So standen wir um fünf Uhr völlig allein auf dem Südbahnhof und lasen auf dem Aushang, dass der Zug ausfallen würde. Trotzdem warteten wir bis zur Abfahrtszeit, und wider Erwarten kam er doch. Innerhalb von fünf Stunden schafften wir per "Schönes Wochenende" die Strecke nach Zittau. Über den Autogrenzübergang ging es ein kurzes Stück durch Polen und dann nach Tschechien in die Stadt Hradek nad Nisou. Hier stiessen wir auf einen ausgeschilderten Radweg Zittau - Liberec. Auf ruhigen Nebenstrassen und Trampelpfaden radelten wir immer neißeaufwärts. Leider ließ die Ausschilderung oft zu wünschen übrig, so dass wir froh waren, in Besitz einer Wanderkarte zu sein (Jizerske hory, 1:100.000). Nach einem guten und preiswerten Mittagsessen in einem Neubaugebiet in Liberec wagten wir den Anstieg. Über Rudolfov und Kristianov kletterten wir auf befestigten Waldwegen ca. 600 Höhenmeter nach oben bis zum Berg Jizera. Nach der Abfahrt zur Gaststätte Smedava und weiteren fünf Kilometern Forststrasse erreichten wir bei Einbruch der Dunkelheit und leichtem Nebel den Ort Jizerka.
Am Misthaus angekommen, bot sich uns ein fürchterlicher Anblick. Lediglich der kleine Teil aus Stein stand noch, ansonsten waren nur grosse Berge angekohltes Holz und Asche zu sehen. überall roch es nach Lagerfeuer.
Nach genauerem Hinsehen zeigte sich, dass sich doch schon einiges getan hatte. Im Steinbau war ein Raum eingerichtet und überdacht worden, in die Wände waren neue Fenster eingesetzt, im Raum gab es einen Ofen, ein paar Stühle und Bettgestelle. Ein neues Herzchenhaus und ein Armeezelt waren aufgestellt, auf der Strasse standen ein Bauwagen, davor ein paar Tische und natürlich Gustav Ginzel. Wir wurden freundlich begrüßt und durften unser Zelt auf der Wiese neben der Ruine aufschlagen. Fleissige Helfer machten die Notunterkunft weiter winterfest, vor dem grossen Zelt wurden angekohlte Bücher sortiert. Ein Teil ist noch brauchbar, aber leider wurden alle Dias vernichtet.
Als nächstes stand eine Rettungsaktion für eine Katze an. Diese hatte sich drei Tage vorher vor Hunden auf einen Elektromast geflüchtet und traute sich nicht mehr herunter. Von der "Pyramida" konnte eine lange Leiter beschafft werden, und kurz danach hatte das Tier wieder festen Boden unter den Füssen. Dummerweise wurde das Tier kurz danach wieder von den Hunden auf den Mast gejagt, blieb aber in erreichbarer Höhe auf dem Mast sitzen und konnte so relativ leicht gepflückt werden.
Abends in der Kneipe erfuhren wir von anderen Misthausfans weitere Einzelheiten. Der Brand ereignete sich halb drei in der Nacht und brach im Stereoklo aus. In der Nacht waren fünf Leute da, die aber nach vorn hinaus im Fernsehzimmer schliefen und den Brand dadurch erst bemerkten, als alles zu spät war. Als die Feuerwehr kam, war bereits nichts mehr zu retten. Bereits am nächsten Wochenende begannen die Aufräumarbeiten, Gustavs Bruder konnte den Bauwagen beschaffen. Gustav erfuhr in Australien von der Katastrophe durch einen Anruf seiner Schwester. Wieder in Jizerka erhielt er Quartier im "Glaswerk", das dadurch sehr gut besucht ist. Er scheint auch ganz gut darüber hinweg gekommen zu sein, der Verkauf von Souvenirs läuft bereits wieder, es wird feste gestempelt und im "Glaswerk" ein Misthausvideo gezeigt. Etwas makaber ist vielleicht der Verkauf von Misthausasche. Wann es mit dem Wiederaufbau konkret losgehen soll, war noch unklar, aber jetzt vorm Winter mit Sicherheit nicht mehr.
Am nächsten Morgen machten wir noch einige Fotos (werden voraussichtlich zum Globetrottertreffen am 7.11. gezeigt), nahmen Kurierpost mit und brachen in Richtung Hejnice auf. Wir genossen die herrliche Abfahrt durch herbstlich gefärbte Wälder. über Frydlant und Chrastava ging es zurück nach Hradek nad Nisou. Jetzt benutzten wir den Fussgängergrenzübergang nach Harthau und fuhren auf einem Radweg immer entlang der Neisse wieder nach Zittau. Der Kauf der Fahrradkarten gelang mir auf dem Bahnhof nicht, es hatte sich noch nicht herumgesprochen, daß diese mit Wochenendticket nur 4,40 DM kosten. Im Zug klappte es dann aber wie erwartet. Offenbar werden die Zugbegleiter besser geschult.
Fazit: Fahrt ruhig zum Misthaus, Gustav ist froh, wenn jemand kommt. Zelten wird geduldet, wenn Euch die Kälte nicht so sehr stört. Ansonsten ist Anmeldung zu empfehlen: Gustav Ginzel, CR 46850 Jizerka 8. Noch willkommener ist praktische Hilfe, wenn Ihr dazu Zeit habt. Weiterhin wird noch viel Geld für den Wiederaufbau benötigt. überweist Eure Spenden auf das unten genannte Konto oder gebts Gustav selbst - es gibt dann ein "Souvenir" aus den "Überresten".
Spendenkonto: 53 28 000
Deutsche Bank Dresden
BLZ 870 700 00
Empfänger: Kontaktbüro Misthaus-Aufbau
Verwendungszweck: Spende für Wiederaufbau.
Das Kontaktbüro erreicht Ihr unter folgender Adresse:
Jörg Puchmüller Alttrachau 12 01139 Dresden
Tel: 0351/8480101 18:00 - 8:00 Fax: 0351/4873257