1. 50-Hz-Drosseln und -Transformatoren
Um (Netz-)Wechselspannungen
umzuwandeln sind 50-Hz-Transformatoren immer noch die einfachsten und
meistens auch billigsten Spannungswandler.
Auch im Zeitalter von
Schaltnetzteilen und schnellen Leistungshalbleitern sind die
50-Hz-Transformatoren nicht aus der Elektronik wegzudenken.
Schließlich handelt man sich mit diesen Bauteilen keinerlei
Probleme mit Oberwelleneinstreuung in das 230-Volt-Netz oder mit
hochfrequenten Abstrahlungen ein.
In puncto Zuverlässigkeit und Unempfindlichkeit gegen
Überspannungsspitzen dürften solche Trafos noch unübertroffen sein.
Die Funktionsweise eines
Trafos steht zwar in fast jedem Buch, ich möchte sie aber
trotzdem noch einmal zusammenfassen: Die Primärspule wird an
eine Wechselspannung, z. B. 230 Volt Netzspannung, gelegt.
Der Spulenstrom erzeugt ein Magnetfeld, das in der Primärspule
wiederum eine Spannung induziert.
Damit der Spulenstrom nicht ins Unermessliche steigt,
muss die in der Primärspule induzierte Spannung etwa
genauso groß sein wie die angelegte (Netz)Spannung.
Die angelegte Spannung erzwingt also das sie
induzierende Magnetfeld.
Gelingt es, eine zweite Spule, die
Sekundärspule, so anzubringen, dass sie vom gleichen
magnetischem Fluss durchflossen wird, wird auch in ihr die
gleiche Spannung pro Windung induziert wie in der Primärspule.
Wird die Sekundärspule belastet, erzeugt sie ein magnetisches
Gegenfeld, das das primäre Magnetfeld abschwächt.
Da das primäre Magnetfeld in seiner Stärke aber durch die
angelegte Primärspannung erzwungen wird, kann es nur durch einen
der sekundären Belastung entsprechenden zusätzlichen
Primärstrom aufrecht erhalten werden.
So lässt sich dann Leistung von der Primär- auf die
Sekundärspule übertragen.
Beim Bau eines Trafos gibt es aber noch praktische
Probleme: Zum einen sind bei 50 Hz recht hohe Magnetfeldamplituden
erforderlich, um eine nennenswerte Spannung in der Spule zu
induzieren und zum anderen ist es sehr schwierig, dafür zu sorgen,
dass durch beide Spulen der gleiche magnetische Fluss fließt.
Beide Probleme lassen sich durch Verwendung eines
geschlossenen Kernes aus Weicheisen weitgehend lösen.
Durch die hohe Pemeabilität des Eisens (Durchlässigkeit bzw.
Leitfähigkeit für magnetische Felder) ist zum Aufbau eines
magnetischen Flusses bestimmter Stärke nur etwa ein zehntausenstel
des Stromes erforderlich, der bei einer Luftspule nötig wäre.
Dadurch ist der Bau von 50-Hz-Transformatoren überhaupt erst möglich.
Die hohe Durchlässigkeit des Weicheisens für magnetische Felder
sorgt außerdem auch dafür, dass kaum eine Feldlinie die Abkürzung
durch die Luft nimmt und so praktisch der gesamte magnetische Fluss
durch den Eisenkern laufen muss.
Damit werden automatisch alle auf dem Kern befindliche Spulen
vom gleichen Fluss durchflossen.
Die Verhältnisse sind leider nicht mehr so ideal, wenn die
Sekundärspule des Transformators mit einem Strom belastet wird.
Das von der Sekundärspule erzeugte Gegenmagnetfeld reduziert die
effektive magnetische Leitfähigkeit des Eisens und veranlasst
die eine oder andere Feldlinie dazu, doch eine Abkürzung durch
die Luft und an der Sekundärspule vorbei zu nehmen.
Dieser unerwünschte, als Streuung bezeichnete Effekt ist umso stärker,
je weiter die Spulen räumlich voneinander entfernt sind.
Die praktische Auswirkung der Streuung besteht darin, dass sich zu
dem ohnehin vorhandenen ohmschen Widerstand der Kupferdrähte
noch ein induktiver Anteil, die sogenannte Streuinduktivität,
hinzuaddiert.
