Radtour zum ehemaligen Misthaus 1995

Da ich am Freitag morgen zur angek�ndigten Radtour allein am Bahnhof stand, beschlo� ich, erst mal wieder heimzufahren. Zu Hause beratschlagte ich mit Petra, was wir dann bei dem sch�nen Wetter am Wochenende unternehmen k�nnten, und wir entschieden uns, am Samstag doch noch in Richtung Misthaus aufzubrechen.

So standen wir um f�nf Uhr v�llig allein auf dem S�dbahnhof und lasen auf dem Aushang, dass der Zug ausfallen w�rde. Trotzdem warteten wir bis zur Abfahrtszeit, und wider Erwarten kam er doch. Innerhalb von f�nf Stunden schafften wir per "Sch�nes Wochenende" die Strecke nach Zittau. �ber den Autogrenz�bergang ging es ein kurzes St�ck durch Polen und dann nach Tschechien in die Stadt Hradek nad Nisou. Hier stiessen wir auf einen ausgeschilderten Radweg Zittau - Liberec. Auf ruhigen Nebenstrassen und Trampelpfaden radelten wir immer nei�eaufw�rts. Leider lie� die Ausschilderung oft zu w�nschen �brig, so dass wir froh waren, in Besitz einer Wanderkarte zu sein (Jizerske hory, 1:100.000). Nach einem guten und preiswerten Mittagsessen in einem Neubaugebiet in Liberec wagten wir den Anstieg. �ber Rudolfov und Kristianov kletterten wir auf befestigten Waldwegen ca. 600 H�henmeter nach oben bis zum Berg Jizera. Nach der Abfahrt zur Gastst�tte Smedava und weiteren f�nf Kilometern Forststrasse erreichten wir bei Einbruch der Dunkelheit und leichtem Nebel den Ort Jizerka.

Am Misthaus angekommen, bot sich uns ein f�rchterlicher Anblick. Lediglich der kleine Teil aus Stein stand noch, ansonsten waren nur grosse Berge angekohltes Holz und Asche zu sehen. �berall roch es nach Lagerfeuer.

Nach genauerem Hinsehen zeigte sich, dass sich doch schon einiges getan hatte. Im Steinbau war ein Raum eingerichtet und �berdacht worden, in die W�nde waren neue Fenster eingesetzt, im Raum gab es einen Ofen, ein paar St�hle und Bettgestelle. Ein neues Herzchenhaus und ein Armeezelt waren aufgestellt, auf der Strasse standen ein Bauwagen, davor ein paar Tische und nat�rlich Gustav Ginzel. Wir wurden freundlich begr��t und durften unser Zelt auf der Wiese neben der Ruine aufschlagen. Fleissige Helfer machten die Notunterkunft weiter winterfest, vor dem grossen Zelt wurden angekohlte B�cher sortiert. Ein Teil ist noch brauchbar, aber leider wurden alle Dias vernichtet.

Als n�chstes stand eine Rettungsaktion f�r eine Katze an. Diese hatte sich drei Tage vorher vor Hunden auf einen Elektromast gefl�chtet und traute sich nicht mehr herunter. Von der "Pyramida" konnte eine lange Leiter beschafft werden, und kurz danach hatte das Tier wieder festen Boden unter den F�ssen. Dummerweise wurde das Tier kurz danach wieder von den Hunden auf den Mast gejagt, blieb aber in erreichbarer H�he auf dem Mast sitzen und konnte so relativ leicht gepfl�ckt werden.

Abends in der Kneipe erfuhren wir von anderen Misthausfans weitere Einzelheiten. Der Brand ereignete sich halb drei in der Nacht und brach im Stereoklo aus. In der Nacht waren f�nf Leute da, die aber nach vorn hinaus im Fernsehzimmer schliefen und den Brand dadurch erst bemerkten, als alles zu sp�t war. Als die Feuerwehr kam, war bereits nichts mehr zu retten. Bereits am n�chsten Wochenende begannen die Aufr�umarbeiten, Gustavs Bruder konnte den Bauwagen beschaffen. Gustav erfuhr in Australien von der Katastrophe durch einen Anruf seiner Schwester. Wieder in Jizerka erhielt er Quartier im "Glaswerk", das dadurch sehr gut besucht ist. Er scheint auch ganz gut dar�ber hinweg gekommen zu sein, der Verkauf von Souvenirs l�uft bereits wieder, es wird feste gestempelt und im "Glaswerk" ein Misthausvideo gezeigt. Etwas makaber ist vielleicht der Verkauf von Misthausasche. Wann es mit dem Wiederaufbau konkret losgehen soll, war noch unklar, aber jetzt vorm Winter mit Sicherheit nicht mehr.

Am n�chsten Morgen machten wir noch einige Fotos (werden voraussichtlich zum Globetrottertreffen am 7.11. gezeigt), nahmen Kurierpost mit und brachen in Richtung Hejnice auf. Wir genossen die herrliche Abfahrt durch herbstlich gef�rbte W�lder. �ber Frydlant und Chrastava ging es zur�ck nach Hradek nad Nisou. Jetzt benutzten wir den Fussg�ngergrenz�bergang nach Harthau und fuhren auf einem Radweg immer entlang der Neisse wieder nach Zittau. Der Kauf der Fahrradkarten gelang mir auf dem Bahnhof nicht, es hatte sich noch nicht herumgesprochen, da� diese mit Wochenendticket nur 4,40 DM kosten. Im Zug klappte es dann aber wie erwartet. Offenbar werden die Zugbegleiter besser geschult.

Fazit: Fahrt ruhig zum Misthaus, Gustav ist froh, wenn jemand kommt. Zelten wird geduldet, wenn Euch die K�lte nicht so sehr st�rt. Ansonsten ist Anmeldung zu empfehlen: Gustav Ginzel, CR 46850 Jizerka 8. Noch willkommener ist praktische Hilfe, wenn Ihr dazu Zeit habt. Weiterhin wird noch viel Geld f�r den Wiederaufbau ben�tigt. �berweist Eure Spenden auf das unten genannte Konto oder gebts Gustav selbst - es gibt dann ein "Souvenir" aus den "�berresten".


Spendenkonto: 53 28 000
Deutsche Bank Dresden
BLZ 870 700 00
Empf�nger: Kontaktb�ro Misthaus-Aufbau
Verwendungszweck: Spende f�r Wiederaufbau.

Das Kontaktb�ro erreicht Ihr unter folgender Adresse:
J�rg Puchm�ller Alttrachau 12 01139 Dresden
Tel: 0351/8480101 18:00 - 8:00 Fax: 0351/4873257


Jens Poenisch
TU Chemnitz-Zwickau, Fak. Wirtschaftswissenschaften, 09107 Chemnitz