfreigabe-Treiber. DOS oder Win32-Konsole ist eine gute Plattform dafür.
Für den Betrieb am seriellen Port braucht man U1..U8, U11, Q1, ST4,
R1, D1 und alle Kondensatoren.
Falls jemand den fehlenden MAX232 bemängelt: das ist Absicht!
Die PIC nimmt bzw. liefert einfach invertierte Signale; der PC frisst das auch.
Auch hier wird die Schaltung vom Computer versorgt; die Z-Diode D1 begrenzt
die von Pin 4 (DTR) und Pin 7 (RTS) kommende Spannung brutal auf 5 V.
Wenn man das PIC-Programm ordentlich schreibt, braucht man kein
PC-Programm zur Betrachtung des Ergebnisses; es reicht eine
Terminal-Emulation
(bspw. HyperTerminal), und es geht auch prompt mit Linux.
Im einfachsten Fall wartet die PIC auf irgendein Zeichen (Tastendruck)
und spuckt den Fortschritt und das Ergebniss schwarz-weiß auf den Bildschirm.
Die o. g. Prozedur ist für alle Tastspitzen zu wiederholen. Sicherheitshalber kann man das Ganze auch invers (also mit geladenen Kondensatoren statt entladen und umgekehrt) durchführen.
Sind keine Kriechstrecken zu erwarten, kann sich die Software viel Zeit lassen, die Selbstentladung der Kondensatoren in die CMOS-Gatter hinein dauert Minuten!
Über die Messung der Zeit, bis ein »falscher« Kondensator auf- bzw. der
»adressierte« Kondensator entladen wird lässt sich auch die Größe eines
Kriech-
Nicht geeignet ist diese Schaltung für die Hochspannungs-Isolationsprüfung!
Denn es gibt die hübschen Analogmultiplexer nicht für über 18 V.
Dann nimmt man statt dessen Relais. Schönes Relais-Grab.
Zur ruhestromfreien(!) Bestimmung der Kondensatorladung nehme man einen
kapazitiven Spannungsteiler und ein weiteres Relais.
Bei Fragen zur Leiterplatte oder Software bitte Email schicken.
P.S.: Die Software für DOS ist leider nicht mehr auffindbar.