Die Streuung erhöht also den Innenwiderstand der
Sekundärspannung und damit auch ihre Lastabhängigkeit.
Ein weiteres Problem sind die im Eisenkern induzierten
Spannungen und die dadurch fließenden Wirbelströme.
Würde man einen massiven Eisenkern aus
gewöhnlichem Weicheisen verwenden, würde sich der
Wirkungsgrad des Transformators nicht nur wesentlich verschlechtern,
sondern der Eisenkern würde sich stark erwärmen und
erhebliche Kühlungsprobleme verursachen.
Da die Induktionsspannungen im Kern unvermeidlich sind,
lassen sich die Wirbelströme nur durch eine Reduktion
der elektrischen Leitfähigkeit des Eisens veringern.
Die wirkungsvollste Reduktion der Leitfähigkeit
erreicht man durch die Aufteilung des Kernes
in möglichst viele Einzelbleche.
Die Bleche liegen in Richtung der magnetischen
Feldlinien, sodass die Leitfähigkeit des Kernes für
das magnetische Feld nicht beeinträchtigt wird.
Die Wirbelströme jedoch, die senkrecht zu den magnetischen
Feldlinien fließen, können die Grenzen zwischen den Blechen,
die gegeneinander isoliert sind, nicht überwinden.
Es können dann nur noch die wesentlich kleineren Wirbelströme
innerhalb der einzelnen Bleche fließen.
Diese restlichen Wirbelströme lassen sich
nochmals reduzieren, indem die elektrische Leitfähigkeit des
Eisens durch Zugabe von einigen Prozent Silizium
deutlich herabgesetzt wird.
1.1 Die gebräuchlichen Kernbauformen
Die Kernbauformen sind weitgehend standardisiert
und werden nach Blechform und Größe bezeichnet.
Folgende Bauformen sind dabei gebräuchlich:
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Bild 1.1a: UI-Kern
Bild 1.1b: EI-Kern
Bild 1.1c: M-Kern
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Bild 1.1a zeigt den einfachen UI-Kern, der,
wie der Name schon sagt, aus einzelnen Blechen in U- und I-Form besteht.
Bei dem UI-Kern können beide Schenkel mit einem Spulenkörper
versehen werden.
Am einfachsten wäre es, auf dem einen Spulenkörper die Primär-
und auf dem anderen die Sekundärspule unterzubringen.
Leider erkauft man sich mit dieser Vereinfachung eine erhebliche
Zunahme der Streuung, was den Innenwiderstand der Ausgangsspannung
entsprechend erhöht.
UI-Kern-Transformatoren werden daher fast immer symmetrisch gebaut,
sodass sich Primär- und Sekundärspule je zur Hälfte auf dem einen
und dem anderen Spulenkörper befinden.
Diese Aufsplittung erhöht natürlich die Herstellungskosten.
Der Vorteil ist die flache Bauweise (Einsatz für Flachtransformatoren)
und die gute Ausnutzung des Eisenkernes, der fast vollständig umwickelt ist.
Die aus einem U-und I-förmigen Blech bestehenden Schichten
werden üblicherweise abwechselnd gegensinnig in die Spulenkörper geschoben.
Das erhöht die Stabilität des Blechpaketes und verringert vor allem den
effektiven Luftspalt des Kernes.
In Bild 1.1b ist der bei Kleintransformatoren gebräuchlichste EI-Kern dargestellt.
Wie beim UI-Kern sind auch beim EI-Kern die Einzelbleche gegensinnig angeordnet.
Der Vorteil des EI-Kernes besteht darin,
dass alle Wicklungen preiswert auf einen Spulenkörper gewickelt werden können.
Je nach Anforderung werden die Wicklungen übereinander
(geringe Streuung, niedriger Innenwiderstand) oder in zwei
getrennten Kammern nebeneinander (gute Schutztrennung) angeordnet.
Zur Vereinfachung der Herstellung wird auch oft das E- und das
I-Paket auf den Spulenkörper zusammengedrückt und an den
Außenkanten verschweißt.
Da die Schweißnaht nur entlang der Außenkante verläuft und so keinen
geschlossenen Ring um den Kern herum bildet,
können dort auch keine nennenswerten Wirbelströme fließen.
EI-Kern-Transformatoren haben mit den marktüblichen Blechabmessungen,
im Gegensatz zu den relativ flachen UI-Kern-Transformatoren,
eher eine kubische Bauform.
