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Auswirkungen und Ausblicke

Bereits qualitative Überlegungen lassen eine starke Zunahme des Ressourcenbedarfs für E-Mail-Dienste erwarten, da sich mehrere Entwicklungen überlagern (Nutzeranzahl, Nutzungsintensität, Multimedias). Erste Erfahrungen zeigen, daß mit den neuen Multimedia-Möglichkeiten die durchschnittlichen Mail-Umfänge mindestens um den Faktor 30 steigen werden. Das wird sich sowohl auf die Übertragungskapazitäten als auch auf den Speicherbedarf der Knotensysteme auswirken.

Es ist zu erwarten, daß viele Mail-UAs zukünftig MIME-Nachrichten nach RFC 1341/1521 darstellen und komfortable Möglichkeiten zur Erzeugung von Multimedia-Nachrichten bieten können. (Wer für die Bereitstellung der Kommunikationsressourcen verantwortlich ist, befürchtet dies wohl eher...) Um die Verbreitung zu forcieren, ist es wünschenswert, daß die verbreiteten UAs mittels metamail um diese Fähigkeiten erweitert werden.

MIME wird sicher in naher Zukunft auch in das NetNews-System Einzug halten, über das bereits heute Binärprogramme, Bilder ... in kodierter Form (uuencode) verteilt werden. Mit MIME ließe sich das eleganter bewerkstelligen.

Weitere Anwendungen für MIME sind z.B.:

Ein Problem der MIME-Erweiterungen besteht darin, wie man dem nicht ''ausreichend'' ausgestatteten Empfänger einer Nachricht oder News-Leser einen vernünftigen Eindruck vom Inhalt verschaffen kann. Enthält die Mail oder der Artikel die Nachricht ''prophylaktisch'' in mehreren Formaten, wird eine Verschwendung von Ressourcen in Kauf genommen. Denkbar wären formatwandelnde Gateways oder UAs (z.B. Umwandlung von Bildformaten oder Textrepräsentationen).

Das Konzept von MIME erfordert keine Änderung im Transportsystem. Mail-Administratoren und MTA-Implementatoren sollten die neuen Möglichkeiten jedoch nicht ignorieren:

Diese Möglichkeiten sind noch in der Diskussion [7]. Auf alle Fälle sollte der Absender von Nachrichten eine Möglichkeit bekommen, diese Art von Umwandlungen zu beeinflussen.

Durch MIME werden Erweiterungen in definierten und implementierten Mail-Zugangsprotokollen (POP2/3, IMAP2/3) nötig. Die neuen Erweiterungen von SMTP [9,10,11] (neues SMTP Kommando EHLO, Aushandlung von 8-Bit-Übertragung und Größe) spiegeln die neuen Anforderungen von MIME an das Transportprotokoll wider. Interessant sind Aktivitäten zur Zusammenführung von Privacy Enhanced Mail und MIME [8].

Die Erfahrungen mit MIME werden sicher Einfluß nehmen auf die Definition von X.400-Bodytypes. Die Interoperabilität zur X.400-Welt ist durch geeignete Abbildungsvorschriften herstellbar [1]. Dabei sind folgende Gesichtspunkte relevant:

Die erste Release des ISODE-Consortiums enthält eine -Implementation eines Gateways zwischen MIME und X.400 entsprechend der MIME-MHS RFC's.

Abschließend sei bemerkt, daß MIME ein hervorragendes Beispiel für den praxisnahen Standardisierungsprozeß im Internet ist. Electronic Mail wird durch MIME attraktiver und wird sicher weitere Anwendungsgebiete erschließen.



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Frank Richter, Dezember 1993