Eine Verbesserung des EI-Kernes, der M-Kern, ist in Bild 1.1c zu sehen.
Die Bleche einer Schicht bestehen jetzt nur noch aus einem Stück.
Der magnetische Fluss muss hier nur noch den einen Luftspalt im
Mittelschenkel überwinden.
Dieser ist dazu noch minimal, weil
die Außenschenkel kein Auseinanderziehen des Bleches erlauben.
Die Montage der Bleche ist dafür etwas schwieriger; vieleicht
eine Ursache dafür, dass die M-Kerne etwas aus der Mode gekommen sind.
Anstatt den Kern aus einzelnen Blechen zusammenzuzetzen,
kann man ihn auch aus einem langen Band wickeln.
Dies vereinfacht nicht nur die Herstellung des Kernes,
sondern veringert, wegen der Ähnlichkeit von Feldlinien- und
Blechverlauf, auch dessen Streufelder.
In Bild 1.1d ist ein sogenannter Schnittbandkern zu sehen.
Um das Blechpaket in einen Spulenkörper schieben zu können,
muss es zunächst aufgeschnitten werden (daher der Name).
Damit sich beim Zusammenbau kein wesentlicher Luftspalt bildet,
werden die Schnittflächen der Kernstücke plangeschliffen
und mit Hilfe eines Stahlspannbandes um den Kern herum
dauerhaft zusammengepresst.
Übliche Bauformen sind sowohl die in Bild 1.1d gezeigte, aus
vier Kernstücken bestehende Version mit doppeltem Außenschenkel,
die dem EI- oder M-Kern entspicht als auch die dem UI-Kern
entsprechende einfache Version mit zwei Spulenkörpern und nur
zwei Kernstücken.
Schnittbandkerne findet man nur noch selten,
da sie von den kostengünstigen und besseren Ringkernen
weitgehend verdrängt wurden.
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Bild 1.1d: Schnittbandkern
Bild 1.1e: Ringbandkern
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Der in Bild 1.1e gezeigte Ringkern ist eigentlich der ideale Kern.
Im Gegensatz zum Schnittbandkern wird das Eisenband im Ringkern
kreisrund gewickelt und nicht durchgeschnitten.
Da die magnetischen Feldlinien einer Ringluftspule (Toroid)
sowieso dort verlaufen würden, wo sich der Eisenkern befindet,
können sie auch keine Abkürzungen außerhalb der Spule nehmen.
Der Ringkerntransformator ist daher bei gleichmäßiger
Bewicklung nahezu streufeldfrei.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Ringkerntransformator
keine Streuinduktivität besitzt.
Die doppelte Bedeutung des Begriffes Streufeld tritt hier
besonders deutlich zu Tage.
Während sich die meisten Anwender nur für das nach außen
dringende Störstreufeld interessieren, das vor allem in Audiogeräten
unangenehme Brummspannungen induziert, ist das nicht nach außen
dringende, ebenfalls ringförmige Streufeld in und zwischen den
Primär- und der Sekundärwicklungen für die Streuinduktivität
verantwortlich.
Wegen der dichten Anordnung von Primär- und Sekundärspule
ist die Streuinduktivität allerdings niedriger als bei
allen anderen Kernformen.
Dafür ist auch die Isolation großflächiger und etwas problematischer,
vor allem bei hohen Spannungen.
Ringkerntransformatoren werden deshalb vorwiegend für Anwendungen bis
230 Volt Netzspannung eingesetzt.
Für höhere Spannungen verwendet man hauptsächlich EI- oder UI-Kerne.
Für die Bewicklung von Ringkernen sind spezielle Wickelmaschinen erforderlich.
Erst solche Maschinen erlauben eine wirtschaftliche Herstellung
dieser Transformatoren.
1.2 Die Dimensionierung von 50-Hz-Transformatoren
Ein Transformator ist dann optimal ausgenutzt,
wenn das Eisen im Kern gerade noch nicht in die Sättigung gerät.
In diesem Fall wird der maximal mögliche magnetische Fluss
und somit auch die maximal mögliche Induktionsspannung erreicht.
Die für eine bestimmte Spannung erforderliche Windungszahl
ist dann minimal und der bei vorgegebenenm Wicklungsquerschnitt
mögliche Drahtdurchmesser maximal.
Mit einer niedrigeren Windungszahl würde man
den Kern unweigerlich in die Sättigung fahren;
die stark reduzierte Induktivität der Primärspule während der
Sättigung führt zu einem schnell ansteigenden Strom, der,
zusammen mit den Sättigungsverlusten im Eisenkern,
zur Überlastung des Transformators führt.
Erhöht man die Windungszahl, wird der Draht von Primär- und
Sekundärspule länger und auch dünner (er muss dünner werden,
damit er auf den begrenzten Wicklungsquerschnitt passt).
Dadurch erhöht sich nicht nur die Streuinduktivität, der
zusätzliche Drahtwiderstand führt auch zu einer geringeren
Belastbarkeit des Transformators.
1.2.1 Die erforderliche Kerngröße eines Transformators
Die Größe des Trafos für eine geforderte Leistung ist ein Erfahrungswert.
Für die standardisierten Kernformen sind diese Werte bei den
Trafoherstellern aber in etwa bekannt.
Im Zweifelsfall nimmt man dann den nächstgrößeren Kern.
Wer nicht im Besitz dieser Erfahrungswerte ist,
kann sich auch mit den Ähnlichkeitsgesetzen weiterhelfen.
Dazu sucht man sich einen bekannten Standardkern mit
bekannter Leistung im mittleren Bereich aus, z. B. EI60/21 mit ca. 20 VA.
Wegen des induktiv bedingten Blindleistungsanteiles der vom Trafo
aufgenommenen Gesamtleistung wird die Leistung üblicherweise als
Scheinleistung mit der Abkürzung VA angegeben.
Eine nennenswerte Abweichung der Scheinleistung von der tatsächlich erzielbaren
Ausgangswirkleistung findet man vor allem bei Trafos mit sehr kleiner
Leistung und/oder großer Streuinduktivität (Streutransformatoren).
Im Normalfall kann das VA direkt durch Watt ersetzt werden.
Die Kernaussage der Ähnlichkeitsgesetze besteht darin,
dass bei einer maßstabgetreuen Vergrößerung bzw. Verkleinerung
eines Originals um den Faktor k sich alle Strecken
um das k-fache vergrößern bzw. verkleinern.
Dies ist eigentlich selbstverständlich und leicht einzusehen,
hat aber manchmal erstaunliche Konsequenzen.
Als unmittelbare Folgerung aus dieser Tatsache ergibt sich,
dass sich alle Flächen um das k2-fache,
alle Volumina und Massen um das k3 -fache vergrößern
bzw. verkleinern.
Will man einen Trafo um das k-fache vergrößern,
vergrößert sich die Querschnittsfläche des Eisenkerns,
also auch der maximale magnetische Fluss um das k2-fache.
Die nötigen Windungszahlen reduzieren sich dann um das k2-fache,
der Windungsumfang erhöht auf das k-fache,
die Drahtlänge der Wicklungen reduziert sich daher um das k-fache.
Gleichzeitig steht jetzt, bei einer um k2-fach
reduzierten Windungszahl,
der k2-fache Wicklungsquerschnitt zur Verfügung.
Der Drahtquerschnitt kann somit um das k4-fache erhöht werden.
Wegen der Verlängerung des Windungsumfanges
bei gleichzeitiger Reduktion der Windungszahl um das k2-fache
reduziert sich der Drahtwiderstand schließlich um das k5-fache.
Die zulässige Verlustleistung ist in etwa proportional zur Oberfläche,
erhöht sich also um das k2-fache.
Da die Verlustleistung mit dem Quadrat des Laststromes,
also auch mit dem Quadrat der Übertragungsleistung wächst,
erlaubt die Reduktion des Drahtwiderstandes um das k5-fache
eine Erhöhung der Übertragungsleistung um das k2,5-fache.
Die Zunahme der Oberfläche und zulässigen Verlustleistung um k2
erlaubt eine weitere Erhöhung der Übertragungsleistung um das k-fache.
Daraus ergibt sich folgende allgemeine Umrechnungsregel:
Werden die Abmessungen eines Transformators
bei konstanter Frequenz und Bauform mit dem Maßstab k multipliziert,
multipliziert sich die erzielbare Übertragungsleistung
mit dem Faktor k3,5.
Erstaunlich an diesem Ergebnis ist,
dass bei Vergrößerung eines Trafos die Leistung stärker steigt
als Volumen und Masse.
Die Eisenverluste sind allerdings volumenproportional.
Da bei Vergrößerung des Trafos das Volumen schneller steigt
als die der Kühlung dienende Oberfläche,
fallen diese Verluste mit zunehmender Trafogröße mehr ins Gewicht.
Eventuell muss die Blechdicke reduziert
oder der Kern zusätzlich gekühlt werden.
Aus dieser Berechnung ergeben sich noch zwei weitere Vorteile
großer Trafos: Während die Übertragungsleistung mit
dem Faktor k3,5 steigt, erhöht sich die Verlustleistung,
entsprechend der kühlenden Oberfläche, nur um k2,
was eine beträchtliche Erhöhung des Wirkungsgrades großer
Trafos bedeutet.
Der hohe Wirkungsgrad großer Trafos geht bei
kleiner Streuinduktivität aber auch mit einen niedrigen
Innen- bzw. Kupferwiderstand einher.
Dementsprechend ist die Ausgangsspannung kleiner Trafos
lastabhängiger als die der Großen.
Kleine Trafos sind aus diesen Gründen auch
unempfinlicher gegen Überlastung.
Sehr kleine Trafos bis etwa EI 30 sind
i. d. R. sogar dauerkurzschlussfest.
Die Leerlaufspannung kleiner Trafos (z. B. EI30) muss aus den gleichen
Gründen mit etwa dem 1,5-fachen der Normallastspannung angesetzt werden.
Der Wirkungsgrad liegt dann bei Normallast unter 70 %.
Fazit: Große Netztrafos arbeiten also effektiver als kleine.
Ein Problem bei der Umrechnung der Leistungsklassen besteht darin,
dass die Standardkerne nicht immer formgleich (ähnlich) sind.
Oft wird zur Leistungsvergrößerung nur die Dicke des Blechpaketes erhöht.
Im Idealfall sollte der Eisenkern im Spulenkörper aber einen
quadratischen Querschnitt haben (noch besser wäre kreisrund).
Bei quadratischen bzw. kreisförmigen Querschnitten
lässt sich bekanntlich mit minimaler Drahtlänge die
maximale Querschnittsfläche umwickeln.
Für eine grobe
Berechnung der zu erwartenden Übertragungsleistung ist die
Ähnlichkeitsbetrachtung aber eine gute Orientierung.
Soll z. B. ein Trafo mit EI-Kern eine Leistung von 80 VA (Watt) übertragen,
nimmt man sich zunächst den eingangs erwähnten 20-VA-Mustertrafo EI60/21.
Die Leistung soll sich also vervierfachen,
d. h. k3,5 = 4
also k = 41/3,5 = 1,49.
Der formgleiche Kern müsste dann eine Kantenlänge von ca. 89 mm haben.
Der nächstliegende Standardkern wäre der EI88-Kern.
1.2.2 Die Berechnung der Windungszahlen
Hat man sich erst einmal für einen Kern entschieden,
lässt sich die erforderliche Windungszahl ganz gut berechnen.
Geht man davon aus, dass Weicheisenkerne bis zu einer magnetischen
Feldstärke von etwa 1,5 Tesla magnetisiert werden können,
lässt sich die bei 50 Hz erzielbare Umlaufspannung,
das ist die Induktionsspannung einer Windung, wie folgt berechnen:
Dazu möchte ich zunächst eine qualitative Betrachtung zum
Zusammenhang zwischen Trafospannung und Magnetfeld einfügen.
Aus der Wechselstromlehre ist bekannt, dass in einer idealen Spule die
Spannung dem Spulenstrom um 90° bzw. π/2 vorauseilt.
Dies bedeutet u. a. dass der Strom im Spannungsmaximum null
und im Nulldurchgang maximal ist.
Der Wert des Stromes ist für die folgende Betrachtung
und in der Praxis belanglos.
Allerdings ist er immer proportional, also auch in Phase zum Magnetfeld.
Das Magnetfeld im Eisenkern ist also im positiven
Scheitelpunkt der Wechselspannung null und baut sich bis zum
Nulldurchgang auf seinen Maximalwert auf.
Bis zum negativen Scheitelpunkt der Spannung hat es sich dann wieder
bis auf null abgebaut.
Bis zum nächsten Nulldurchgang der Spannung hat es
dann den Maximalwert in umgekehrter Richtung erreicht,
um sich dann schließlich bis zum positiven Scheitelpunkt
der Spannung wieder komplett abzubauen.
Der Aufbau des magnetischen Feldes einer Spule
findet also immer in einer Viertelperiode statt,
beginnend im Scheitelpunkt bis zum nächsten Nulldurchgang der Spannung.
Die Umlaufspannung einer Spule ist identisch mit der zeitlichen Änderung
des magnetischen Flusses im Eisenkern (Flussänderung pro Sekunde).
Legt man eine Spannung an die Spule an, steigt der Fluss
proportional zu Spannung und Zeit.
Da sich die Spannung zeitlich ändert,
können Spannung und Zeit nicht einfach multipliziert werden,
sondern es muss ein bestimmtes Integral ausgerechnet werden.
Wer sich mit Integralrechnung nicht auskennt,
den möchte ich an dieser Stelle damit verschonen,
und wer sich damit auskennt, weis sowieso, was rauskommt.
Bildlich kann man sich jedenfalls den magnetischen Fluss
als die Fläche unter der Umlaufspannungskurve vorstellen.
Eine besondere Eigenschaft der Einheits-Sinusfunktion
(Scheitelwert 1, Winkel im Bogenmaß aufgetragen) besteht darin,
dass die Fläche unter einer Halbwelle exakt zwei ist.
Die Fläche unter einer Viertelperiode ist dementsprechend eins.
Um diese noch sehr abstrakte Fläche in die Realität zu übertragen,
muss das Ganze (die Eins) noch mit dem Scheitelwert der
Umlaufspannung Û1 und der auf das Bogenmaß 2π bezogenen
Periodendauer T der Wechselspannung multipliziert werden.
Der maximale magnetische Fluss
im Kern errechet sich dann mit der Formel
= Û1
T/2π = Û1 1/2πf.
Durch Umstellen der Gleichung ergibt sich dann die maximale
Umlaufspannung mit Û1 = 2πf
= 2πfA
.
Dabei ist f die Frequenz in Hz,
A die Querschnittsfläche des Eisenkernes in Quadratmeter und
die maximale
magnetische Feldstärke in Tesla (ca. 1,5 T).
Setzt man die im Normalfall festen Größen f = 50 Hz und
= 1,5 T in die
Gleichung ein und unterschlägt die Maßeinheiten
(die Physiker mögen mir diesen Frevel verzeihen),
erhält man die formal falsche aber praktisch nützliche Formel
Û1 = 470 * A oder für die Effektivspannung
Ueff = 333 * A.
Soll z. B. ein Netztrafo gewickelt werden,
dessen Eisenkern einen quadratischen Querschnitt mit 4 cm Kantenlänge hat,
erhält man eine maximale Umlaufspannung von
Û1 = 333 x 0,04 x 0,04 = 0,53 Veff.
Bei 230 Volt Netzspannung sind dann 433 Windungen zu wickeln.
1.2.3 Die Berechnung der Drahtstärken eines Transformators
Als letzte Größe wird der Drahtquerschnitt berechnet.
Dazu wird den Spulen zunächst ein Wicklungsquerschnitt zugeteilt.
Üblicherweise erhält die Primärspule etwa die Hälfte und die Sekundärspule(n)
die andere Hälfte des zur Verfügung stehenden Wicklungsquerschnittes.
Bei mehreren Sekundärspulen sollte der Flächenanteil der einzelnen Spulen
in etwa dem jeweiligen Leistungsanteil entsprechen.
Teilt man die zugeteilte Fläche durch die Windungszahl, erhält man den
theoretisch möglichen Drahtquerschnitt der jeweiligen Wicklung.
Wegen der zusätzlichen Isolationen und sonstigen Lücken zwischen den Drähten
wird man aber nicht viel mehr als die Hälfte der zugeteilten Fläche nutzen können.
Durch präzise Wickeltechnik und rechteckige Drahtquerschnitte
lässt sich bei Serienprodukten der sogenannte Füllfaktor noch deutlich erhöhen.
Da bei runden Kupferlackdrähten immer der Durchmesser angegeben wird,
muss der Drahtquerschnitt noch in Durchmesser umgerechnet werden:
D = 2√A/π.
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